Sicherheitspolitisches Forum in Mönchengladbach Stromausfall: Vorbereitung ist keine Panikmache
Mönchengladbach · Beim sicherheitspolitischen Forum der Reservisten im Schloss Wickrath zu „Deutschland und Europa im Stresstest“ riefen Fachjournalist Stefan Spiegelsberger und CDU-Politiker Wolfgang Bosbach die Menschen auf, sich auf Blackouts vorzubereiten.
Energieversorger, Polizei, Feuerwehr und Behörden sind zunehmend auf einen großflächigen Stromausfall in Mönchengladbach vorbereitet. Das ist die Quintessenz des ersten sicherheitspolitischen Forums, das der Reservistenverband Niederrhein in diesem Jahr vor sachkundigem Publikum im Schloss Wickrath veranstaltet hat.
Der Fachjournalist Stefan Spiegelsberger aus Oberbayern, einer der zwei Referenten des Abends im Nassauer Stall, appellierte eindringlich an alle Bürger: „Bereiten Sie sich vor.“ Komme es zu einem sogenannten Blackout, dann könnte dieser drei bis zehn Tage lang dauern. „Sofort betroffen sind zum Beispiel Tankstellen, Geldautomaten, Kassensysteme unter anderem in Supermärkten oder der Fernseh- und Rundfunkempfang.“ In Phase zwei könnte die Trinkwasserversorgung ebenso ausfallen wie eine lebenswichtige Operation im Krankenhaus. In Phase drei, der „Chaos-Phase“, würden schließlich Lebensmittel knapp, und es schlage die Stunde der Kriminellen und Plünderer.
„Nicht darüber zu reden, ist keine Option“, betonte der Leitende der Veranstaltung, Oberst der Reserve Gerald Joswowitz. Es gehe nicht um Panikmache, sondern darum, eine eventuelle Panik zu verhindern. In Mönchengladbach gibt es flächendeckend 27 Anlaufpunkte unter anderem in Gerätehäusern der Freiwilligen Feuerwehr. Und eine Versorgung mit Wasser und Benzin über kleinere Tankwagen sei ebenfalls in Vorbereitung, hieß es.
Dazu müsse aber jeder einzelne seinen Beitrag leisten, sagte Spiegelsberger. Zur Vorbereitung gehöre ein Wasservorrat ebenso wie Kerzen, eine Taschenlampe oder ein Kurbelradio. Weitere Notfall-Tipps gebe beispielsweise das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe im Internet unter bbk.bund.de oder er selbst auf Youtube unter „Outdoor Chiemgau“. Der Katastrophen-Spezialist warnte angesichts der Gasmangellage davor, weitere Kraftwerke abzuschalten.
Der Abend der Reservistenverbands-Kreisgruppe Niederrhein stand unter dem Thema „Krieg und Krisen – Deutschland und Europa im Stresstest“. Dazu referierte zunächst der ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Bosbach. Seine Warnung galt einem ganz anderen Problem: der Sicherheit der Renten. „Ab 2026 werden 12,9 Millionen weitere Bundesbürger in die Rente gehen. So geht es nicht weiter – Politik gegen Mathematik, das muss schiefgehen.“ Er appellierte an die Parteien, das Rentenniveau nicht weiter abzusenken. Es gebe ein Abstandsgebot gegenüber der Sozialhilfe. Auch forderte Bosbach eine Stärkung der betrieblichen Altersvorsorge, neue Investitionsmodelle und einen flexiblen Eintritt in den Ruhestand.
Nachdenklich blickt der frühere Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses auf die Berliner Politik: Soziale Ausgaben und wirtschaftliche Leistungsfähigkeit müssten zusammenpassen. „Sondervermögen sind Schulden“, sagte Bosbach, man könne nicht alle Aufgaben über Kredite finanzieren. Trotz Krise, Inflation und großer Aufgaben sei er jedoch grundsätzlich zuversichtlich gestimmt: Deutschland sei stabil und habe ein gutes Ansehen in der Welt. Mit Blick auf die Ukraine trat der 70-Jährige für deren standhafte weitere Unterstützung ein: „So lange Putin auf Sieg hofft, so lange wird der Krieg weitergehen.“