Projekt in Rheydter Innenstadt Film von Skatern, aber nicht für Skater

Mönchengladbach · Die Idee zum Projekt „Film-Rollen“ hatte Maria Jackschitz, die das Jugendbildungscafé an der Odenkirchener Straße betreut. Der Verein Rollbrett-Union war natürlich sofort mit von der Partie. Der Film soll Verständnis für Skater wecken.

 Ungewöhnliche Perspektiven gibt es bei den Dreharbeiten zu „Film-Rollen“.

Ungewöhnliche Perspektiven gibt es bei den Dreharbeiten zu „Film-Rollen“.

Foto: Bauch, Jana (jaba)

Sie machen Krach, sie rasen unkontrolliert durch die Gegend, sind ein Risiko für andere und leben sehr gefährlich. Die Kommentare, die die jungen Filmemacher bei den Passanten in den Einkaufsstraßen in Rheydt aufgeschnappt haben, lassen die Skepsis erkennen, mit der die Fahrer auf ihren Skate-Boards vielfach betrachtet werden. Die Filmemacher sind nicht ohne Grund unterwegs, sie gehören selbst zur so genannten Skate-Szene und sie nutzen die Zeit der Herbstferien, um in einem Filmprojekt auf sich, auf ihre Leidenschaft und auf ihre Situation aufmerksam zu machen.

Die Idee zu diesem Projekt „Film-Rollen“ hatte Maria Jackschitz, die als Streetworkerin unterwegs ist und das Jugendbildungscafé an der Odenkirchener Straße betreut. Beim gemeinnützigen Verein Rollbrett-Union, der die Skate-Halle Rollmarkt an der Hauptstraße in Rheydt betreibt, fand sie sofort Unterstützung. „Das ist die Gelegenheit, die Skate-Szene in Mönchengladbach einmal in ihrer Vielfältigkeit zu präsentieren“, sagte Christian Braß, Vorstandsmitglied des gemeinnützigen Vereins.

Das Skaten sei mehr als ein Sport, es sei ein Lebensgefühl, eine Einstellung, ein Zusammenleben Gleichgesinnter. Im Rollmarkt haben sie eine Heimat und gestalten gemeinsam ihre Freizeit. „Hier tummeln sich an fünf Tagen die Woche bis zu 80 Menschen zwischen drei und 40 Jahren täglich von 15 bis 20 Uhr“, sagt Braß. „Hier wird nicht nur auf den Brettern gefahren, hier werden auch neue Boards und neue Rampen gebaut, hier wird Zeit zusammen verbra.“ Und jetzt wird auch noch ein Film gedreht. „Von Skatern, aber nicht für Skater“, wie Braß betont. Es werde ein Film für die Öffentlichkeit werden, der Verständnis für die Skater wecken und Besorgnis abbauen soll.

Der Film, von der Idee bis zur Fertigstellung, liegt voll und ganz in den Händen Macher. „Es ist ihr Werk“, sagt Maria Jackschitz. Sie, Braß und ein professioneller Kameramann bleiben im Hintergrund. „Wir haben Interviews geführt und einige Stunts gedreht“, berichtet Kevin Schnitzler. Der 16-Jährige gehört zur achtköpfigen Kernmannschaft. „Es könnte durchaus sein, dass aus diesem Projekt eine feste Arbeitsgemeinschaft wird“, sagt die Streetworkerin. „Das Interesse und die Begeisterung sind ebenso groß wie die Vorfreude auf die Premiere des Films.“ Die wird voraussichtlich erst im nächsten Jahr sein. „Unser Film soll zeigen, wer wir sind und wie wir sind“, erklärt Kevin. „Außerdem soll er deutlich machen, wie wichtig für uns eine Bleibe ist.“

Die Szene wachse immer mehr, so die Erfahrung von Braß. Die „richtig guten“ Skater kämen gar nicht mehr in den Rollmarkt, weil es dort zu voll sei. Ohnehin sei das Skaten in einer Halle eine Notlösung. „Viel lieber rollen die Skater mit ihrem Boards draußen.“ Aber als Anlaufstelle und Treffpunkt sei die Skate-Halle im Rheydter-Zentrum wichtig geworden. Auch dies soll in dem Film deutlich werden. Die Dreharbeiten gehen mit großer Gelassenheit und Ruhe vonstatten. Es ist nicht laut und auch nicht gefährlich, wenn an den Stunts gefeilt wird. Im Gegenteil, es geht ruhig zu. Man genießt unter Gleichgesinnten das Lebensgefühl Skaten.

Die Besorgnis ist groß, dass die Skate-Halle an der Hauptstraße in Rheydt Ende 2020 nicht mehr vom gemeinnützigen Verein Rollbrett-Union genutzt werden kann. Eine Verlängerung des Nutzungsvertrags mit der Stadt Mönchengladbach als Eigentümerin des Gebäudes ist in der Schwebe. „Wir könnten durchaus eine noch größere Halle gebrauchen“, meint Christian Braß im Namen des Vereins, falls es tatsächlich dazu kommen sollte, dass der Rollmarkt am derzeitige Standort aufgegeben werden muss, weil die Stadtverwaltung andere Pläne damit hat.

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