Im Informationstechnologiezentrum Schüler erleben „Elektronik zum Anfassen“

Giesenkirchen · Im Informationstechnologiezentrum sollen Gymnasiasten und Realschüler für eine Ausbildung in der Branche begeistert werden.

 Frank Oellers und Jan Rörthmans weihen Niklas Groß, Emelie Bodewein und Teresa Tobia in die Elektrotechnik ein.   Foto: Jana Bauch

Frank Oellers und Jan Rörthmans weihen Niklas Groß, Emelie Bodewein und Teresa Tobia in die Elektrotechnik ein. Foto: Jana Bauch

Foto: Bauch, Jana (jaba)

Niklas lässt sich bei dem, was er gerade macht, nur ungerne stören. Auf die Frage, ob er sich vorstellen kann, etwas Ähnliches später beruflich anzugehen, antwortet er mit einem knappen „Klar“, ohne dabei seinen Blick vom PC-Bildschirm abzuwenden. Niklas programmiert per Mikrocontroller-Board eine Temperatursteuerung. Die kleine Box ist an den PC angeschlossen. In einem weiteren Schritt kann dieser Mini-PC ans Smartphone gekoppelt eingesetzt werden, um auch von unterwegs die Temperatur daheim zu regulieren – als Grundstein etwa eines Smart Homes.

Niklas und seine zwölf Mitschüler besuchen die neunte Klasse des Franz-Meyers-Gymnasiums in Giesenkirchen. Ihren Berufsfelderkundungstag absolvierten sie im ITZ Rhein/Maas. „Es wird zunehmend schwieriger, genügend Auszubildende zu finden, um zukünftige Fachkräfte zu generieren“, sagt Geschäftsführerin Heike Grünert, die das Mönchengladbacher Systemhaus für Office-Lösungen mit heute 30 Mitarbeitern vor 24 Jahren mit ihrem Mann Harald Grünert gegründet hat. Vor dem Hintergrund dieses Fachkräftemangels entschied sich das Unternehmerpaar, neue Wege zu gehen. Gemeinsam mit dem zdi-Zentrum Mönchengladbach legten sie einen Workshop auf, um Schülern an Gymnasien und Realschulen die Elektrotechnik und das Programmieren auf spielerische Weise näher zu bringen.

Neben der Temperaturregelung bauten die Schüler in einzelnen Gruppen zwei weitere Projekte zusammen und schrieben anschließend die Codes dazu: einen Bewegungssensor und einen digitalen Würfel. Bjarne versucht, eine Diode der Komponente zum Leuchten zu bringen. Es ist viel Frickelei, aber Bjarne blieb hochkonzentriert. Unterstützt wurde er bei seinen Reparaturarbeiten von Frank Oellers. Der Ausbildungsleiter des ITZ betreute die Schüler an diesem Tag gemeinsam mit seinem Kollegen Jan Rörthmans aus der Software-Entwicklung. „Das erste Kabel ist noch nicht richtig angeschlossen“, sagte Oellers. Schließlich gelang es den beiden, der Diode Leben einzuhauchen. „Ich will das unbedingt beruflich machen. Vielleicht bewerbe ich mich nächstes Jahr für einen Praktikumsplatz hier“, beschloss Bjarne.

Einige Schülerinnen standen den Inhalten des Workshops verhaltener gegenüber. Lena machte der Workshop Spaß, aber sie interessiert sich doch weiterhin stärker für Ernährungsberatung. Kim will auch nach dem diesem Workshop ihre Chancen in kreativen Berufen erkunden. „Unsere Branche ist leider immer noch sehr männerlastig. Es geht bei unserem Workshop für die Schüler aber auch darum, zu erkennen, dass IT nicht für sie geeignet ist; das ist eine wichtige Erkenntnis auf dem Weg zur geeigneten Berufswahl“, erklärt Oellers.

Durchführung und Vorbereitung eines solchen Workshops – das ITZ bietet sie dreimal pro Jahr an – sind mit großem Aufwand verbunden. Frank Oellers hat die drei Projekte, die programmiert werden, entwickelt und mit Kollegen die Boxen gebaut. Etwa 60 Arbeitsstunden gingen dafür drauf, verteilt auf zwei Monate. „Wir wollen die Jugendlichen mitnehmen, ihre Begeisterung entfachen. Sie erzielen hier einen schnellen Erfolg, der sie motiviert. Und für uns ist das eine Investition in die Zukunft“, sagt Oellers. Er und Rörthmans sind „Eigengewächse“, beide haben ihre Ausbildung im ITZ begonnen und sind geblieben. Im Garten laden Lounge-Möbel zur Mittagspause ein, der Korb mit Spielsachen gehört Bürohündin Fieby. „Wir haben einen unkomplizierten Umgang im Team; jeder trägt eine hohe Eigenverantwortung. Wir fördern diese Motivation auch durch Ausbildungs- und Karrieremöglichkeiten“, sagt Harald Grünert.

Am Ende des Workshops durfte jeder Teilnehmer eine Starter-Box mitnehmen, um bekannte Projekte in Ruhe erneut zu programmieren. Ein Zertifikat über die erfolgreiche Teilnahme gab’s obendrauf. Stolz auf das Erreichte seien die Schüler schon, meint Oellers: „Wir haben nach dem letzten Workshop viele Nachrichten erhalten, in denen sich die Jugendlichen für die Lerninhalte bedankt haben.“

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