Schüler experimentieren Wasserflöhe auf Plastikdiät

Mönchengladbach · Zwei Schülergruppen der Bischöflichen Marienschule wurden beim Landeswettbewerb „Schüler experimentieren“ ausgezeichnet. Miniwesen wie Wachslarven gehörten zu ihren „Versuchskaninchen“.

 Die drei Mädchen Jolina, Sophie und Nina-Sofie haben mit Wasserflöhen experimentiert, die drei Jungen Johannes, Ben und Felix mit Wachslarven.

Die drei Mädchen Jolina, Sophie und Nina-Sofie haben mit Wasserflöhen experimentiert, die drei Jungen Johannes, Ben und Felix mit Wachslarven.

Foto: Angela Rietdorf

Was passiert, wenn Wasserflöhe auf Mikro-Plastik im Wasser stoßen? Nehmen sie es auf?  Gelangt es so in die Nahrungskette? Können Wachslarven dabei helfen, das Plastikmüllaufkommen zu reduzieren? Welche Art Plastik fressen sie am ehesten? Und überleben sie diese Diät? Mit diesen Fragen beschäftigten sich zwei Schülergruppen an der Bischöflichen Marienschule. Ihre Experimente überzeugten die Jury im Regionalwettbewerb „Schüler experimentieren“, wo sie jeweils mit dem ersten Platz belohnt wurden, und im Landeswettbewerb, wo sie dritte Plätze belegten. „Solche Erfolge motivieren sehr“, freut sich Biologie- und Chemielehrerin Lydia Sonntag-Werkes, die die Wettbewerbsteilnehmer der Schule betreut.

Die Experimente beider Gruppen beschäftigen sich mit sehr aktuellen Fragestellungen. „Wasserflöhe stehen ganz am Anfang der Nahrungskette“, erklärt Nina-Sofie Marek. Sie und ihre beiden Mitstreiterinnen Jolina Pfeifer und Sophie Marker begannen damit, Wasserflöhe zu züchten, um sicher zu gehen, dass sie nicht vor dem Experiment mit Plastikteilen oder Schadstoffen in Berührung gekommen sind. Dann besorgten sie sich Peeling-Produkte, die Mikro-Plastik enthalten. Schließlich suchten sie nach einem passenden Filter, um die Kleinteile aus dem stark verdünnten Produkt herauszufiltern. Eine schwierige Aufgabe, an der sie fast gescheitert wären, aber dann wurden sie im Aquarienhandel fündig.

Die Flöhe wurden dem Mikro-Plastik ausgesetzt, einmal gemeinsam mit anderem Futter, einmal ausschließlich mit den Kunststoffteilchen. Ergebnis: Die Tierchen können nicht zwischen Essbarem und Plastik unterscheiden. Sie strudeln alles ein. Unter dem Mikroskop lässt sich erkennen, dass tote Wasserflöhe – und davon gibt es viele – Plastikteilchen im Darm haben. Für dieses Experiment wurden die drei 14-jährigen Schülerinnen beim NRW-Landeswettbewerb ausgezeichnet. Aber es ging nicht nur um Preise. Mikro-Plastik sei unglaublich schädlich, sagen die jungen Forscherinnen. Mit ihrem Versuch wollten die drei das Bewusstsein dafür schärfen. Bei ihnen selbst hat es schon gewirkt. „Wenn man weiß, was Mikro-Plastik anrichtet, benutzt man möglichst  keine Produkte, die es enthalten. Ich stehe jetzt immer stundenlang vor den Regalen und suche“, stellt Nina-Sofie fest.

Die zweite, im Essener Haus der Technik ausgezeichnete Gruppe hatte sich dem Thema Plastik anders genähert. Sie haben Wachslarven mit unterschiedlichem, grob zerkleinertem Verpackungsmüll gefüttert – mit Chipstüten, Frischhaltefolie, Käsepackungen. „Ich hatte einen Bericht im Fernsehen gesehen und wollte ausprobieren, ob es funktioniert“, sagt Ben Lassonczyk. Gemeinsam mit Felix Kuß und Johannes Meuters hatte er  im Angelladen Wachslarven besorgt. Die Larven, aus denen sich unter natürlichen Umständen Wachsmotten entwickeln, wurden auf Plastik-Diät gesetzt, denn sie haben immer wieder eindrücklich bewiesen, dass sie sich durch Plastik fressen können, zum Beispiel durch Gelbe Säcke. Chipstüten dagegen vertragen sie nicht. „Weil noch Salz drin ist“, sagt Ben. Manchmal bekommen sie auch schwarze Punkte auf der Haut. Und sie sterben insgesamt schneller, als die jungen Forscher das erwartet haben. Und dann auch noch das: obwohl die Plastikdiät nicht sehr bekömmlich ist, ist die Menge des vertilgten Materials sehr gering. Also eher nicht die Lösung des Plastikproblems. Aber die drei Schüler haben Feuer gefangen. In einem nächsten Experiment wollen sie herausfinden, ob die Larven das Plastik überhautp verwerten können.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort