Diskussion in Mönchengladbach Wie Frauen in Führungspositionen den Alltag managen

Mönchengladbach · Der Alltag einer Managerin mit Kind kann funktionieren, ist aber oft ein Balanceakt. Welche Probleme es gibt und wie erfahrene Frauen in Spitzenjobs damit umgehen, zeigte eine Debatte in der Santander Bank.

 (v.l.) Die Managerinnen Kathrin Aehling, Denitza Fuchs und Isabel Tufet diskutierten mit Stephan Dümpelfeld (nicht im Bild) in einer von Anja Seng moderierten Runde in der Santander Bank.

(v.l.) Die Managerinnen Kathrin Aehling, Denitza Fuchs und Isabel Tufet diskutierten mit Stephan Dümpelfeld (nicht im Bild) in einer von Anja Seng moderierten Runde in der Santander Bank.

Foto: bauch, jana (jaba)

„What a cool place to be – welch ein cooler Ort“, mit diesen Worten begrüßte Isabel Tufet die Gäste, die auf Einladung der Initiative Women into Leadership, IWiL, in die Räume der Santander Bank gekommen waren. Isabel Tufet ist die Vorsitzende der Geschäftsführung der Santander Consumer Operations GmbH. Als „cool place“ meinte sie dabei die IWiL. Dort habe sie sich zu Hause gefühlt, habe ein Netzwerk und eine freundschaftlich verbundene Gemeinschaft gefunden. Die IWiL wurde vor fünf Jahren in Düsseldorf als gemeinnütziger Verein gegründet. Ziel der Initiative ist es, Unternehmen und Frauen ein Netzwerk zu Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Gesellschaft und Wirtschaft anzubieten.

Vonseiten der Mönchengladbacher Politik waren Vanessa Odermatt und Jochen Klenner der Einladung gefolgt. Als erfolgreiche Unternehmerin in der Stadt begrüßte Sabine Hansen, Vorstandsvorsitzende des IWiL, Nicole Simon. Sabine Hansen hieß ebenfalls Daniela Perner willkommen, Geschäftsführerin bei der IHK Mittlerer Niederrhein.

Knapp 80 Frauen und einige wenige Männer nahmen an der Veranstaltung teil und verfolgten ein abwechslungsreiches Vortragsprogramm. Dabei ging es um die Wirksamkeit und Nachhaltigkeit von Unternehmensführung, um die Gründung von Start-ups, um die Vereinbarkeit von Familie und Karriere. Unter anderem ging es um Frauen in Führungspositionen.

Zu den Vortragenden gehörten Frauen und Männer, die Führungspositionen innehaben wie Kathrin Aehling von der Schneider Electric, Denitza Fuchs von der Software AG, Daniela Grumbach, Hailo-Werke Mannheim, Stephan Dümpelfeld, DB Regio AG, Isabel Tufet, Managerin der Santander Bank, Anja Seng vom Verein FidAR, Frauen in die Aufsichtsräte oder Mónica López Monís Gallego, Leiterin der Abteilung für Aufsichts- und Regulierungsmanagement in der Santander Group.

Ein für Frauen (und Männer) wesentliches Thema ist immer noch die Frage nach der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Die ausführliche Debatte darüber mit Kathrin Aehling, Denitza Fuchs, Isabel Tufet und Stephan Dümpelfeld moderierte Anja Seng.  Dümpelfeld war per Video zugeschaltet, weil er aufgrund eines Termins seiner Frau die Betreuung seiner Tochter übernommen hatte. Sie berichteten von ihren privaten und beruflichen Erfahrungen, benannten die Herausforderung und Forderungen. „Kinder und/oder Karriere“ war die Diskussionsrunde benannt. Am Ende war klar allerdings, dass das „oder“ eigentlich keine Rolle spielen dürfte.

Die Erfahrungen „Struggle“, diesen Begriff verwendeten die Mütter und der Vater häufig. Sie beschrieben anschaulich das Ringen und Kämpfen um den gelungenen Tagesablauf. Erste Priorität, betonten sie, sei das Kind und seine gute Versorgung und Betreuung. Aber auch wenn man alles geregelt hat, kann der schlechteste Fall eintreten: Das Kind wird krank, die Kita oder die Schule hat Schließtag. Eine tägliche Gratwanderung. Was hilft, so die Manager, sei eine offene Kommunikation mit dem Arbeitgeber und die gemeinsame Suche nach Lösungen. Was alle vier Gesprächsteilnehmer betonten, ist, dass arbeitenden Müttern häufig heftige Vorurteile begegnen. Ihr Rat: „Hör nicht auf das, was andere sagen. Du hast eine richtige Wahl getroffen.“ Aehling formulierte es so: „Wenn du dich gut fühlst, fühlen sich auch deine Kinder gut.“ Trotz des „big struggle.“


Kulturelle Unterschiede Rückkehr in den Beruf nach sechs Wochen bis sechs Monaten statt nach einem Jahr? In Frankreich normal, berichtete Fuchs. In ihrer Heimat Bulgarien sowieso, dort werde dann das Netzwerk Familie aktiv. Auf die gewachsenen Unterschiede in West- und Ostdeutschland machte Dümpelfeld aufmerksam. Isabel Tufet erinnerte daran, dass es sich die Spanierinnen kaum leisten können, nicht bald nach der Geburt arbeiten zu gehen. Allerdings gebe es dort auch eine bessere Infrastruktur. Durch ihren norwegischen Ehemann kennt sie die Verhältnisse in Nordeuropa: Dort gebe es viele arbeitende Mütter, es gebe viele, auch staatliche, Hilfsangebote.
Die Forderungen Gesellschaftlich und politisch müsse es ein Umdenken geben. Es müsse normal sein, dass Frauen arbeiten, so Tufet. Dazu ist notwendig, dass im frühen Alter ein Kitaplatz angeboten wird. Eine praktische Lösung könnte sein, so schlug Tufet vor, dass Unternehmen eine betriebseigene Kindertagesstätte einrichten. Flexible Arbeitszeiten erleichtern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.


Das Fazit Um ein Fazit zum Thema „Kind und Karriere“ gebeten, antwortete Tufet: „Tu es und bleib dabei.“ Fuchs: „Es gibt keinen perfekten Zeitpunkt, ein Kind zu bekommen.“ Aehling betonte: „Unterstützt einander, schafft ein Netzwerk!“ Und Dümpelfeld: „Verzichtet auf Perfektion und findet Menschen, die Euch unterstützen.“

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