Protest Dutzende Bauern tuckern mit Treckern zur Demo nach Bonn

Mönchengladbach · Für Heribert Franken war es am frühen Dienstagmorgen eine Premiere: An einer Demonstration hatte der 59-jährige Landwirt aus Rheindahlen zwar schon mal teilgenommen. Aber als er sich gestern gemeinsam mit mehr als 70 weiteren Bauern um 6 Uhr in Erkelenz traf, ging er zum ersten Mal mit seinem Trecker zum Protestieren auf die Straße.

 Morgens um sechs Uhr trafen sich Bauern in Erkelenz und fuhren von dort mit Traktoren nach Bonn.

Morgens um sechs Uhr trafen sich Bauern in Erkelenz und fuhren von dort mit Traktoren nach Bonn.

Foto: Franken

Gemeinsam rollten die erzürnten Landwirte zur großen Demo in Bonn, um gegen die Agrarpolitik der Regierung zu protestieren.

„Die politische Situation ist inzwischen unhaltbar. Landwirte werden mit Auflagen bombardiert. Mein Sohn will auch Landwirt werden, aber die Rahmenbedingungen machen das eigentlich unmöglich“, sagte Franken. „Ein mittelständischer landwirtschaftlicher Betrieb kann die Investitionen nicht stemmen, die durch Auflagen erforderlich werden.“ Der Hof des 59-Jährigen ist in fünfter Generation in Familienbesitz. Sein 18-jähriger Sohn macht eine landwirtschaftliche Ausbildung. Aber angesichts der Befürchtungen für die Zukunft sieht sich Franken eigentlich nicht imstande, dem Sohn zu empfehlen, die Landwirtschaft fortzusetzen.

Mit der Beteiligung an der Bonner Demo wollten Franken und gut 50 weitere Mönchengladbacher Mitstreiter und Kollegen aus dem Erkelenzer Raum kundtun, dass für sie das Maß voll sei. „Wir wollen, dass Politiker und Organisationen mit uns an einem Tisch diskutieren, und zwar sachlich – damit wir auch mit der Gesellschaft wieder auf einen Nenner kommen und Wertschätzung erfahren“, sagte Franken, kurz bevor er sich mit etwa 40 Kollegen auf den Heimweg machen wollte – quer durch Köln: „Wir möchten schließlich etwas Aufmerksamkeit erregen.“

Dem Protest in Bonn am Dienstag war eine Demo am 14. Oktober vorausgegangen, zu der der Rheinische Landwirtschaftsverband aufgerufen hatte. „An der haben etwa 40 Landwirte aus dem Bereich der Kreisbauernschaft Neuss-Mönchengladbach teilgenommen“, sagt Kreisbauernschafts-Geschäftsführer Peter Herzogenrath. An der Organisation der Demo am gestrigen Dienstag sei der Verband nicht beteiligt gewesen. Die Aktion sei über Soziale Medien von Landwirten initiiert worden. Gleichwohl: Die Kritik der Demonstranten teilen Herzogenrath und auch Kreisbauernvorsitzender Wolfgang Wappenschmidt. Am meisten ärgert sich Herzogenrath derzeit beim Thema Insektenschutz. Wenn der Einsatz jeglicher Pflanzenschutzmittel in Naturschutzgebieten verboten werde, könne die in solchen Gebieten auf durchaus bedeutsamer Fläche noch betriebene konventionelle Landwirtschaft komplett eingestellt werden. Auf Öko-Wirtschaftsweise umzustellen, sei für viehhaltende Betriebe wesentlich einfacher als für Ackerbaubetriebe. Neuss-Mönchengladbach sei aber nun einmal eine Ackerbauregion, in der es keine 30 Schweinehalter und keine 50 Milchviehhalter mehr gebe.

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