Mönchengladbach Susanne Goga zu Gast beim Rotary Club Gero

Mönchengladbach · Die Mönchengladbacher Autorin las aus einem ihrer Romane und berichtete, wie sie für ihre Bücher recherchiert.

 Susanne Goga sprach über ihre Arbeit als Autorin.

Susanne Goga sprach über ihre Arbeit als Autorin.

Foto: Theo Titz

Viele Fragen aus dem Publikum im vollbesetzten Johann-Peter-Boelling-Saal der IHK Mittlerer Niederrhein machten schnell deutlich: Etliche Experten der Bücher von Susanne Goga waren der Einladung des Rotary Clubs Mönchengladbach Gero gefolgt und nutzten die Gelegenheit, der Schriftstellerin zuzuhören. Mit der Frage „Welche Schätze haben wir eigentlich in der Nachbarschaft?“ moderierte die Präsidentin des Clubs, Renate Harnacke, den Gast des Abends an. Susanne Goga: Literaturübersetzerin und Autorin von zwölf Romanen, Mitglied im PEN-Club, ausgezeichnet mit dem Moerser Literaturpreis und dem DeLiA Literaturpreis – geboren in Mönchengladbach, wo sie auch heute lebt. Gudrun Gehl, Chefredakteurin von Radio 90,1, die in ihrer Freizeit offenbar aufmerksame Goga-Leserin ist, führte ein Interview mit der Autorin. Bevor es soweit war, gab Goga mit einer Lesung aus ihrem Roman „Nachts am Askanischen Platz“ einen Einblick in ihr literarisches Schaffen.

2005 schickte Goga ihre Hauptfigur Leo Wechsler das erste Mal auf Verbrecherjagd im Berlin der 1920er Jahre, genauer ins Jahr 1922. Fünf Romane weiter ist der Protagonist im Jahr 1928 angekommen, und die Schrecken der kommenden NS-Zeit werfen bereits ihre Schatten auf das Leben der Menschen.

Sie reise jedes Jahr mindestens einmal nach Berlin, verriet Goga. Doch um die Stadt im eigenen Kopf und in den Köpfen der Leser realistisch so wie vor 90 Jahren lebendig werden zu lassen, bedarf es einiger Recherche. Bildbände, Onlinerecherchen und Gespräche mit Experten helfen ihr weiter. „Es war zum Beispiel schwer herauszufinden, was Dinge des Alltags kosteten“, sagt sie. „Es hat lange gedauert, bis ich eine Preistabelle gefunden habe. Außerdem findet man in alten Zeitungen manchmal Werbung, bei denen der Preis dabei steht.“ „Wie schreiben Sie?“, wollte ein Zuhörer wissen. „Am PC, manchmal mit Spracherkennung. Das hat den Vorteil, dass ich höre, wie es klingt.“ Was es mit dem Titel ihres Erstlings „Leo Berlin“ auf sich habe? „Das war ursprünglich nur der Arbeitstitel, im Grunde mein Dateiname. Ich war überrascht, als der Verlag den Titel haben wollte“, sagte Goga. Auch erzählte sie davon, dass Anfang der 2000er Jahre ihr Manuskript abgelehnt wurde, da man das historische Berlin als Setting für nicht vermarktbar hielt.

Beim Stichwort Antisemitismus spannte Gudrun Gehl den Bogen von der Historie bis in die Gegenwart und war, wie sich herausstellte, bei weitem nicht die erste, die Goga nach ihrer Einschätzung der gesellschaftlichen Entwicklung fragte: 2016 sei sie darauf angesprochen worden, ob sie Parallelen zwischen der Handlungszeit ihrer Bücher und der Gegenwart sehe. Je weiter sie sich in ihren Büchern den 1930er Jahren nähere, desto beklemmender werde die Atmosphäre.

Für Renate Harnacke war das Fazit des Abends klar: „Frau Goga, Sie sind der lebende Beweis dafür, dass es Schätze in unserer Nähe gibt.“

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