Bericht in der Bezirksvertretung Altstadt zwischen Licht und Schatten

Mönchengladbach · Das Image wandelt sich zum Positiven, ein Leerstandskonzept soll die Kultur betonen, die Zahl der Gastronomiebetriebe steigt. Allerdings gibt es immer mehr Übergriffe gegen den kommunalen Ordnungsdienst.

 Kulturveranstaltungen wie hier bei „nachtaktiv“ sollen das positive Image der Altstadt stärken.

Kulturveranstaltungen wie hier bei „nachtaktiv“ sollen das positive Image der Altstadt stärken.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)/Ilgner,Detlef (ilg)

Eine Bildersuche im Internet kann nicht nur bei Menschen einiges darüber aussagen, wie gut ihr Ruf ist. Marius Müller, seit 17 Monaten städtischer Altstadtkoordinator, hat auf diese Art das Image des Stadtteils überprüft, dessen Situation er durch seine Arbeit verbessern soll. Vor 2017 seien die Fotos und Medienberichte zur Altstadt überwiegend negativ gewesen. Im Vergleich dazu sei aktuell ein deutlich positiveres Bild zu bemerken: Altstadt-Flohmarkt, Veranstaltungen von Kulturküche und Vinyl-Garage, Café Köntges, die alten Lampenschirme als Beleuchtung, nannte Müller bei seinem Bericht in der Bezirksvertretung Nord als auffindbare Beispiele für den Imagewandel.

Dennoch gebe es nach wie vor Schattenseiten: Leerstände auf der Waldhausener Straße, Gebäude und Fassaden in schlechtem Zustand, das teils vernachlässigte Umfeld des Dicken Turms, notwendige Unterstützung für die Einzelhändler und Gastronomen auf der Wallstraße. Zu Müllers Instrumenten gehören Gespräche mit Anwohnern, ein Rundgang mit dem Altstadtlabor, das Vernetzen der Akteure. Daraus hat er Schlüsse für Verbesserungen gezogen: An der Waldhausener Straße soll das Zwischennutzungskonzept „Vakanz“ den Leerstand mildern. Auf drei Monate begrenzt sollen dabei an bislang acht zugesagten Standorten die leerstehenden Räume als Künstlerateliers oder für Ausstellungen genutzt und so wiederbelebt werden. Ziel sei dauerhaft „die Rückeroberung“ des leerstehenden Raums und das Stärken des Images als „kultureller Knotenpunkt“ dieses Teils der Altstadt.

Beim Dicken Turm wurden defekte Lampen ausgetauscht, die das Denkmal irgendwann ins richtige Licht gesetzt hatten. Das sei jetzt wieder der Fall. Der zugewucherte Weg hinter dem Turm ist bereits ausgelichtet, soll komplett freigeschnitten und wieder hergerichtet werden. An der Wallstraße wird Begrünung ausgetestet, etwa durch Blumenampeln. Zudem sollen dort wie in der gesamten Altstadt „kleine Nachbarschaften“ initiiert und bürgerschaftliches Engagement gestärkt werden.

Einen deutlich negativeren Blick auf die Altstadt und den Innenstadt-Bereich hat Frank Helmgens, der Leiter des Kommunalen Ordnungsdienstes (KOS). Seine 16 Mitarbeiter sind in den Sommermonaten auch nachts in der Altstadt, außerdem von 8 bis 24 Uhr an definierten „Präsenz-Orten“ unterwegs. Im Gladbacher Innenstadtbereich gehören dazu Bimarck-, Europa- und Sonnenhausplatz, Bunter Garten, der Bereich um die Citykirche oder der Hans-Jonas-Park. 706 Einsätze seien allein in diesem Jahr gezählt worden, „und der Sommer hat noch gar nicht begonnen“.

Insgesamt verzeichnen Helmgens und seine Mitarbeiter „ein deutlich erhöhtes Aggressionspotenzial“. Der Kollege, der vergangenes Jahr von einem renitenten Klienten angefahren wurde, könne immer noch nicht zurück in den Dienst. Attacken mit Reizgas, körperliche Angriffe, Beschimpfungen seien für die KOS-Mitarbeiter Alltag. Was fehle, sei eine Funkverbindung, um im Ernstfall rasch die Polizei zur Hilfe rufen zu können. „Anrufe mit dem Handy sind da untragbar“, so Helmgens. Die Bezirksvertreter gaben der Stadtverwaltung den Prüfauftrag, aus welchen Töpfen eine Funkausstattung mit Kosten von maximal 50.000 Euro finanziert werden könnte.

Ein weiteres Bild der Altstadt zeichnete Erik Vorberg von der städtischen Gewerbeüberwachung. Er rechnete vor, dass die Zahl der gastronomischen Betriebe in der Altstadt steigt: 2018 seien acht Betriebe abgemeldet und 15 angemeldet worden. Von den stadtweit im vergangenen Jahr 155 kontrollierten Gaststätten seien 100 in der Altstadt gewesen. „Vier wurden wegen der vorgefundenen Zustände geschlossen“, so Vorberg. Höhepunkt sei die Razzia in Shisha-Bars Anfang des Jahres gewesen. Eine davon sei dauerhaft geschlossen worden. Vor allem überhöhte CO-Werte beim Vorheizen der Kohle für die Wasserpfeifen seien in solchen Bars problematisch. Sein Fazit zur Altstadt: „Je mehr gut geführte und attraktive Gastronomieangebote wir haben, desto weniger haben wir mit der Überwachung zu tun.“

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