Wirtschaft in Mönchengladbach Weniger Gladbacher gründen eine Firma

Mönchengladbach · Die Zahl der Gründer ist in Mönchengladbach laut IHK-Gründerreport um 6,6 Prozent zurückgegangen. Dabei will die Stadt gerade für Start-ups attraktiver werden. Doch die meisten sind lieber Arbeitnehmer als Selbstständige.

 Die Gründerszene in Mönchengladbach ist überschaubar - noch. Das soll sich ändern.

Die Gründerszene in Mönchengladbach ist überschaubar - noch. Das soll sich ändern.

Foto: Shutterstock.com

Der Appell ist eindeutig, und er richtet sich an die Städte und Gemeinden in der Region: „Wir sollten anfangen, eine Gründerlandschaft zu kreieren, um Unternehmertum und Kreativität zu ermöglichen, auszuprobieren und Risiken einzugehen.“ Das schreibt die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein in ihrem aktuellen Gründerreport, der das unternehmerische Geschehen im IHK-Bezirk analysiert. Die Zahlen besagen für Mönchengladbach: Die Menschen lassen sich lieber als Arbeitnehmer anstellen als ein eigenes Unternehmen zu gründen. In Mönchengladbach wurden 2017 rund 6,6 Prozent weniger neue Firmen und Start-ups gegründet als noch im Jahr davor. Gleichzeitig ging aber auch die Zahl derjenigen um 3,2 Prozent zurück, die mit ihrer Firma aufgeben mussten.

Mönchengladbach ist dabei im Kammerbezirk besonders auffällig. Denn sowohl im Rhein-Kreis Neuss als auch im Kreis Viersen stieg die Zahl der Unternehmensgründungen, in Krefeld blieb sie nahezu konstant. Eigentlich gibt es bundesweit den Trend, dass die Gründungsintensität in den Ballungszentren und Großstädten am stärksten ausgeprägt ist. Im Kammerbezirk ist das aber in Jüchen, Kaarst und Grefrath der Fall, also eher ländliche Gebiete. „Die Ursache für die Konzentration der Gewerbeanmeldungen in den ländlichen Gebieten“, so die Autoren, liege an den besseren Bedingungen. Dort gebe es eine höhere Dichte an potenziellen Auftraggebern, Kunden und Lieferanten, viele Netzwerke und Cluster sowie kurze Wege durch die gut ausgebaute Infrastruktur.

Zu wenige Unternehmensgründungen können gefährlich für die Stabilität eines Wirtschaftsstandortes sein. „Viele kleine und mittelständische Unternehmen halten die Wirtschaft am Drehen, ohne diese Kleinteiligkeit bricht die Wirtschaft zusammen“, sagt IHK-Gründerberater Bert Mangels. Viele Firmenchefs und Unternehmer haben aber das Rentenalter bereits überschritten. „Um das zu kompensieren, brauchen wir Gründer, die die Arbeitsplätze schaffen“, sagt Mangels. Dabei will sich gerade Mönchengladbach als blühender Standort für Gründer und Start-ups etablieren. Tatsächlich machen einige junge, kreative Unternehmen schon seit Jahren von sich reden. Für die Gründerwoche vom 12. bis 18. November haben die Wirtschaftsförderung und der Verein NextMG ein umfangreiches Programm mit zum Teil hochkarätig besetzten Veranstaltungen zusammengestellt. Unter anderem Ex-Nationalspieler Marcell Jansen spricht zur Eröffnung (siehe Box).

Weniger Unternehmensgründungen müssen aber nicht zwangsläufig für Standortnachteile sprechen, sondern können auch Folge des Wirtschaftsbooms sein. Wenn Fachkräfte dringend gesucht und auch mit guten Konditionen gelockt werden, ist die Neigung zur Selbstständigkeit nun einmal geringer. „Die rückläufige Arbeitslosigkeit ist ein wichtiger Faktor“, sagt Mangels. „Der Deutsche ist eben lieber Arbeitnehmer als Unternehmer.“ So fallen in erster Linie Unternehmensgründungen heraus, die die Betroffenen als Notlösung vor der Arbeitslosigkeit ansehen. Dafür spricht auch der Rückgang an Unternehmensaufgaben.

Wer sich den Traum von der Selbstständigkeit erfüllen will, dem rät Mangels vor allem: „Sich selbst gründlich prüfen und vor allem prüfen lassen.“ Wenn man von einer Idee überzeugt sei, rede man es sich oft selbst etwas schöner, als die Chancen tatsächlich sind. Auch Freunde mit wohlwollenden Einschätzungen sind dazu nur bedingt geeignet. „Es sollten wirklich außenstehende, neutrale Prüfer sein.“

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