Serie Denkanstoß Um Gottes Willen

Mönchengladbach · Pfarrer Stephan Dedring schreibt darüber, was ihn an Mönchengladbach erfreut, was ihn nervt, und wie der Advent den Blickwinkel verändert.

 Bereits drei Autos der Diakonieschwestern wurden aufgebrochen. Das stört Pfarrer Stephan Dedring.

Bereits drei Autos der Diakonieschwestern wurden aufgebrochen. Das stört Pfarrer Stephan Dedring.

Foto: Polizei

Ich lebe gerne in Mönchengladbach. Die Stimmung in der Stadt hat sich gebessert, das ist nicht nur bei den zur Zeit so erfolgreichen Heimspielen im Borussia-Park zu spüren. Manches ist schon erfreulich erreicht, weitere Projekte sind angedacht –  und sogar Großprojekte halten wir nicht mehr automatisch für illusorisch. Was für ein Fortschritt! Ich weiß gar nicht, warum mir manchmal Leute ihre und meine Heimat schlechtreden wollen. Mönchengladbach müsse nicht mehr „katzbuckeln“, hat Dieter Weber in seiner Kolumne zum Abschied von der Rheinischen Post geschrieben. Und Karl Boland mahnte dazu zurecht den sozialen Zusammenhalt der Stadtgesellschaft an. Natürlich nervt mich manches: Bereits das dritte Auto unserer Diakonieschwestern, die zur Pflege alter Menschen unterwegs sind, ist aufgebrochen worden. Was soll das? Streetworker werden gebraucht. Hausbesitzer sollten ihr Eigentum pflegen. Bezahlbarer Wohnraum für alle ist wichtig, aber auch Mieter, die ihre Miete zahlen. Mit den Zugewanderten möchte ich mich auch mal unterhalten können, dazu ist die deutsche Sprache unverzichtbar.

Im Advent schauen wir aber über den Tellerrand hinaus. „In den Städten heißt es schon: jetzt kommt einer, mit dem man rechnen muss.“ (B. Brecht, Der gute Mensch von Sezuan) Christus kommt, damit wir mit unseren Fragen nach Stadtgestaltung und Gerechtigkeit und Lebenszufriedenheit nicht uns selbst und unserer eigenen Perspektive ausgeliefert bleiben. Der Maßstab wird größer. Der „Heiland“ will Heil und gelingendes Leben bringen, wenn wir ihm vertrauen, und jedes Mal, wenn wir seine Geburt zu Weihnachten feiern, fangen wir mit ihm noch einmal an. Miteinander soll etwas aus uns werden. Um Gottes willen. Jetzt schon kann es beginnen. Interessanterweise berichtet die Bibel, dass auch die, die aus dem Orient kamen und dem Stern bis nach Bethlehem folgten, keine Juden oder Christen waren oder wurden und doch dem Kind die Ehre gegeben haben (Matthäus 2,11). Solche Ehre wird dem neugeborenen Jesus auch im Koran erwiesen (Sure 3,45, vgl. 19,30). Auch diese interreligiöse Perspektive ist für unsere Stadt möglich und wichtig.

Der Stern soll uns führen: nach Bethlehem, zum nachbarschaftlichen Miteinander und in die schönen Weihnachtsgottesdienste unserer Stadt, in Gottes Nähe. „Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird!“, sagt der Engel in der Weihnachtsgeschichte.

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