Naturschutz in Mönchengladbach Eine Mähwiese wird zum lehrreichen Biotop

Mönchengladbach · Ein Hektar Fläche in Hehn ist ökologisch aufgewertet worden. Die Natur soll davon profitieren, aber auch die Nabu-Jugend und Paul-Moor-Schüler. Dahinter steckt die Idee, mit kleinen Schritten das große Ganze zu bewegen.

Fotos: Bepflanzung einer Wiese in Mönchengladbach-Hehn
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So war die inklusive Pflanzaktion in Mönchengladbach-Hehn

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Foto: Carsten Pfarr

Am Anfang ist der Wille. Dann kommt die Idee, auf die der Plan und schließlich die Umsetzung folgen. Im Fall einer etwa 1050 Quadratmeter großen Mähwiese in Hehn war da der Wille, dem Stück Land einen Sinn zu geben. Die Fläche soll ökologisch wertvoll und bestenfalls sogar lehrreich sein, so die Idee von Besitzerin Cora Hillekamp. Also holte sie sich den Naturschutzbund (Nabu) zur Seite, mit dem ein Plan entwickelt wurde, um die Wiese aufzuwerten. Und mit vereinten Kräften sowie der Unterstützung der Förderschule Paul-Moor-Schule wird Wirklichkeit aus der Idee, die exemplarisch und auf so viele Arten nachhaltig sein soll.

In einer inklusiven Aktion haben die Akteure – mehr als 30 Personen waren im Einsatz – die Mähwiese im Nordwesten Hehns naturnah umgestaltet. Mit der entsprechenden Planung dauerte das nur wenige Stunden. Da wurde Erde aufgelockert, wurden Löcher gebuddelt, Gehölze gepflanzt und bewässert sowie eine Stange für Greifvögel installiert. „Das soll hier nicht nur schön aussehen“, betonte Ralf Finkert, der das Projekt beim Nabu leitet. Es gehe vielmehr um den Schutz heimischer Tiere und Insekten. Neben etwa 130 Pflanzen und Bäumen brachten die Helfer auch Wildblumen ein. Die gepflanzten Obstbäume sind eine Hainbuche, ein Weißdorn, ein Holunder, eine Eberesche und die regional verankerte Puspasbirne.

Das Wachstum der noch kleinen Pflanzen zu verfolgen, gehört mit zum Projekt: „Die Schüler fahren zwei Mal täglich an der Wiese vorbei. Gerade die Jüngeren können also die nächsten Jahre beobachten, was aus ‚ihrer‘ Wiese wird“, sagte Marion Middendorp, Schulleiterin der Paul-Moor-Schule. Sechs Kinder der Förderschule, die in ihrem Konzept auf Natur- und Umweltpädagogik setzt, halfen auf der Wiese tatkräftig mit. Middendorp erklärte, dass die Fläche in Zukunft nach Möglichkeit in den Unterricht integriert werden soll. Naturbeobachtungen, Pflege, Ernte – all das könne möglich sein. Auch die Jugendgruppe des Naturschutzbundes soll von der Umgestaltung der Wiese profitieren, führte Nabu-Sprecher Michael Thissen aus. Und er betonte, dass es ungewöhnlich, aber sehr willkommen sei, dass der Nabu aus der Bürgerschaft angesprochen werde, um gemeinsam ein Projekt dieser Art zu realisieren.

Für Cora Hillekamp war das hingegen ein logischer Schritt. Denn bisher sei die ansonsten „sinnentleerte Wiese“ ein paar Mal von einem Bauern gemäht worden, zwischendurch grasten dort Schafe. Letzteres soll künftig weiter der Fall sein. Aber da war noch lange nicht das Limit gesetzt, dachte sie sich. Hillekamp spricht von einem „Graswurzelgedanken“ – die Idee, dass viele kleine Handlungen ein großes Ganzes bewegen können. „Die Menschen sehen sich konfrontiert mit einem Ohnmachtsgefühl. Sie denken, dass sie ein kleines unbedeutendes Rädchen seien. Aber man muss seinen Blickwinkel ändern“, sagte Hillekamp.

Diesen Gedanken haben sie und ihre Mitstreiter – alle sind im Bereich Marketing und Kommunikation tätig – auch verfolgt, als sie die Initiative „Robin Gut“ gründeten. Ein gemeinnütziger Verein, der sich den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen verschrieben hat und nachhaltigem Fortschritt eine Plattform geben möchte. Seit Anfang des Jahres ist „Robin Gut“ ein eingetragener Verein. Er richtet sich vornehmlich an Unternehmen, die Positives bewirken und deren Handeln präsentiert werden soll. Das soll wiederum andere zum Nachmachen anregen. „Es sind die kleinen Geschichten, die nicht erzählt werden. Das sind die News, die bewegen, andere inspirieren und Mut machen“, erklärte Hillekamp. Im Ahrtal etwa unterstützte die Initiative um Moderator Dieter Könnes eine Rollstuhl-Spendentour, die einen Kinder-Naturheilpfad finanzieren sollte, und eine Pflanzaktion zum Begrünen der zerstörten Region.

„Jeder ist in der Lage, mit seinen Mitteln, seinen Möglichkeiten, seinem Handeln und seinen Ideen, die Dinge zu verändern“, bekräftigte Cora Hillekamp. Und so waren es viele helfende Hände, eine gemeinsame Vision und die Aussicht, dass aus einer trostlosen Wiese ein Biotop für heimische Arten werden kann. Was die großen und kleinen Helfer in Hehn zudem motivierte, war die Aussicht, dass das Biotop für Kinder aufschluss- und lehrreich wird. „Ich weiß nicht, wann wir zuletzt so viele Mitglieder im Einsatz hatten“, stellte Thissen fest. Und Middendorp erklärte mit Blick auf ihre Schüler, die zusammen mit den Helfern vom Nabu die Wiese bepflanzten: „Es ist schön, dass wir direkt vor unserer Tür helfen können. Und wir zeigen, wie wir einer gesellschaftlichen Aufgabe nachkommen können.“

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