Nabu Mönchengladbach klärt auf Welche Folgen die vielen Krähen in der Stadt haben

Mönchengladbach · In vielen Gebieten der Stadt haben sich Krähenkolonien niedergelassen. Aber welche Konsequenzen hat das? Und sind die Krähen eine Gefahr für Singvögel? Der Naturschutzbund klärt auf.

 In Hamern haben sich in einer Siedlung zahlreiche Krähen eingefunden.

In Hamern haben sich in einer Siedlung zahlreiche Krähen eingefunden.

Foto: Oliver Schaulandt

Am Windmühlenweg in Hamern sind die ersten abgestorbenen Fichten entfernt worden. Noch stehen aber einige der Bäume, weshalb sich dort auch die Krähenkolonie weiterhin tummeln. Nachdem die Rheinische Post über das hohe Krähen-Aufkommen in der Siedlung berichtete, wandten sich weitere Bürger an unserer Redaktion. Beispielsweise auch an der Vitusschule in Windberg haben sich zahlreiche Rabenvögel niedergelassen, der Geräuschpegel sei kaum zu ertragen, schreibt eine Leserin. Bei Facebook waren die Reaktionen unterschiedlich: Neben Verständnis für den Ärger der Anwohner fragten auch einige, warum man sich so an der Natur stören würde. Fest steht: Die Rabenvögel polarisieren. Und es werden offenbar immer mehr im Stadtgebiet. Aber was hat das für Konsequenzen?

„Eigentlich gar keine“, sagt Kurt Sasserath, 1. Vorsitzender des Naturschutzbundes (Nabu) in Mönchengladbach. „Eine direkte Bedrohung sind die Tiere nicht. Es ist halt nur der Faktor der Belästigung“, sagt er. Aber sind Raben nicht eine Gefahr für Singvögel? Das sei ein beliebtes Vorurteil, sagt Sasserath. „Das hält aber keinen wissenschaftlichen Untersuchungen stand“, sagt er. Raben seien zwar Allesfresser und würden auch Jagd auf Jungvögel machen, allerdings mache das nur einen sehr geringen Anteil ihres Nahrungsspektrums aus.

Dennoch sei ein drastischer Rückgang von Singvögeln auch in Mönchengladbach zu beobachten. „Es gibt Singvögel wie die Haubenlerche oder die Feldlerche, die sind wirklich stark rückläufig. Der Kiebitz ist fast ausgestorben“, sagt Sasserath. Das liege laut ihm am intensiven Gebrauch von Chemie in der Landwirtschaft – und zum Teil auch an den Gartenbesitzern selbst. „Die Gärten werden mit völlig standortuntypischen Gehölzen bepflanzt, die den Singvögeln weder Nahrung noch Unterschlupf bieten“, sagt er. Auch Katzen seien ein Problem. Dafür gäbe es aber eine einfache Lösung: Dem Tier während der Brutzeit eine kleine Glocke umhängen. Dadurch würden die Eltern der Singvögel frühzeitig gewarnt.

Sasserath kann verstehen, dass viele die Krähen als störend empfinden – vor allem, wenn sich eine ganze Kolonie davon im Garten einnistet. „Aber da sind die Menschen selbst dran schuld. Je mehr Biotope oder Umgebungen kaputtgemacht werden, umso mehr Tierarten kommen in die Städte“, sagt er. Oft würden die Leute die Tiere durch achtlos weggeworfenes Essen und zu viel Müll anlocken. Und sind die Krähen erst einmal da, bekommt man sie in der mehrwöchigen Brutzeit kaum mehr weg. Im Vorfeld könne man aber einiges tun, sagt Sasserath. Würden beispielsweise abgestorbene Bäume aus den Siedlungen verschwinden und durch Sträucher ersetzt, wäre die Gefahr einer Koloniebildung erheblich minimiert. „Dann fällt die Funktion der Schlafbäume weg und die Tiere verschwinden womöglich von alleine.“

Sasserath kann das schlechte Image der Rabenvögel nicht nachvollziehen: „Die Tiere haben einen großen Nutzen durch ihre Aasvertilgung. Sie sind eine Gesundheitspolizei, wie der Fuchs. Sie holen die Kadaver von Straßen oder aus den Siedlungsbereichen weg.“

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