Wirtschaft in Mönchengladbach Wie internationale Krisen Unternehmen treffen
Mönchengladbach · Für immer mehr Unternehmen in der Region sind Krieg, Spannungen in internationalen Beziehungen und Sanktionen von Staaten eine Bedrohung. Das treibt auch die Kosten, warnt die IHK Mittlerer Niederrhein. Betriebe fordern Hilfe.
Krieg gegen die Ukraine, Spannungen zwischen Großmächten, Sanktionen und Protektionismus: Die Aktivitäten der Unternehmen am Mittleren Niederrhein werden immer mehr von geopolitischen Risiken beeinflusst. Dies geht aus einer Unternehmensbefragung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein hervor, an der sich 200 Unternehmen aus auslandsaktiven Branchen aus Krefeld, Mönchengladbach, dem Rhein-Kreis Neuss und dem Kreis Viersen beteiligt haben.
Für knapp zwei Drittel der Unternehmen aus Industrie, Großhandel und Logistik hat die Erfassung geopolitischer Risiken eine sehr hohe oder hohe Bedeutung, wie die IHK mitteilte. Für nur elf Prozent hat dies keine oder eine sehr geringe Bedeutung. Zwei Drittel der Unternehmen rechnen damit, dass geopolitische Risiken in den kommenden fünf Jahren zu Problemen auf Bezugs- und Absatzmärkten führen werden. Nur 14 Prozent der Betriebe rechnen nicht damit.
Die Betriebe reagieren: 45 Prozent der Unternehmen haben – wo es möglich ist – ihre Lieferketten bereits diversifiziert. Weitere 18 Prozent planen dies. Immerhin gut 50 Prozent der Unternehmen betreiben beziehungsweise planen Friendshoring und Nearshoring, also den Bezug von Vorprodukten bei Unternehmen aus befreundeten Staaten beziehungsweise aus der Nähe. „Während das Friendshoring insbesondere durch Kriege, Konflikte und mögliche Lagerbildung zu einer bedeutenden Maßnahme wird, dürfte gerade die Corona-Pandemie dazu beigetragen haben, dass mehr Unternehmen auf Nearshoring setzen“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz.
„Die Maßnahmen zur Absicherung geopolitischer Risiken sorgen zudem für immer höhere Kosten“, erklärt Steinmetz. Bei 48 Prozent der Unternehmen sind sie durch Vorbeugung und Absicherung von geopolitischen Risiken gestiegen, bei rund sechs Prozent sogar stark. Keines der Unternehmen konnte die Kosten in den vergangenen zehn Jahren senken.
Für mehr als 60 Prozent der Betriebe sollte sich die deutsche Politik stärker für den Abbau von internationalen Handelshemmnissen einsetzen. Passend dazu fordert die Hälfte, dass ehrgeizige Handelsabkommen mit befreundeten Staaten beschlossen werden. Ein Drittel der Unternehmen macht sich zudem dafür stark, die multilateralen Regeln zum Beispiel innerhalb der Welthandelsorganisation WTO zu verbessern. „Das ist ein klarer Arbeitsauftrag der auslandsaktiven Wirtschaft für die Politik“, so Steinmetz.
Die IHK Mittlerer Niederrhein hat zehn Tipps für ein geopolitisches Risikomanagement zusammengestellt. Vor allem die Geschäftsführung von auslandsaktiven Unternehmen sollte sich umfangreiches Wissen darüber aneignen, rät die Kammer.
Info Handlungsempfehlungen der IHK gibt es unter www.mittlerer-niederrhein.ihk.de/30729.