Mönchengladbach Mönchengladbacher helfen in den Flut-Gebieten

Mönchengladbach · Am Abend ragte das Wasser zwar schon ans Erdgeschoss heran, doch über Nacht wird es schon wieder zurückgehen, dachte sich auch Philipp Zentner. Es kam alles ganz anders. "Am nächsten Morgen stand das Wasser bis zu meiner Wohnung im ersten Stock", sagt Zentner (23). Gestrandet in den eigenen vier Wänden.

"Wir mussten dann mit Booten evakuiert werden", erinnert sich der gebürtige Gladbacher. Zentner studiert Wirtschaftsinformatik in Passau. Es ist jetzt eine Woche her, dass er aus seiner Wohnung musste. Vier Tage lang durfte er kein Leitungswasser trinken, weil das Grundwasser durch den Schlamm verdreckt war. Drei Tage lang gab es keinen Strom. Heute wohnt er bei Freunden. In seine alte Wohnung kann er vorerst nicht zurück. "Morgen kommt ein Statiker und dann wissen wir mehr", sagt er und fügt hinzu: "Jeder hier, auch die Feuerwehr, hat das Ausmaß unterschätzt." Erst seit dieser Woche hat Zentner wieder Vorlesungen an der Universität, aber nur im Sparbetrieb. Denn auch die Uni blieb vom Hochwasser nicht verschont.

In Passau ist der Wasserstand in den vergangenen Tagen zurückgegangen. Vielerorts beginnen bereits die Aufräumarbeiten. In den Häusern hat sich braungrauer Schlamm abgesetzt. Um den zu entfernen braucht man — paradoxerweise — Wasser. Denn: Trocknet das Gemisch aus Wasser, Dreck und Schutt, wird es hart wie Beton. Mit einigen seiner Freunde schaufelt Zentner Wohnungen und Häuser frei. Am Sonntag hat er ein Kinderheim freigeschaufelt. Das Problem, sagt er, sei die fehlende Koordination. "Alle wollen helfen, doch an manchen Stellen gibt es zu viele." Deshalb hat der Student einen Fluthilfen-Koordinator entwickelt (flut.stomt.de). Auf der mobilen Webseite gibt man seine Adresse an und bittet um Hilfe. Jeder kann sich eintragen und Unterstützung versprechen.

Während in Passau schon von einem Neustart gesprochen werden kann, herrscht in Magdeburg, rund 560 Kilometer nördlich, noch der Ausnahmezustand. Die Gladbacher Feuerwehr ist mit 34 Einsatzkräften und 7 Fahrzeugen seit Sonntagmorgen vor Ort. "Wir sind kaputt", resümiert Brandamtmann Johannes Wilde die vergangenen Tage. Seine Stimme hat diese typische morgendliche Heiserkeit. In der Nacht zum Montag haben die Einsatzkräfte einen zwei Kilometer langen Sandsackdeich rund um eine Müllverbrennungsanlage errichtet. Vier Stunden hat Wilde geschlafen. "Jetzt warten wir auf den neuen Einsatz." Wilde und seine Kollegen sind in einer Schule untergebracht. Auf Feldbetten erholen sie sich in den wenigen Pausen. Zum kommenden Wochenende sollen einige der Feuerwehrleute ausgetauscht werden, andere werden neu dazustoßen. Auch das Technische Hilfswerk und die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft unterstützen die Arbeiten in Magdeburg.

(RP/ac)
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