Hilfe in Mönchengladbach Mobbing ist auch im Homeoffice ein Problem

Mönchengladbach · Mit der Homeoffice-Pflicht ist auch ein Problem zurückgekehrt, das viele Beschäftigte aus den ersten Lockdowns kennen. Welche Hilfe es gibt, erklärt der Weiße Ring in Mönchengladbach.

 Mobbing gibt es auch in Videokonferenzen.

Mobbing gibt es auch in Videokonferenzen.

Foto: dpa, Oliver Berg

Wie wäre es, wenn an fünf Tagen der Woche ein gemeiner Kollege am heimischen Küchentisch Platz nehmen würde? Oder ein Chef mit toxischem Führungsstil? Seit den Lockdowns ist dies für viele Arbeitnehmer Realität geworden – virtuell im Homeoffice. Wer sich an die Mönchengladbacher Außenstelle des Weißen Rings wendet, kommt schnell mit Kerstin Srbeny, der Landesbüroleiterin der Hilfsorganisation für Kriminalitätsopfer, ins Gespräch. Sie kennt das vielschichtige Problem, und sie kennt Auswege aus der oft scheinbar ausweglosen Situation. „Nicht jeder meldet sich, und nicht jeder geht zur Polizei, weil sie glauben, dass es dann noch schlimmer wird“, sagt Srbeny.

Dabei kann Mobbing durchaus den Tatbestand einer Straftat ausmachen, denn auch der virtuelle Raum ist eben kein rechtsfreier Raum. Mobbing hat dabei viele hässliche Gesichter: Ein Vorgesetzter übergeht beim Verschicken der Links zu einer Onlinekonferenz einen Mitarbeiter, so – oder auch auf anderen Wegen – werden ihm Informationen vorenthalten. Er macht daher Fehler. Der Vorgesetzte tadelt ihn – vor allen anderen in einer Onlinebesprechung und eröffnet damit das Feuer: Jetzt glauben auch die Kollegen, alles kritisieren zu dürfen, selbst kleinste Fehler sorgen für großes Aufsehen.

Auch ohne Firmenkantine können Mitarbeiter Kollegen ausschließen. Weitere Formen des „Cybermobbings“ zeigen sich in „Drohungen, Hasskommentaren oder sogar Erpressungen“, wie Srbeny sagt. Gerade letztere seien für die Opfer oft mit Scham behaftet, weshalb es schwer sei, sich dagegen zu wehren, so Srbeny weiter. Generell gelte: Die Schmerzgrenze ist bei jedem Menschen anders, aber: „Wer sich gemobbt fühlt, kann sich an den Weißen Ring wenden. Wir helfen auch, ohne dass eine Anzeige bei der Polizei erstattet wurde“, erklärt Srbeny.

Doch was kann die Organisation tun? Bei der Hilfe für Mobbingopfer stehen zwei Aspekte im Vordergrund: zum einen juristische, zum anderen psychologische Hilfe. Hierfür können Betroffene vom Weißen Ring einen „Hilfescheck“ erhalten, der sowohl die Kosten einer anwaltlichen Erstberatung oder therapeutischen Sitzung begleicht, als auch die Wartezeit bei einem Psychotherapeuten verkürzt. „Es tut gut, wenn Betroffene mit jemand Außenstehenden reden können“, sagt Srbeny zum Hilfsangebot des Weißen Rings. Viele hätten Angst, dass das Mobbing „erst richtig losgeht“, wenn sie nicht mehr stillhalten, oder sie sogar ihre Stelle verlieren. Srbeny: „Man muss wissen, an wen man sich wenden kann. Dann geht es seinen Gang.“

Betroffene können sich zudem an das Opfer-Telefon des Weißen Rings wenden. Das Angebot ist anonym, kostenfrei und täglich von 7 bis 22 Uhr unter der Rufnummer 116 006 erreichbar.

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