Wärmeversorgung in Mönchengladbach „Die Leute wissen nicht, wie sie den Heizungsaustausch bezahlen sollen“
Mönchengladbach · Das Gebäudeenergiegesetz verlangt, dass ab 2045 alle Heizungen ohne CO2 betrieben werden müssen. Welche Probleme es zu Wärmepumpen und Alternativen gibt und mögliche Lösungen war Thema eines Diskussionsabends mit Verbraucherzentrale, Handwerk und den Gladbacher Grünen.
Georg Haaß, Gründer von Haustechnik Haaß in Mönchengladbach und Präsidiumsmitglied der Kreishandwerkerschaft Mönchengladbach, sprach Klartext bei einer Veranstaltung zum Thema „Energiewende vor Ort“ im Veranstaltungsraum der AOK-Geschäftsstelle an der Steinmetzstraße. Die Menschen seien verunsichert, verängstigt und auch überfordert vom aktuellen Gebäudeenergiegesetz, das zu sehr als Heizungsgesetz wahrgenommen werde. Insbesondere beim angestrebten Austausch von alten Heizung durch energieeffiziente Wärmepunkten seien große Irritation und Unwissenheit gegeben. Damit war er bei Grünen-Politikerin Kathrin Henneberger an der richtigen Adresse. Sie sitzt für den Gladbacher Kreisverband der Grünen, der den Abend veranstaltete, im Bundestag.
Für Fachmann Haaß ist klar: „Der Königsweg in die Zukunft ist eine Kombination von Wärmepumpe und Photovoltaikanlage.“ Aber der Weg dorthin sei schwierig und voller bürokratischer Hindernisse, wobei insbesondere die Förderrichtlinien für den Einbau von wirkungsvollen Wärmeanlagen für viele Bürger undurchschaubar seien. „Die Leute wissen nicht, wie sie den Austausch bezahlen sollen.“ Doch nicht nur bei der Förderung gibt es Probleme: „Wir haben einfach nicht ausreichend Personal, um schnell alte Heizungssysteme durch moderne Wärmeanlagen, insbesondere Wärmepumpen auszutauschen.“
Viele der Mitarbeiter in Handwerksbetrieben seien kurz vor dem Renteneintritt und mit den modernen Heiztechniken nicht vertraut. Statt Wärmepumpen seien im letzten Jahr noch viele neue Gas- und Ölheizungen in Häuser eingebaut worden. Hinzu komme, und darauf wies die Grüne Bundestagsabgeordnete Kathrin Uhlig hin, dass in der Prüfungsordnung für das Heizungswesen immer noch der Schwerpunkt auf Gas- und Ölheizungen gelegt werde und moderne Heiztechniken nicht berücksichtigt werden.
In Mönchengladbach seien rund 70 Prozent aller Wohnhäuser älter als 50 Jahre. Da sei nicht nur eine energetische Sanierung erforderlich, um die Ziele des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) zu erreichen, so Kathrin Henneberger. Nicht überall werde der Einsatz von Wärmepumpen möglich oder sinnvoll sein. Sie verwies auf das kommunale Wärmekonzept, dessen Entwurf für Mönchengladbach inzwischen vorliegt. Es soll feststellen, wo es Fernwärmenetze geben kann, wo etwa die Nutzung von Abwasserwärme möglich ist. Auch könnten externe Wärmelieferanten genutzt werden. Niemand sei per Gesetz verpflichtet, eine Wärmepumpe zu installieren. Das GEG lasse viel Spielraum bis zur Nutzung von Wasserstoff oder Holzpellets. Ziel sei es lediglich, den C02-Aussstoß zu reduzieren und marode Heizungsanlagen bis 2045 endgültig aus dem Betrieb genommen zu haben.
Ab 2045 sollten nur noch Heizungen mit erneuerbaren Energien betrieben werden, betonte auch Thomas Bertram, Energieberater bei der Verbraucherzentrale NRW. „Es gibt bis dahin einen Bestandsschutz für alle funktionstüchtigen Heizungen.“ Drei Arten der Wärmepumpen stellte er in den Mittelpunkt seines Vortrags: die gebräuchlichste Luft-Wasser-Wärmepumpe, die effizienteste Erd-Wasser-Wärme-Pumpe und die exotische Luft-Luft-Wärmepumpe. Alle funktionieren nach einem Prinzip: Sie entziehen der Umwelt Wärme, die sie komprimieren und ins Heizungsnetz einspeisen. Vorteil: Sie erzeugen anders als herkömmlichen Heizungen keinerlei Abwärme und keinerlei CO2.
Vor dem Austausch einer Heizung sollte auf jeden Fall eine Energieberatung stehen. Bertram empfiehlt die Fachleute in den Handwerkbetrieben und die der Verbraucherzentrale.