Betroffene auch in Mönchengladbach Wer hilft, wenn Mobbing den Schlaf raubt

Mönchengladbach · Frauen suchen häufiger als Männer Rat, wenn sie sich Kollegen gedemütigt fühlen. Das ist eine Erkenntnis der AOK Rheinland/Hamburg.

 Am Mobbing-Telefon der AOK melden sich wesentlich mehr Frauen als Männer.

Am Mobbing-Telefon der AOK melden sich wesentlich mehr Frauen als Männer.

Foto: dpa-tmn/Christin Klose

Mobbing am Arbeitsplatz – das bedeutet zum Beispiel gedemütigt oder ausgegrenzt zu werden. Wie häufig das vorkommt, hat die AOK Rheinland/Hamburg anhand von Anrufern ermittelt, die sich an das Mobbing-Telefon der Krankenkasse gewendet haben. Ein Ergebnis: Meistens leiden die Betroffenen unter Schikanen ihrer Vorgesetzten (38 Prozent) oder ihrer Kollegen (27 Prozent). Drei von vier Mobbing-Opfern im Betrieb sind weiblich (72 Prozent). Die Mehrheit (40 Prozent) der Betroffenen arbeitet im öffentlichen Dienst.

Oft führe das feindselige Verhalten gegenüber Einzelnen zu schweren gesundheitlichen Problemen, berichtet die Krankenkasse, die auch in Mönchengladbach zahlreiche Versicherte betreut. In jedem vierten Fall werden die Betroffenen um den Schlaf gebracht. Die Anrufenden fühlen fühlen sich oft auf unterschiedliche Weise diffamiert. Sie erleben persönliche Angriffe (31 Prozent), ständige Kritik (26 Prozent), Gerüchte (25 Prozent), abqualifizierende Arbeiten (16 Prozent) oder Isolation (15 Prozent).

Der Jahresbericht 2021 der Mitarbeiter des Mobbingtelefons verdeutliche zudem, wie sehr sich die seelische Belastung auch physisch bemerkbar mache, teilte die AOK weiter mit. Anrufende berichten über körperliche Schmerzen. Neben Schlafstörungen (25 Prozent) leiden sie unter Magen-Darm-Problemen (15 Prozent), Kopfschmerzen (11 Prozent) und Ermüdungs- oder Erschöpfungserscheinungen bis hin zu Verhaltensstörungen (je zehn Prozent). In der Kategorie „sonstige Beschwerden“ nennen sie unter anderem Ängste, Depressionen, Wut, Gedankenkreisen sowie Selbstwertprobleme.

„An unserem Mobbingtelefon können sich die Hilfesuchenden anonym äußern. Sie treffen hier auf professionell geschulte Gesprächspartnerinnen und -partner, die die Schilderungen urteilsfrei und empathisch aufnehmen. Natürlich ersetzt ein telefonisches Beratungsgespräch keine ärztliche oder psychotherapeutische Hilfe. Aber es kann die psychische Beanspruchung reduzieren und Handlungsorientierungen geben“, sagt Rolf Buchwitz, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der AOK Rheinland/Hamburg. Das Angebot richtet sich an alle Mobbingopfer, nicht nur an AOK-Versicherte.

Doch nicht nur die Opfer sollten aktiv werden. „Häufig berichten die Anruferinnen und Anrufer von langen krankheitsbedingten Ausfällen. Es sollte ein zentrales Ziel jedes Unternehmens sein“, so Buchwitz, „an die Fürsorgepflicht zu denken und ein gesundes soziales Miteinander zu etablieren.“ Denn Mobbing im Betrieb schade nicht nur der Gesundheit Einzelner, es vergifte auch das Arbeitsklima und die Unternehmenskultur. Mit Maßnahmen zur Konflikt-Mediation sowie Seminaren zu Themen wie Kommunikation und Teamentwicklung können Arbeitgebende ein positives Betriebsklima fördern und Mobbing aktiv entgegenwirken. Die AOK Rheinland/Hamburg und ihr Institut für Betriebliche Gesundheitsförderung bietet dabei Unterstützung an.

Das Mobbingtelefon der AOK ist jeden Dienstag zwischen 14 und 20 Uhr unter 0221 27180200 oder 040 20234209 zu erreichen. An die Mobbing Line NRW unter Federführung des NRW-Gesundheitsministeriums können sich Betroffene von Montag bis Donnerstag zwischen 16 und 20 Uhr unter 0211 8371911 beraten lassen.

(RP)
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