Kindermedizin in Mönchengladbach Eli: Vormilch bei Diabetes in der Schwangerschaft

Mönchengladbach · In der Mutter-Kind-Klinik setzt man auf Vormilch, um gefährlichen Folgen vorzubeugen, wenn eine Mutter einen unausgeglichenen Zuckerspiegel hat.

 Oberärztin Ariane Sporkmann, Hebamme Claudia Moll und Krankenschwestern Judith Ihnen.

Oberärztin Ariane Sporkmann, Hebamme Claudia Moll und Krankenschwestern Judith Ihnen.

Foto: Reichartz,Hans-Peter (hpr)

Bei Neugeborenen von Müttern mit Diabetes mellitus, die dazu neigen, zu unterzuckern, ist die Vormilch von großer Bedeutung, da sie einen möglicherweise zu niedrigen Zuckerspiegel ausgleicht. Diese kann lebensgefährliche Folgen abwenden. In der Mutter-Kind-Klinik am Elisabeth-Krankenhaus befürworten die Mediziner und das Pflegepersonal daher konsequent das Stillen. Direkt nach der Geburt genügen schon wenige Tropfen, die Enormes leisten können.

Der Anteil an Schwangeren mit Diabetes lag 2016 im Elisabeth-Krankenhaus mit rund 6,7 Prozent über dem bundesweiten Durchschnitt (4,4 Prozent). Zum vergangenen Jahr verdoppelte sich der Wert beinahe auf rund 11,8 Prozent. Dieser Zuwachs ist unter anderem damit zu begründen, dass sich Kliniken im Rahmen der Zentralisierung auf bestimmte Fachbereiche spezialisieren. Somit hat sich das Einzugsgebiet der Patienten vergrößert. „Das Elisabeth-Krankenhaus ist im Umkreis ein Vorreiter in diesem Gebiet. Die zuständigen Mitarbeiter sind zu Stillexperten aus- und weitergebildet worden. Mehr als 300 Schwangerschaftsfälle mit Diabetes betreut und begleitet die Mutter-Kind-Klinik jährlich“, sagt  Oberärztin Ariane Sporkmann.

Die Medizinerin ist der Auffassung, dass Stillen durch nichts zu ersetzen sei. „Untersuchungen zeigen, dass Kinder ein deutlich geringeres Risiko in sich tragen, bereits ab dem zehnten Lebensjahr an Fettleibigkeit zu erkranken. Eine Adipositas kann wie bei einem Erwachsenen Bluthochdruck und Diabetes mit sich bringen.

Diabetes „programmiert“ das Kind bereits vorgeburtlich. Dies sei vergleichbar mit einem Softwarefehler“, schildert Sporkmann. Das Stillen in den ersten drei bis sechs Monaten reduziert das Risiko an Diabetes Typ II zu erkranken um 50 Prozent. Außerdem führt das Stillen zu einer Verringerung des Gewichts. Für das Kind ist es wie ein „Reset“ der Fehlprogrammierung Diabetes.

Die Vormilch hilft, die vorgeburtliche Programmierung, die durch Diabetes der Mutter möglicherweise vorgegeben wird, in Bezug auf Fettleibigkeit im Kindesalter mit all seinen Folgen vorzubeugen. Gewonnen wird die auch Kolostrum genannte Milch vor der Entbindung ab der 37. Schwangerschaftswoche. Das Einfrieren der Vormilch kann in der Klinik und parallel daheim im Tiefkühler unter hygienischen Bedingungen erfolgen.

Eine Fütterung des Kindes innerhalb der ersten 30 Minuten nach der Geburt ist besonders wichtig. Denn direkt nach der Geburt besteht die Gefahr der Unterzuckerung. Die beste Option, dem entgegenzuwirken, ist die Stabilisierung des Blutzuckerspiegels durch die Muttermilch.

In den ersten 48 Stunden nach der Geburt ist darauf zu achten, dass alle zwei bis drei Stunden dem Kind Muttermilch zugeführt wird. „Das bedeutet viel Arbeit und hohe Anstrengungen für Mutter und Kind, aber auch für die Ärzte, Schwestern und Hebammen. Doch der Aufwand ist sehr lohnenswert. Im Laufe der Schwangerschaft informieren wir die werdenden Mütter mit Diabetes in vielen Beratungsgesprächen“, sagt Hebamme Claudia Moll.

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