Pioniere der Welt in Mönchengladbach Mit 14 Jahren allein um die Welt

Mönchengladbach · Laura Dekker setzte sich gegen alle Widerstände durch und umrundete als jüngste Solo-Seglerin aller Zeiten die Erde. Wie sie das geschafft hat, erzählte sie auf Einladung des Initiativkreises.

  Foto: Detlef Ilgner

Foto: Detlef Ilgner

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Laura Dekker ist heute selbst Mutter. Würde sie ihrem Kind erlauben, mit 14 Jahren allein um die Welt zu segeln? „Mein Kind ist noch sehr klein und kann mir noch nicht sagen, was es will“, sagt die 24-jährige Niederländerin. „Aber ich weiß heute, wie schwer die Entscheidung meiner Eltern war, mich allein lossegeln zu lassen.“

Laura Dekker ist die jüngste Seglerin, die je allein um die Welt gesegelt ist. Auf Einladung des Initiativkreises war sie in der Reihe „Pioniere der Welt“ in Mönchengladbach und erzählte am Vormittag vor Schülern des Math.-Nat.-Gymnasiums und am Abend in der Kaiser-Friedrich-Halle von ihren Abenteuern und wie ihre Weltreise ihre Persönlichkeit prägte. Es war eine spannende und authentische Geschichte, mit der die sympathische Niederländerin die Zuhörer in ihren Bann schlug. Sonja Schäfers, Geschäftsführerin der Personalberatung Batenborch und Schirmherrin der Veranstaltung, kündigte sie als „eine ganz besondere Pionierin unserer Zeit“ an.

 Laura Dekker vor Schülern des Math.-Nat..

Laura Dekker vor Schülern des Math.-Nat..

Foto: Angela Rietdorf

Ihren schwersten Kampf hatte die leidenschaftliche Seglerin, die während einer Weltreise ihrer Eltern in Neuseeland geboren ist und immer auf einem Schiff gelebt hat, vor dem Start zur eigenen Weltumrundung auszufechten. Segeln ist ihr Ein und Alles. Von klein auf nahm sie an Segelwettbewerben teil, kaufte mit elf mit zur Hälfte selbstverdientem Geld ihr eigenes Boot und segelte zwei Jahre lang in den Sommerferien durch ihre Heimat. Ihr Vater gab nach langem Bitten die Erlaubnis dazu, weil sie seine Vorgaben akribisch erfüllte. Mit 13 Jahren segelte sie durch den Ärmelkanal nach England – ohne vorher ihre Eltern zu fragen. Ergebnis: Sie schaffte zwar die äußerst schwierige Tour durch den Nebel, musste von ihrem Vater aber von einer englischen Polizeiwache abgeholt werden. Nun wollte sie noch mehr: um die Welt segeln. „Davon habe ich geträumt, seit ich acht Jahre alt war“, sagt sie. Ihre Schulpflicht plante sie durch eine Fernschule zu erfüllen.

Die Idee rief das Jugendamt auf den Plan. Es wurde dramatisch: Den Eltern wurde das Sorgerecht entzogen, ihr drohte das Kinderheim. Aber schließlich konnte sie die Richter davon überzeugen, dass sie wirklich segeln kann. „Das hat einen unglaublichen Mediensturm ausgelöst“, erinnert sie sich. Die meisten Reaktionen waren empört, verständnislos, sogar hasserfüllt. „Hoffentlich geht sie unter“ musste sie lesen. „Plötzlich hatte jeder eine Meinung über mich. Dabei wollte ich doch nur segeln.“ Blieb die Frage: Warum will eine 14-Jjährige unbedingt allein um die Welt? „Ich wollte es einfach, es war mein Traum“, sagt sie rückblickend und ist dankbar, dass ihre Familie sie dabei unterstützt hat.

Und dann ging es los: Ihr Vater begleitete sie bis Gibraltar, damit sie sich mit dem größeren Boot, das sie auf Verlangen der Richter angeschafft hatte, vertraut machen konnte. Von Gibraltar aus startete sie in die Karibik, durchquerte den Panamakanal, segelte über Galapagos und Französisch-Polynesien nach Australien, dann über Südafrika und durch den Atlantik zurück in die Karibik, wo sie die offizielle Weltumrundung nach 17 Monaten beendete. Unterwegs machte sie oft Station. „Ich wollte ja Menschen und Kulturen kennen lernen.“ Ihr Boot reparierte sie bei diesen Gelegenheiten selbst. Beeindruckt ist sie von der Haltung vieler Menschen, die sie vor allem auf den Inseln traf. „Sie waren glücklich, weil sie ein Dach über dem Kopf, Wasser, etwas zu essen und ihre Familie hatten“, erzählt die Seglerin. „Ich habe gemerkt, dass man nicht von materiellen Gütern glücklich wird.“

Auf einer polynesischen Insel kümmerte sich eine einheimische Familie um ihren verletzten Fuß. „Sie kamen jeden Tag und verbanden meinen Fuß, haben nichts angenommen, was ich ihnen zum Dank geben wollte.“ Das hat sie sehr beeindruckt. Stürme dagegen störten sie auf ihrer Reise weniger als die windstillen Tage auf dem Indischen Ozean. „Hier habe ich gelernt, nicht immer zu kämpfen.“ Sie fühlte sich klein in der Weite des Meeres, erlebte Natur in ihrer puren Form. Allerdings sah sie auch die menschengemachten Veränderungen. Sie traf viel seltener auf Delfine als ihre Eltern zwanzig Jahre zuvor, dafür auf sehr viel Plastikmüll. „Einmal habe ich einen Strand auf einer Insel gesäubert und dann stolz die Müllsäcke ins Dorf gebracht“, erzählt sie den Schülern im Math.-Nat., „aber sie wussten gar nicht, wohin damit. Zuviel kommt zu schnell.“ Auch ihr schönstes Erlebnis schildert sie den Schülern: „Im Indischen Ozean konnte man unglaublich viele Sterne sehen. Bei ruhigem Meer spiegelten sie sich im Wasser. Ich hatte das Gefühl, zwischen Sternen zu schweben.“ Das Fazit ihrer Reise: „Man darf seine Träume nicht aufgeben. Es ist es wert, selbst wenn mal nicht alles klappt.“ Mit ihrem neuesten Projekt will sie Kinder und Jugendliche an ihren Erfahrungen teilhaben lassen. Sie will mit Schülern um die Welt segeln.

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