Mönchengladbach

Mönchengladbach · Mädels, lacht mal", ruft Christine Houy über den Wingertsplatz. Sie schwingt ihren Regenschirm, tippt vom einen Bein aufs andere, sie schunkelt und summt "Das wär so wunder-wunder-schön!" Christine Houy ist 80. Und sie ist Odenkirchens Möhne beim Auftakt des Straßenkarnevals in der Stadt. Die einzige Möhne. "Vor einem halben Jahr hab ich eine neue Hüfte bekommen und hab befürchtet, ich könnte gar nicht kommen. Aber - et klappt wunderbar!" Es ist kalt, es regnet, aber die Frau unter der hässlichen Fratzenmaske ist fröhlich. "Man muss die Leute eben ein bisschen verrückt machen." Es ist halt Altweiber, ihr Tag.

Mönchengladbach
Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Der Wingertsplatz in Odenkirchen ist traditionell der Ort in der Stadt, an dem der Straßenkarneval beginnt. Die Karnevalsgesellschaften Ruet Wiss und Schwarz-Gold Odenkichen lassen hier im Kollektiv in die närrische Freiluftzeit reinschunkeln. Und der Platz ist eigentlich auch immer ziemlich voll - wenn es nur nicht derart regnen würde wie an diesem Altweiber-Donnerstag. Immerhin sind es gut 100 Jecke, die mitschunkeln, als das Prinzen Paar Michael II. und Niersia Monika auf der Bühne ihr Sessionslied schmettert. "Es ist unser Mädelstag, den lassen wir uns nicht trüben", ruft die Prinzessin, und die Mädchen, Frauen, Wiever auf dem Platz jubeln fröhlich mit. Edgar Daniels, Präsident von Schwarz-Gold, lobt, das Prinzenpaar trage die Sonne in die Herzen.

MKV-Chef Bernd Gothe ruft die Jecken dazu auf, die Karnevalstage unbeschwert zu genießen. "Unser Sicherheitskonzept steht", ruft Gothe ins Mikrofon. "Wir haben versucht, mit einem Meter Abstand zu schunkeln. Aber sämtliche Versuche sind fehlgeschlagen. Deshalb: Nehmt euch in den Arm, bützt euch auf die Wange. Wann, wenn nicht im Karneval?" Und wieder jubeln die Mädchen, Frauen, Wiever. Derweil hat sich Hoppeditz Markus Lützenberg die Kapuze über seine Narrenkappe gezogen. Trotzig beißt er in den Regen: "Wir lassen uns nicht unterkriegen." Darauf ein Tusch der Odenkirchener Show-Trompeten.

Die Möhne von heute trägt nicht unbedingt mehr Fratze und Maske. Es darf auch eine schicke blaue Perücke sein - wenn denn die Stimmung stimmt. Die ist spätestens erreicht, als das Kinderprinzenpaar zum Stippeföttche-Tanz bittet. Auch Christine Houy macht mit. Hüfte hin. Hüfte her.

(RP)
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