Versuchter Totschlag in Mönchengladbach „Die Tat spielt sich täglich in meinem Kopf ab“

Mönchengladbach · Sieben Jahre ist es her, dass ein Mann eine Frau mit einem Messer verletzte. Das Gericht erwägt nun, versuchten Mord in Betracht zu ziehen.

Mönchengladbach: Zeuginnen sagten in Prozess wegen versuchten Totschlags aus
Foto: Bauch, Jana (jaba)

Im Prozess wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung sagte am Montag das Opfer aus: Vor sieben Jahren soll ein heute 41-Jähriger die Frau mit einem Messer an Hals, Brust sowie Handballen verletzt und sie gewürgt haben. „Ich erinnere mich gut an den Ablauf, er spielt sich täglich in meinem Kopf ab“, sagte die 29-Jährige. Am Tatabend gegen 23 Uhr habe es bei ihr geklingelt, kurz danach an ihrer Wohnungstür geklopft. Durch den Türspion habe sie einen Mann in Arbeits-Latzhose gesehen und an einen Wasserschaden gedacht. Also habe sie die Tür geöffnet. Der Mann habe erklärt, zur Nachbarin zu wollen, diese sei aber noch nicht da.

Sie habe es seltsam gefunden, dass der Mann offensichtlich einen Haustürschlüssel hatte, aber als er sie darum bat, ihre Toilette nutzen zu dürfen, ließ sie ihn ein. Nach „gefühlten zehn Minuten“ im Bad habe er sie in ein Gespräch verwickelt. „Der Mann war sympathisch.“ Er habe viel geredet, über seinen Job, einen Arbeitsunfall und dass er früher mal in dem Haus an der Aachener Straße gewohnt habe. Er habe geschwitzt, irgendwann erklärt, nochmals auf die Toilette zu müssen. Als er noch länger als beim ersten Mal weggeblieben sei, sei ihr „mulmig“ geworden. Sie habe im Flur auf ihn gewartet. Und da sie gehört hatte, dass die Nachbarin nach Hause gekommen sei, erklärt, dass er ja jetzt gehen könne.

Er habe verdutzt gewirkt. Dann habe er an „seinem Overall herumgefummelt und angefangen, heftiger zu atmen“. Bevor sie etwas sagen konnte, habe er sie in den Hals gestochen. „Ich habe wie am Spieß geschrien“, erinnert sich die Zeugin. Er habe nochmals zugestochen und ihr den Hals zugedrückt. Sie habe sich bewusstlos gestellt und versucht, nicht mehr zu atmen. „Er ließ von mir ab, ich bemerkte, dass er mich anstarrte.“ Als er ins Bad ging, sei sie zu ihrer Nachbarin geflohen. Diese sagte ebenfalls als Zeugin aus: Kurz nachdem sie am Tatabend nach Hause gekommen war, habe sie einen Knall und einen Schrei gehört. Als sie ihre Tür geöffnet habe, habe ihre Nachbarin mit blutigem Gesicht davor gestanden.

Der Angeklagte, dessen DNA durch eine zurückgelassene Zigarette zugeordnet werden konnte, sagte nur zur Person aus: Der gebürtige Viersener gab zu, mit 18 Jahren erstmals Kokain und Amphetaminen konsumiert zu haben, beides auch später konsumiert zu haben, zusätzlich mit Marihuana und Ecstasy.

Nach den Zeugenaussagen kündigte die Kammer an, nach einer Beratung eventuell auch eine Verurteilung wegen versuchten Mordes in Betracht zu ziehen. Der Prozess wird fortgesetzt.

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