Vortrag in Mönchengladbach Verkehrsexperte fordert Tempo 120 auf Autobahnen

Mönchengladbach · Um die Zukunft der Mobilität ging es bei einem Vortrag des Rotary Clubs. Der eingeladene Verkehrsexperte forderte Zuhörer und Politiker aus: „Bewegt euch!“

 Ein Tempo-120-Schild. (Symbolbild)

Ein Tempo-120-Schild. (Symbolbild)

Foto: dpa/Oliver Berg

„80 Millionen Experten und trotzdem Stau: die Mobilität der Zukunft wird anders“ – so lautete das Thema, zu dem am Mittwochabend Prof. Christoph Walther auf Einladung des Rotary Club Mönchengladbach Gero im Vortragssaal des Museum Abteiberg sprach. Verkehrsplanung und Projektbewertung, der Bundesverkehrswegeplan, der Erhaltungsplan, der Klimaschutzplan 2050, die Bedeutung der Bahn für den Verkehr, der Mobilitätsmarkt im Umbruch – das Thema Verkehr und Mobilität ist, das wurde schnell klar, ist ein hoch komplexes System, das von zahllosen Faktoren abhängt.

Christoph Walther ist ausgewiesener Experte der Materie. Als technischer Koordinator leitete er von 2010 bis 2016 im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur die vielfältigen Aspekte des Bundesverkehrsinfrastrukturplans 2030. Dieser bildet den Rahmen für Investitionen in die nationalen Verkehrsnetze. Seit 2015 setzt Walther diese Arbeiten als Koordinator der Wissenschaftlichen Begleitung der Mobilitäts- und Kraftstoffstrategie der Bundesregierung fort.

Christoph Walther ist Leiter der Forschung bei der PTV-Group, die sich mit der Zukunft der Mobilität befasst. In seinem Vortrag stellte Walther unter anderem dar, wie Verkehrs- und Straßenplanung funktioniert. Da werden die Bevölkerungsentwicklung, die Infrastruktur und die Wirtschaft genau beobachtet und analysiert, da werden Veränderungen gemessen und die Indikatoren für Verkehrssicherheit aufgezeigt. Dann erst wird festgelegt, welche Straßen ausgebaut beziehungsweise erhalten werden. Walther betonte, dass die Erhaltung von Straßen und Brücken immer Vorrang vor dem Neu- und Ausbau habe und damit 70 Prozent der verfügbaren Gelder in die Erhaltung fließen.

Das deutsche Gesamtstraßennetz umfasst 830.000 Kilometer, davon fallen 12.996 Kilometer auf Autobahnen. 39.560 Brücken gebe es, „alles Individuen“, so Walther. Das bedeutet, dass der Erhalt einer jeden Brücke ein eigenes Projekt ist. 13 Prozent aller Brücken seien marode. Walther zeigte am Beispiel der Brücke in Duisburg-Neuenkamp, welche Konsequenzen die Erhaltung der Brücke hat. Die Verkehrseinschränkung führe zu Umwegen, die wiederum zu Unfällen, zu höherem Treibstoffverbrauch und höherem Co2-Ausstoß.

Walther ist auch Berater der Regierungskommission zum Klimaschutzplan 2050 im Rahmen der Nationalen Plattform zu Zukunft der Mobilität. Der Klimaschutzplan ist Dreh- und Angelpunkt für die Zukunft der Mobilität. Die Vorgaben zur Co2-Reduktion müssen eingehalten werden – die Frage ist nur, auf welche Weise. Eine Maßnahme ist für Walther unumstritten: die Geschwindigkeitsbeschränkung auf 120 Stundenkilometer auf Autobahnen. Anschaulich zeigte er, dass der Co2-Ausstoß bei 140 km/h gleich hoch ist wie im Stau. Überdies seien 120 km/h gut für die Verkehrssicherheit.

Christoph Walther nannte auch weitere Maßnahmen und Möglichkeit, wie das Carsharing, die Optimierung des öffentlichen Nahverkehrs. Walther forderte seine Zuhörer auf, ihr „Expertenwissen zu schärfen“ und schneller als die Politiker zu sein: „Bewegt Euch“.

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