Zitterpartie für Gastronomen in Mönchengladbach „Ich sehe einfach nicht, dass wir in den nächsten zwei Monaten Geld verdienen können“

Mönchengladbach · Wenn die Inzidenz stabil unter 50 bleibt, können die Gastronomen auch ihre Innenräume für Gäste öffnen. Während sich die einen darüber freuen, gibt es die anderen, die ihre Lokale geschlossen lassen. Auch aus Angst vor einer möglichen vierten Welle.

 Nino Abate hat bereits die ersten Reservierungen für sein Restaurant.

Nino Abate hat bereits die ersten Reservierungen für sein Restaurant.

Foto: Ilgner,Detlef (ilg)/Ilgner Detlef (ilg)

 Im Prinzip muss Nino Abate nur noch die Tür aufschließen und seine Gäste empfangen. „Wir sind vorbereitet“, sagt der Chef des italienischen Restaurants La Tavernetta. Sein Restaurant ist seit den Einschränkungen im vergangenen Jahr nach den geltenden Schutz- und Hygienevorschriften bestuhlt. Auch beim Personal gibt es keinen Engpass. „Wir haben unser Personal behalten“, sagt Abate. „Sobald wir grünes Licht bekommen starten wir.“ Er hofft, dass es kommenden Montag soweit sein wird.

Seit der Inzidenzwert unter 100 sank, gehen bei Abate die ersten Tischreservierungen ein. „Einige unserer Stammgäste wollen direkt kommen“, freut er sich. „Ohne sie hätten wir es bis hierher nicht geschafft.“ Von der Öffnung der Außengastronomie hatte Abate nichts, weil sein Restaurant keine Terrasse hat.

 Daniela Marischen will erstmal abwarten, wie sich die Situation entwickelt. Ihr Café Loulou’s bleibt vorerst geschlossen.

Daniela Marischen will erstmal abwarten, wie sich die Situation entwickelt. Ihr Café Loulou’s bleibt vorerst geschlossen.

Foto: bauch, jana (jaba)

Dass er sofort wieder öffnen kann, liegt auch daran, dass er seit März einen Abhol-Service für Speisen angeboten hat. „Wir haben damit die ganze Zeit Kontakt mit unseren Gästen gehalten und gezeigt, dass wir weiter da sind“, sagt der Gastronom. Betriebswirtschaftlich habe sich das nicht gerechnet, aber für das langfristige Überleben sei das ein wichtiger Faktor.

Auch in den kommenden Wochen rechnet Abate damit, dass es finanziell herausfordernd wird. Denn dass die Gäste nun in Scharen zu ihm kommen, glaubt er nicht. Je nach Wetterlage kann die fehlende Außengastronomie für ihn in den Sommermonaten schwierig werden. Sollte er wegen der Vorschriften die Anzahl der Plätze noch weiter reduzieren müssen, würde das die Situation verschärfen. Dennoch schaut er optimistisch in die Zukunft. „Es geht jetzt wieder los. Das ist wichtig“, sagt er. „Und vielleicht kann ich es ja dann auch so machen, dass wir die Tische zwei Mal belegen können.“

 Volker und Susanne Kasteel freuen sich darüber, die Tische wieder für die ersten Gäste einzudecken.

Volker und Susanne Kasteel freuen sich darüber, die Tische wieder für die ersten Gäste einzudecken.

Foto: Ilgner,Detlef (ilg)/Ilgner Detlef (ilg)

Vorsichtigen Optimismus zeigen auch Volker und Susanne Kasteel. Sie haben die Wiedereröffnung ihres Restaurants für den 9. Juni geplant. „Wie bekommen dienstags unsere Produkte geliefert“, sagt Volker Kasteel. Er braucht den Tag für die Vorbereitungen in der Küche. „Wir freuen uns, dass das Warten ein Ende hat.“

Der Start wird aber auch in seinem Restaurant nicht ganz so einfach: Einen Teil seines Personals hat er in den vergangenen sieben Monaten verloren. Wie viele seiner Kollegen sucht Kasteel Mitarbeiter. Auch bei ihm haben die ersten Gäste schon reserviert. Mit gemischten Gefühlen schaut Kasteel in die Zukunft. „Ich hoffe sehr, dass wir im Herbst nicht in die nächste Welle gehen“, sagt er. „Das wäre sehr schade. Aber jetzt freuen wir uns erst mal.“

Gökhan Lekesiz wird die Öffnungsoption nicht nutzen. „Für uns lohnt sich das nicht“, sagt der Inhaber des Café 4Komma3 in Rheydt. „Wir haben keine Außengastronomie, die Ferien stehen bevor und im Sommer sitzen die Gäste lieber draußen.“ Deshalb wird er vorläufig weiter den Abhol-Service anbieten und sein Restaurant erst ab 1. August wieder öffnen. Bis dahin wird er wieder neues Personal suchen müssen. „Dafür brauche ich die Vorlaufzeit auch“, sagt er. „Ich hoffe, dass die Restaurants im Herbst nicht wieder geschlossen werden. Dann werden sehr viele pleitegehen.“

Daniela Marischen hat sich ebenfalls vorerst dagegen entschieden, ihr Café Loulou’s in  Rheydt zu öffnen - obwohl viele Gäste schon danach fragen. „Aber mir ist das im Moment noch zu unsicher“, sagt die Gastronomin. „Meine Leute und ich haben in den vergangenen Monaten alle einen anderen Job gefunden. Darüber bin ich sehr froh. Es wäre unverantwortlich, sie jetzt da rauszuholen.“ Zumal einige Mitarbeiter nicht mehr zurückkommen werden. „Sie müssen ihre Familien ernähren und konnten vom Kurzarbeitergeld nicht leben“, sagt Marischen.

Zwar sieht die Inzidenz derzeit positiv aus. „Aber das kann sich ja sehr schnell wieder ändern“, sagt Marischen. „Wir haben die schnellen Schwankungen erlebt.“ Vor diesem Hintergrund will sie das Geschehen die kommenden zwei Monate beobachten. „Ich sehe einfach nicht, dass wir in den nächsten zwei Monaten Geld verdienen können“, sagt die gelernte Hotelfachfrau. „Wenn ich öffne, muss ich erst mal wieder investieren. In den letzten beiden Lockdowns musste ich so viele Lebensmittel wegschmeißen. Das will ich nicht nochmal. Wer mit verderblicher Ware arbeitet, kann so nicht planen.“

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