Kolumne Der Verbraucherschützer Funklöcher am Niederrhein

Mönchengladbach · Der Netzausbau beim Mobilfunk schreitet in Deutschland schleppend voran. Wer einen Handyvertrag abschließt, sollte sich deshalb vorher die Netzabdeckung des Anbieters in Mönchengladbach und der Region gut anschauen, rät unser Autor.

Ein Mast mit Antennen verschiedener Mobilfunkanbieter.

Ein Mast mit Antennen verschiedener Mobilfunkanbieter.

Foto: dpa/Jens Büttner

Ist Ihnen so etwas auch schon mal passiert? Im Urlaub, mitten auf dem Golf von Neapel, hatte ich besseren Handyempfang als im Regionalexpress von Mönchengladbach nach Düsseldorf oder auf der B230 Richtung Neuss. Woran liegt das? In Deutschland sind die Mobilfunkanbieter bei der Netzabdeckung im Breitbandbereich besonders sparsam. Auch die Politik hat es hier bisher versäumt, entsprechende verbindliche Vorgaben zu machen. Experten machen zudem mangelnden Wettbewerb, bürokratische Hürden für den Ausbau sowie den Widerstand der Bevölkerung gegen neue Sendemasten als Gründe aus.

Die beste Datenübertragungsrate ist aktuell im 4G-Netz (LTE) vorhanden. Ab 2020 soll dann die nächste Generation 5G bis zu zehnmal höhere Datenraten ermöglichen. Nach einer Erhebung des Marktforschungsunternehmens Opensignal lag Deutschland im Jahr 2017 bei der Abdeckung der LTE-Mobilfunknetze im weltweiten Vergleich unter 88 Ländern auf Platz 70 – hinter Ländern wie Kasachstan oder Rumänien. Bei der Surfgeschwindigkeit sah es nicht viel besser aus. Seitdem dürfte es zwar besser geworden sein, aber jeder, der schon einmal bei unseren Nachbarn in den Niederlanden sein Smartphone genutzt hat, weiß: Da ist noch gewaltig Luft nach oben. Die letzten Prüfungen, unter anderem von „Stiftung Warentest“ und der Fachzeitschrift „Connect“, zeigen, dass Vodafone und Telekom beim Empfang fast immer vorn sind. Das O2-Netz hat sich zwar in letzter Zeit verbessert, bleibt aber immer noch um einiges hinter den Netzen der Telekom und von Vodafone zurück. Das gilt besonders fürs Telefonieren und Surfen außerhalb von Städten und fürs Telefonieren bei Zugfahrten.

Bevor Sie einen neuen Handyvertrag abschließen, sollten Sie daher die Netzabdeckung Ihres aktuellen Anbieters zum Beispiel mit der Test-App der Bundesnetzagentur überprüfen. Falls Ihnen der Empfang nicht reicht, finden Sie auf den Webseiten der großen Mobilfunkanbieter sogenannte Netzkarten, die Ihnen zeigen, wie etwa der Empfang an Ihrem Wohnort oder Arbeitsplatz sein sollte. Dann können Sie sich das für Sie passende Netz aussuchen. Dabei gilt: Meistens macht sich das bessere Netz auch preislich bemerkbar. Dennoch sollten Sie, wenn Sie viel reisen oder auf dem Land wohnen, die Netzauswahl gut überdenken, denn ein Sonderkündigungsrecht wegen schlechten Handyempfangs gibt es nicht. Verbraucher müssen es hinnehmen, dass in bestimmten Gebieten schlechter oder kein Empfang möglich ist. Eine Ausnahme gäbe es nur, wenn Sie bereits bei Abschluss Ihres Handyvertrags mit dem Anbieter vereinbart haben, guten Empfang zu haben. Dies könnte zum Beispiel gelten, wenn Ihnen das Handy als Festnetzersatz verkauft worden ist.

Sebastian Dreyer ist Rechtsanwalt und leitet die Verbraucherzentrale Mönchengladbach.

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