Programm Housing First Caritas vermietet Wohnungen an Obdachlose

Mönchengladbach · Die erste Wohnung im Housing-First-Programm ist jetzt bezogen. Für den Mieter soll sie das Basislager für einen Neuanfang werden.

 Nach fast fünf Jahren lebt Yussuf zum ersten Mal wieder in einer eigenen Wohnung.

Nach fast fünf Jahren lebt Yussuf zum ersten Mal wieder in einer eigenen Wohnung.

Foto: Bauch, Jana (jaba)

Es ist gut fünf Jahre her, dass Yussuf in einer eigenen Wohnung gelebt hat. Wie es ist, auf 48 Quatratmetern mit eigener Küche und eigenem Bad zu wohnen, daran muss sich der 48-Jährige zwar erst wieder gewöhnen, aber er weiß: „Das ist für mich wie ein Sechser im Lotto.“ Gewonnen hat der ehemalige Lkw-Fahrer seine neue Wohnung in Lürrip aber nicht. Er ist seit Monatsbeginn Mieter der ersten Wohnung, die der Caritasverband für die Region Mönchengladbach gekauft hat, um Obdachlosen eine langfristige Bleibe zu verschaffen. Unterstützt wurde das aus Mitteln des „Housing-First-Fonds“ des Paritätischen NRW und des Düsseldorfer Vereins Fitftyfifty. Der Fonds wird aus dem Verkauf von Kunstwerken gespeist. Hilfe vom Jobcenter ist auch im Spiel.

„Housing First beendet Wohnungslosigkiet unmittelbar und bietet wohnbegleitende Hilfen an. Die Wohnung ist die Ausgangsbasis für den Start in ein anderes Leben. Auf dieser Grundlage können Probleme wie Schulden, Sucht oder Arbeitslosigkeit angegangen werden“, sagt Caritas-Geschäftsführer Frank Polixa. Eine zweite Wohnung soll im Januar bezogen werden, eine dritte wird gerade gekauft.

Begleitet werden die ehemals Obdachlosen vom Verein Wohlfahrt, der seit Jahren Wohnungslose unterstützt. Im Anna-Schiller-Haus gebe es 22 Plätze, um Menschen vorübergehend eine Bleibe zu verschaffen, sagt Martin Dalz, Geschäftsführer des Vereins. Allein: Plätze dort werden so schnell nicht wieder frei, der Bedarf sei hoch. Wohnungen, in die Obdachlose für unbefristete Zeit einziehen können, schaffen da Entlastung. Allerdings ist nicht jeder Obdachloser zu diesem Schritt in der Lage. Schwere Drogenabhängigkeit und andere Krankheiten etwa können das unmöglich machen.

Yussuf hingegen trauten die Caritas und der Verein Wohlfahrt zu, klar zu kommen. Der 48-Jährige war nach einem einjährigen Gefängnisaufenthalt und gesundheitlichen Problemen arbeitslos, hat keine Wohnung gefunden und ist bei unterschiedlichen Familienangehörigen untergekommen. Doch das wurde immer schwieriger, auch weil der Vermieter eines Sohnes nicht mehr mitgespielt habe, erzählt Yussuf. In einigen Nächten sei er auch „draußen unterwegs“ gewesen.

Doch nun soll sich das Blatt wenden. Seine Wohnung, die der Caritasverband jetzt den Landtagsabgeordneten Jochen Klenner (CDU) und Andreas Terhaag (FDP) zeigten, hat eine kleine Küchenzeile und einen Balkon. Yussuf hofft, dass sie das Basislager ist für einen Neuanfang. Nächste Ziele: einleben, gesund werden und seine Kinder zu sich einladen.

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