Sabine Leutheusser-Schnarrenberger FDP-Sommerfest mit ernstem Thema und Prominenz

Mönchengladbach · Die ehemalige Bundesjustizministerin sprach beim Sommerfest der FDP in Rheindahlen über Antisemitismus und das Projekt „Zweitzeugen“.

 FDP-Sommerfest, v.l. Peter König, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und Andreas Terhaag.

FDP-Sommerfest, v.l. Peter König, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und Andreas Terhaag.

Foto: Rick, Markus (rick)/Markus Rick (rick)

Die gelbe Sonne strahlte hell am blauen Himmel über Rheindahlen. Passendes Wetter für das Sommerfest der Mönchengladbacher Liberalen. In diesem Jahr traf man sich im Restaurant Flachs Hof in Merreter in geselliger Runde. Doch zunächst stand ein sehr ernstes politisches Thema im Mittelpunkt: Vorsitzender Andreas Terhaag begrüßte die ehemalige Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger. Sie berichtete über ihre Arbeit als Antisemitismusbeauftragte des Landes Nordrhein-Westfalen – schnell wurde es still im Garten des Restaurants, die 45 Zuhörer lauschten betroffen.

 Im Januar 2019 hatte die 71-Jährige diese neue Position ehrenamtlich übernommen. „Ich möchte unabhängig sein, keinem Ressort angehören.“ Täglich würden den Meldestellen in Düsseldorf, Dortmund und Köln neue Übergriffe gegen Juden bekannt. Die Zahl der erfassten Straftaten – von der Sachbeschädigung bis zur Körperverletzung – sei in NRW von 276 Fällen im Jahr 2020 auf 437 im vergangenen Jahr gestiegen. „Das Dunkelfeld antisemitischer Vorfälle ist ungleich höher.“ Besondere Sorge bereiteten ihr Fälle „unterhalb der Grenze der Strafbarkeit“. Dafür müsse auch die Justiz sensibilisiert werden, was bereits erste Wirkung gezeigt habe. Die teils sehr jungen Täter seien nicht nur Neonazis, sondern kämen auch aus dem islamischen Spektrum. Beobachtung verdienten beispielsweise judenfeindliche Texte von Gangsta-Rappern, Gewalt gegen Juden in Videospielen und antisemitische Kommentare auf Gaming-Plattformen. „Besonders schäbig ist es, wenn Impfgegner mit dem gelben Stern demonstrieren. Das ist eine Verharmlosung des Holocausts schlimmster Güte“, betonte die Rednerin. Ihre Botschaft: „Es ist das Allerwichtigste, dass wir junge Menschen so früh wie möglich damit befassen, sich gegen Rassismus wie Antisemitismus stark zu machen.“ Das unterstütze sie unter anderem mit dem Projekt „Zweitzeugen“: Kinder und Jugendliche interviewten die letzten Überlebenden des Holocaust und recherchierten in ihrer Umgebung zu den damaligen Verbrechen. In einer Datenbank würden diese Ergebnisse für die Nachwelt festgehalten. Mehrere tausend Schüler machten inzwischen mit, sagt die Politikerin.

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