Gastronomen geben auf Trattoria Stefano in Mönchengladbach schließt

Mönchengladbach · Eigentlich war die Trattoria Stefano von Lisa und Vincent Sussmann ganz gut angelaufen. Dann zwang die Corona-Pandemie sie zur Pause und nun zur Schließung. Die Mönchengladbacher Gastronomen sehen keinen Ausweg mehr.

 Das Restaurant ist wegen Corona endgültig geschlossen: die Trattoria Stefano im Kühlen Quartier von Lisa und Vincent Sussmann.

Das Restaurant ist wegen Corona endgültig geschlossen: die Trattoria Stefano im Kühlen Quartier von Lisa und Vincent Sussmann.

Foto: Sussmann

Fast auf den Tag genau vier Jahre lang war die Stefano Trattoria und Bar im Quartier B. Kühlen an der Neuhofstraße für viele Mönchengladbacher ein Ort des Zusammenkommens. Man konnte dort liebevoll zubereitete Pasta-Gerichte genießen, oder auch mal ein auf den Punkt gebratenes Rinderfilet. Innen ging es hip und stylish zu, die Außengastronomie inmitten knorriger Olivenbäume sorgte für mediterranes Flair. Alles richtig gemacht also. Schließen mussten Lisa und Vincent Sussmann ihr Restaurant am 13. Juni trotzdem – vier Wochen, nachdem das Land NRW die coronabedingten Schließungen von Gaststätten aufgehoben hatte.

„Wir öffneten gleich am ersten Tag nach dem Lockdown wieder, wollten schneller sein als andere“, sagt Lisa Sussmann. „Die Gästezahlen blieben aber von Anfang an zu niedrig, Veranstaltungen gab es nicht. Die Atmosphäre fehlte, und man merkte den Leuten an, dass sie sich vor einer Ansteckung mit dem Virus fürchteten.“

Die 29-Jährige und ihr gleichaltriger Mann sahen schließlich keine Perspektive mehr für das Restaurant. Rücklagen gab es keine. Zwar hatten sie direkt zu Beginn des Lockdowns im März Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt und auch finanzielle Hilfen aus dem NRW-Rettungsschirm beantragt und sofort erhalten. Doch sind sich die beiden bis heute nicht sicher, ob sie die Gelder zurückzahlen müssen. „Wir tragen auch die Verantwortung für unsere zehn Monate alte Tochter Ella. Sie soll in geregelten Verhältnissen groß werden“, sagt Lisa Sussmann, die zurzeit mit ihrer jungen Familie im Ferienhaus der Schwiegereltern in Südfrankreich Urlaub macht, um Abstand zu gewinnen.

Dabei liefen die Geschäfte für Lisa und Vincent Sussmann gleich ab Eröffnung des Stefano im Juli 2016 gut an. Der Sommer war lang, die Terrasse bestens besucht. Das Restaurant hatten die Sussmanns von der erst erkrankten, dann verstorbenen Ulla Hamacher, Lisa Sussmanns Mutter, übernommen. Ursprünglich hatte Hamacher das Stefano als Alternative zu einer Betriebskantine für die benachbarte Medienagentur Media Central geplant. Die Marketing-Absolventin Lisa Sussmann und ihr Mann überarbeiten das Konzept, wollen mit frischen Ideen Impulse setzen. Das Stefano wirbt mit einem Frühstücksangebot und wöchentlich wechselndem Mittagstisch. Veranstaltungen, Cocktail- und Themenabende kommen hinzu. Später öffnet das Stefano auch an zwei bis drei Abenden in der Woche. Das kommt so gut an, dass die Sussmanns das Restaurant kurz darauf jeden Abend öffnen.

Der gelernte Hotelfachmann und Betriebswirt Vincent Sussmann kocht, seine Frau ist zuständig für Marketing, Buchhaltung und das Personal – zuletzt fünf festangestellte Mitarbeiter in der Küche und im Service, eine Auszubildende sowie sechs Aushilfen, die bis zu 65 Gäste innen und 120 im Außenbereich bedienen. „Die Sommer liefen gut, die Winter weniger. Insgesamt gab es Höhen und Tiefen, hinzu kam ein Image-Problem, weil wir zu Unrecht von den Mönchengladbachern als hochpreisiges Restaurant angesehen wurden“, fasst Lisa Sussmann die vergangenen vier Jahre zusammen. Trotzdem bereut sie nichts, ist dankbar für viele Erfahrungen und schaut nun nach vorne: „Das Leben zeigt uns den Weg.“

Der Schritt, das Stefano zu schließen, fällt den Sussmanns nicht leicht. Sie unterstützen das Personal bei der Jobsuche, bringen fast alle unter. „Wir waren eine kleine Familie“, sagt Lisa Sussmann. „Trotz aller Betroffenheit reagierten die Mitarbeiter verständnisvoll.“ Zwei Wochen lang räumt das Ehepaar das Stefano auf, um es besenrein seinem Besitzer Stefan Hamacher zu übergeben. Der Vater von Lisa Sussmann ist geschäftsführender Gesellschafter der Medienagentur Media Central mit Sitz im Quartier B. Kühlen und Inhaber des Gebäudekomplexes, in dem auch die WFMG ihre Räumliche hat.

In Zukunft wollen sich Lisa und Vincent Sussmann nicht nur mehr Zeit für die Familie nehmen, sondern beruflich Neues angehen. „Mein Mann möchte in den Vertriebsaußendienst wechseln. Daneben überlegen wir gemeinsam, unsere mobile Cocktailbar und Event-Planung voranzutreiben, mit der wir schon seit unserer Studienzeit unterwegs sind“, sagt Lisa Sussmann. Und das Stefano? „Es kommt ein neues Restaurant ins Quartier B. Kühlen, mein Vater führt bereits erste Gespräche.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort