Gladbacher gegen Familienwille in Spanien beerdigt „Wir wollen Aziz bei uns haben, um Abschied zu nehmen“

Mönchengladbach · Am 1. März kommt Aziz Can Tokaker bei einem Autounfall in Lloret de Mar ums Leben. Obwohl sich seine Angehörigen sofort um die Überführung des Leichnams kümmern, wurde der 24-Jährige nun gegen den Willen der Familie in Spanien beerdigt.

 Der verstorbene Aziz Tokaker (l.) und sein Bruder Ugur Tokaker aus Mönchengladbach.

Der verstorbene Aziz Tokaker (l.) und sein Bruder Ugur Tokaker aus Mönchengladbach.

Foto: Tokaker

Im Februar fliegt der gebürtige Mönchengladbacher Aziz Can Tokaker (24) nach Spanien, um seinen Urlaub in Lloret de Mar zu verbringen. Am 1. März kommt der 24-Jährige dort bei einem schweren Autounfall als Beifahrer tragisch ums Leben. Sofort fliegt seine Familie aus Mönchengladbach nach Spanien, um unter anderem die Überführung des Leichnams nach Deutschland in die Wege zu leiten.

„Uns wurde vor Ort gesagt, dass sich die spanischen Behörden darum kümmern würden“, erzählt Reyhan Sirlibas, die Cousine des Opfers. Doch die Behörden lassen sich Zeit mit der Überführung. Ein notwendiger DNA-Test, um die Identifizierung der im Autowrack verbrannten Leiche abschließen zu können, verzögert den Prozess. Als die Ausbreitung des Coronavirus in Spanien immer schlimmer wird und das Land in einen Ausnahmezustand versetzt wird, verweigern die spanischen Behörden die Überführung der Leiche nach Deutschland komplett.

Trotz großer Bemühungen der Familie und einer ersten Petition, die keinen Erfolg hatte, wurde Aziz Can Tokaker am Dienstag in Spanien beerdigt. Gegen den Willen und – vor allem – in Abwesenheit seiner Familie in Deutschland. „Wir konnten nichtmal richtig trauern und uns verabschieden, da wir aufgrund der Grenzschließungen keine Möglichkeit hatten, bei der Beerdigung dabei zu sein. Der Schmerz ist aktuell noch schlimmer als an dem Tag, an dem wir von seinem Tod erfahren haben.“

Die Familie ist verzweifelt, möchte aber weiter darum kämpfen, das verstorbene Familienmitglied in seine Heimat zu überführen. „Für uns ist es noch nicht zu spät und wir werden alles unternehmen. Wir wollen ihn bei uns haben, um Abschied zu nehmen. Das ist das doch das gute Recht unserer Familie“, erklärt Reyhan Sirlibas weiter.

Die durch das Coronavirus ausgelöste katastrophale Lage in Spanien erschwert die Forderung und den Wunsch der Familie. Natürlich haben auch die Hinterbliebenen des Opfers Verständnis für die extreme Ausnahmesituation in Spanien, das besonders stark von der Corona-Pandemie getroffen wurde. Eine Erklärung, warum der Leichnam nicht trotzdem nach Deutschland gebracht werden konnte, sei das aber keineswegs. „Es gab doch auch massig Urlauber, die aus Spanien nach Deutschland gebracht wurden. Warum soll das mit einer Leiche nicht auch möglich sein?“, fragt die Cousine des Opfers.

Es könnte wohl noch zwei Jahre und einen Tag dauern, so erzählt sie, bis ihr Cousin nach Mönchengladbach gebracht werden könne. „Vieles, was uns die Behörden in Spanien gesagt haben, widerspricht sich. Da ändern sich aufgrund der Ausnahmesituation Gesetze von jetzt auf gleich. Fest steht, dass wir noch nicht aufgegeben haben, obwohl er in Spanien beerdigt wurde.“

Ugur Tokaker, der Bruder des Opfers, hatte am Dienstag kurzerhand eine neue Online-Petition ins Leben gerufen. Man wolle weiter auf die schlimme Situation der Familie aufmerksam machen. Innerhalb kürzester Zeit hatten 12.000 Menschen ihre Unterschrift abgegeben – die Zahlen steigen sekündlich. In der Petition heißt es: „Wir haben bereits einen Bestatter, der eine Sondergenehmigung hat, um meinen Bruder zurückzuholen. Alles was es braucht, ist die Genehmigung des spanischen Gerichts. Bitte helft uns und unterschreibt diese Petition!“

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