Wirtschaft in Mönchengladbach Wie Unternehmer Nachfolger für die Firmenspitze suchen
Mönchengladbach · Bei der Nachfolgearena des Bundesverbands Mittelständische Wirtschaft erzählten Firmenchefs, wie sie den Betrieb übergeben – sogar an den Praktikanten.
Es war ein Sonntagnachmittag, an dem Jonas Hübner eine E-Mail an Heike Grünert schrieb und um einen Praktikumsplatz ab dem nächsten Morgen bat. Die Chefin des Gladbacher IT-Spezialisten ITZ Rhein/Maas schrieb noch am Abend zurück und sagte zu – damals sicher noch nicht ahnend, dass sie damit ihrem Nachfolger als Chef und Eigentümer die Zusage gegeben hatte.
Hübner hält jetzt ausreichend Anteile am Unternehmen, um allein Entscheidungen treffen zu können. Die restlichen Anteile gehören dem Gründerpaar des ITZ, Heike und Harald Grünert, die aus Altersgründen die Geschäftsführung abgegeben haben. Finanziert hat Hübner den Firmenkauf im Alter von 19 Jahren über Banken und sein eigenes Erspartes – ein Glücksfall für die Grünerts, wie alle Beteiligten in der Gründer-Arena des Mittelstandsverbandes BVMW in der Textilakademie nun kundtaten. „Eigentlich stand die Nachfolge im Unternehmen schon fest, aber die Idee, das Unternehmen an zwei Mitarbeiter zu übergeben, hat sich dann 2019 zerschlagen“, sagt Heike Grünert. Ihnen sei das Risiko zu groß gewesen. „Und es hat wohl auch das Unternehmer-Gen gefehlt.“ Das hat Hübner auf alle Fälle. „Er ist sehr engagiert, sehr geradeaus und voller Ideen.“
Ein solcher Glücksfall von außen kommt nicht immer, wenn Unternehmer einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin suchen. Berater Stefan Butz weiß das genau: „Da ist eine tolle Lösung gefunden worden. Trotzdem muss mehr Aufklärungsarbeit geleistet werden. Jedes Jahr stehen in Deutschland 40.000 Unternehmen zur Nachfolge bereit.“ Nur: Wie findet man einen Nachfolger, wenn es die Kinder nicht werden wollen wie im Falle des ITZ?
Darum ging es in der von Stefan Wagemanns moderierten Runde. Anders läuft es etwa bei Anna Mühlen, die sich darauf vorbereitet, die Nachfolge von Georg Walendy beim Gladbacher Hosenhersteller Alberto zu übernehmen. Sie hat dazu Bekleidungsmanagement studiert und jahrelang woanders Erfahrung gesammelt. „Mein Vater wollte eigentlich nie, dass ich ins Unternehmen eintrete, weil er sich daran erinnert, wie er die Nachfolge von meinem Opa angetreten hat“, sagt sie. Dass es doch funktioniert, liegt auch daran: „Ich bin jetzt nicht meinem Vater unterstellt.“ So kann es keine Reibungen geben.
Die gibt es zwischen Jakob und Dieter Langen, Vater und Sohn in der Geschäftsführung des Bauunternehmens Langen. „Ohne Spannung wäre es nicht gesund“, sagt Jakob Langen. „Wir stimmen oft beim Was überein, aber nicht immer beim Wie. Aber ich habe das Glück, mit meinem Vater jemanden zu haben, der mir zuhört.“ Der bestätigte: „Mein Sohn fordert mich von morgens bis abends heraus.“ Für ihn war von Anfang an klar, dass der Sohn direkt Co-Geschäftsführer werden soll: „Warum warten?“