Smarte Pläne Vom Polizeipräsidium zum Wissenscampus

Mönchengladbach · Start-ups, Hochschule, Junior-Universität – auf dem Areal des früheren Polizeipräsidiums soll mit Strukturwandel-Förderung ein zukunftsweisender Campus entstehen. Dafür wurde ein hochkarätig besetzter Verein gegründet.

 Das alte Polizeipräsidium ist ideal gelegen – nicht nur nahe der ehemaligen Stadtgrenze zu Rheydt, sondern in Nachbarschaft zu Hochschule sowie Gewerbe und Industrie.

Das alte Polizeipräsidium ist ideal gelegen – nicht nur nahe der ehemaligen Stadtgrenze zu Rheydt, sondern in Nachbarschaft zu Hochschule sowie Gewerbe und Industrie.

Foto: Theo Titz/Titz, Theo (titz)

An der ehemaligen Stadtgrenze zu Rheydt soll ein hochmodernes Innovationszentrum entstehen: Auf dem Areal des früheren Polizeipräsidiums ist ein „Wissenscampus MG“ geplant. Damit soll Mönchengladbach fit für die Zukunft gemacht werden und der „doppelte Strukturwandel“ gelingen, wie es in der Präambel des dafür gegründeten Vereins heißt. Er zählt 39 Gründungsmitglieder in einem breiten Schulterschluss aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft. An der Spitze stehen die beiden Vorsitzenden Hartmut Wnuck, Chef der Stadtsparkasse Mönchengladbach, und Norbert Miller, Vorsitzender der Geschäftsführung bei Scheidt & Bachmann, sowie Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK),  als Schatzmeister. „Dass Wirtschaft, Hochschule und Politik gemeinsam agieren, ist etwas Besonderes, das gibt es in anderen Städten so nicht“, betont Miller.

Das alte Polizeipräsidium sei für die geplante Art von Wissenstransfer das ideale Gelände – wegen seiner Nähe zur Hochschule sowie zu Industrie und Gewerbe.„Es geht darum, Mönchengladbach fit für die Zukunft zu machen und den Standort nach vorne zu bringen“, sagt Wnuck. „Es ist ein Bekenntnis zur Heimat“, sagt Steinmetz.

Worum geht es? Um ein Konzept für die Zeit nach der Braunkohleförderung, aber auch für die digitale Transformation und die Sicherung von Fachkräften. Ein zweistelliger Milliardenbetrag soll mit dem Ende des Tagebaus als Förderung an die Länder und in die betroffenen Regionen fließen. Davon will Mönchengladbach etwas abhaben – mit einem guten Konzept, das in den nächsten Monaten detailliert ausgearbeitet wird. „Unser Ziel ist, Mönchengladbach auf die Landkarte des geförderten Strukturwandels zu bringen“, betont Steinmetz. Denn andere Kommunen im Rheinischen Revier sind deutlich weiter. Das Konzept soll aber auch das Land überzeugen, das über seinen Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) Eigentümer des 3,5 Hektar großen Geländes ist, vor dem Hintergrund der Pläne einem entsprechenden Verkauf  zuzustimmen. „Wir wollen Verfügungsgewalt bekommen, um unsere Pläne schnell umsetzen zu können“, sagt Wnuck. Im ersten Halbjahr 2020 soll das Konzept dem BLB vorgelegt werden.

  Der geschäftsführende Vorstand: (v.l.) die beiden Vorsitzenden Hartmut Wnuck (Stadtsparkasse) und Norbert Miller (Scheidt und Bachmann) mit dem Schatzmeister Jürgen Steinmetz (IHK). 

Der geschäftsführende Vorstand: (v.l.) die beiden Vorsitzenden Hartmut Wnuck (Stadtsparkasse) und Norbert Miller (Scheidt und Bachmann) mit dem Schatzmeister Jürgen Steinmetz (IHK). 

Foto: IHK/ Andreas Baum

Was sieht das Konzept vor? Zwei Ziele stehen im Zentrum: eine Infrastruktur für hochschulaffine, innovative Unternehmen zu schaffen. Und Bildung als Zukunftsressource. So ist zum Beispiel vorgesehen, eine Junior-Uni einzurichten, wie es sie etwa in Wuppertal gibt.  In modernen Laboren können dort Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene forschen. Es geht aber auch um Erweiterungs- und Kooperationsmöglichkeiten für die Hochschule, die unter anderem plant, einen Fachbereich gegen Cyberkriminalität einzurichten.

Was war der Anlass? Mit dem Freiwerden des Areals und den in Aussicht gestellten Fördergeldern nach dem Ende des Tagebaus bis spätestens 2038 trafen zwei günstige Szenarien zusammen. Handlungsbedarf besteht laut Wnuck vor allem angesichts beunruhigender Entwicklungen in Mönchengladbach: Zwar seien durch Ansiedlungen, vornehmlich  im Bereich Logistik, in den vergangenen Jahren rund 100.000 Menschen in sozialversicherungspflichtige Jobs gekommen. „Aber das Lohnsegment ist niedrig, und mit zunehmender Automatisierung werden diese Jobs weniger“, sagt Wnuck. Im Vergleich mit anderen Städten weise Mönchengladbach eine hohe Zahl an Beschäftigten ohne Berufsabschluss und eine geringe Akademikerquote auf. Absolventen der Hochschule seien kaum an den Standort gebunden, auch weil es an studentischem Flair mangelt. „Wir wollen Betriebe aus den Bereichen Start-up und Innovation anlocken, um die Studierenden an den Standort zu binden.“

Hier ein Kommentar zum Thema.

 Der Verein Wissencampus MG mit allen Mitgliedern bei der Gründungssitzung in den Räumen der IHK.

Der Verein Wissencampus MG mit allen Mitgliedern bei der Gründungssitzung in den Räumen der IHK.

Foto: IHK/ Andreas Baum

Wer sind noch Gründungsmitglieder? Außer Hartmut Wnuck (Stadtsparkasse Mönchengladbach), Norbert Miller (Scheidt & Bachmann, Unternehmerschaft der Metall- und Elektroindustrie) sowie Jürgen Steinmetz (IHK) sind es Gregor Bonin und Hans Wilhelm Reiners (Stadt Mönchengladbach), Beate Gothe (Heinz Gothe), Mark Nierwetberg (NextMG), Isabella Kleeschulte (Rhenus Lub), Michael Reisen-Hall (Hall Tabakwaren), Heinz Schmidt (Heinrich Schmidt), Oliver Schilden (Ernst Kreuder), Eugen Viehof (Vibro), Claus Schwenzer (Effertz Tore), Michael Schürenkrämer (Trützschler), Torsten Heising (SMS Group), Stefan Löb (Elektro Löb), Ulrich Schückhaus (WFMG), Rolf Königs (Aunde Achter & Ebels), Gabriele Teufel (GEM), Kuno Schwamborn (Hepp-Schwamborn), Thorsten Unger (Wegesrand), Burkard Ungricht (Industriepark West), Norbert Bienen (Bienen & Partner), Reinhard Körsmeier (MQ Management), Caroline Hartmann-Serve (Rechenzentrum Hartmann), Hans-Hennig von Grünberg (Hochschule Niederrhein), Fritz Otten (Otten Architekten), Georg Wilms (Schleiff Denkmalentwicklung), Marc Fahrig (BFS Innovation GmbH), Albrecht Driescher (Unternehmerschaft der Metall- und Elektroindustrie), Burkhard Schrammen (Dr. Schrammen Architekten), Nicole Finger (Drekopf), Philipp Kalthöfer (Telefonbau Ewald Kalthöfer), Frank Kindervatter (NEW), Hans-Peter Schlegelmilch (Imat-uve) und Stefan Bresser (Kreishandwerkerschaft).

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