Mönchengladbach Monforts: Die Russen kommen

Mönchengladbach · Der Vertrag ist unterschrieben. Wir stellen das Unternehmen aus St. Petersburg vor, das Mehrheitseigentümer von Monforts wird. Es wurde von einem Kaiser gegründet, hat früher Panzer gebaut und produziert heute Traktoren.

Was sich seit Wochen andeutete, ist jetzt sicher: Eine russische Investorengruppe hat 51 Prozent der Anteile an dem Werkzeugmaschinenbauer Monforts erworben.

Die Russen, denen der Großmaschinenbauer Kirovsky Zavod gehört, haben sich in Mönchengladbach bereits vorgestellt — und Eindruck hinterlassen. Nicht nur bei den Mitarbeitern herrscht Erleichterung, auch die Vertreter der Arbeitnehmer sind angetan.

"Das ist eine gute Nachricht für Monforts und die Stadt", sagt Hans Lehmann, DGB-Kreisvorsitzender und langjähriger Betriebsrat bei Monforts. Reimund Strauss, erster Bevollmächtigter der IG Metall in Mönchengladbach, geht nicht nur davon aus, dass sämtliche verbliebenen 120 Arbeitsplätze erhalten bleiben. "Wenn das Geschäft wieder läuft, werden möglicherweise wieder die 50 Mitarbeiter gebraucht, die jetzt in einer Transfergesellschaft geparkt sind", hofft Strauss. Vor der Insolvenz hatte Monforts Werkzeugmaschinen 199 Mitarbeiter.

Versteht was vom Geschäft

Dass nun Russen in Deutschland investieren, ist zwar für Mönchengladbach noch ungewöhnlich, für die IG Metall aber nicht weiter bemerkenswert. "So wie Deutsche andernorts aktiv werden, ist es in diesem Fall eben umgekehrt. Unser erster Eindruck ist: Da kommt ein Investor, der etwas von dem Geschäft versteht", so Strauß.

Das bestätigt ein Blick auf die Seite des Unternehmens im Internet. Zwar gibt es für hiesige Gepflogenheiten ungewöhnliche Details. So wurde die Gründung des Unternehmens 1801 von Kaiser Pawel I. befohlen. Im beiden Weltkriegen lief die Waffenproduktion auf Hochtouren, wofür es unter anderem zwei Lenin-Orden und einen Orden des vaterländischen Krieges des I. Grades gab.

Doch ein Blick in die Produktpalette und in die Personalpolitik vermittelt den Eindruck eines Unternehmens auf der Höhe der Zeit. Im Stammwerk St. Petersburg gibt es ein Mentorensystem, das jedem Angestellten unter 30 einen erfahrenen Mitarbeiter zur Seite stellt. Das Programm "Reserve" fördert Nachwuchsförderungskräfte. Für Bonuszahlungen an engagierte Mitarbeiter gab die Gruppe zuletzt pro Jahr 18,6 Millionen Rubel (450 000 Euro) aus.

Zu den Kunden von Monforts gehören auch Abnehmer von Flugzeugturbinen wie beispielsweise Rolls Royce. Zwar waren wegen der über Monate unklaren Zukunft zuletzt kaum noch neue Aufträge eingegangen.

Etliche Kunden hatten aber signalisiert, bei einem Fortführen des Unternehmens weiter auf Monforts zu setzen. Klar ist, dass der neue Investor eine neue Geschäftsführung installieren wird. Der bisherige Mehrheitsgesellschafter, die Krefelder Jagenberg AG, hält künftig nur noch 49, statt bisher 51 Prozent der Anteile.

Der Gladbacher Insolvenzverwalter Emil Rinckens hatte das Verfahren begleitet. Nicht betroffen von dem Insolvenzverfahren war die A. Monforts Textilmaschinen. Beide Gesellschaften sind seit Jahren getrennt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort