Lebensmittel, die im Müll landen Warum der Händler nicht einfach weniger einkauft

Mönchengladbach · Wer weniger Lebensmittel wegwerfen möchte, sollte weniger einkaufen. Was in der Theorie einfach klingt, funktioniert in der Praxis jedoch nicht.

Mönchengladbach: Warum Händler Lebensmittel aussortieren müssen
Foto: dpa/Oliver Berg

Täglich sortieren Lebensmittelhändler Waren aus, die noch genießbar sind. Ehrenamtliche Organisationen wie die Tafeln oder Foodsharing treten an, diese Lebensmittel weiterzuverteilen. Doch kann der Einzelhandel wirklich nicht anders?

Nein, sagt Dirk Endt, Geschäftsführer der Edeka-Märkte Endt-Lojewski mit Standorten im Raum Mönchengladbach und Wegberg. „Es wäre zwar schön, alles restlos zu verkaufen, aber das ist eine Utopie“, sagt er. Der Kunde nehme vorrangig das, was zu 100 Prozent in Ordnung ist, wo das Mindesthaltbarkeitsdatum am längsten ist. Am Aussortieren führe kein Weg vorbei. Endt lobt daher die Zusammenarbeit mit Foodsharing und der Tafel.

Nein, sagt auch Chantal Beye, Schichtleiterin im Superbiomarkt an der Lüpertzender Straße. „Die Kunden bei uns sind genauso kritisch wie in jedem anderen Supermarkt auch“, sagt sie. Der Biomarkt kooperiert ebenfalls mit Foodsharing, aber nicht mit den Tafeln. Dafür beteiligt sich das Geschäft an „Too good to go“. Dabei können Interessierte über die App erfahren, wo Lebensmittel übrig sind und sich dafür anmelden. Mitarbeiter des Marktes packen dann Tüten mit aussortierten Lebensmitteln, die für einen vergleichsweise kleinen Betrag abgeholt werden können.

Warum der Händler nicht einfach weniger einkaufen kann, erklärt Andreas Heidbüchen, Professor für Betriebswirtschaftslehre am Fachbereich Oecotrophologie der Fachhochschule in Mönchengladbach: „Der Handel will ein großes Angebot darstellen. Volle Regale regen zum Kaufen kann, ebenso wie die richtige Beleuchtung oder der passende Duft das tun.“ Das Kaufverhalten werde auch nicht nur durch die räumliche Platzierung beeinflusst, sondern auch durch die angebotene Menge in einem Sortiment. „Hersteller wollen daher nicht einfach nur gelistet werden, sondern auch in hohen Stückzahlen im Regal vertreten sein“, sagt Heidbüchel. Er gibt auch zu bedenken, dass die meisten Lebensmittel schon auf dem Feld oder zu Hause vernichtet würden. Heidbüchel: „Das liegt an einem falschen Qualitätsbewusstsein, wenn zu kleine oder zu große Äpfel gar nicht erst im Handel landen.“

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