Niers in Mönchengladbach Tote und verölte Vögel nach Dieselunfall

Mönchengladbach · Fünf Wasservögel sind nach dem Diesel-Befund in der Niers verendet, weitere 15 fing der Tiernotruf ein und brachte sie zum Reinigen zum Spezialisten. Ein Biologe der Stadt begleitete die Aktion. Tierschützer sprechen von einer „Katastrophe“.

 Stefan Bröckling vom Tiernotruf Düsseldorf ist mit Kollegen an der Niers und an Weihern in Odenkirchen im Einsatz. Sie retten verölte Vögel aus dem Gewässer.

Stefan Bröckling vom Tiernotruf Düsseldorf ist mit Kollegen an der Niers und an Weihern in Odenkirchen im Einsatz. Sie retten verölte Vögel aus dem Gewässer.

Foto: Stefan Bröckling Tiernotruf e.V.

Die Diesel-Belastung in der Niers nach einem Lkw-Unfall hat erste Auswirkungen auf die Natur. Bei einer gemeinsamen Such- und Fangaktion des Tiernotrufs Düsseldorf und dem städtischen Fachbereich Umwelt seien am Dienstag fünf verendete Wasservögel gefunden und 15 weitere Vögel eingefangen worden, die nun im Kreis Borken gereinigt werden. Das teilte Stadtsprecher Dirk Rütten mit. Der Verein Tiernotruf hatte am Mittag eine Schätzung veröffentlicht, wonach womöglich 50 bis 100 Tiere betroffen sein könnten.

Am Sonntag hatte die Feuerwehr bei ihrem Einsatz noch keine Anzeichen von verendeten Wasservögeln festgestellt. Auch der Niersverband, der mit Streckenkontrollen unterwegs war, habe bis Dienstag keine Schäden dieses Ausmaßes festgestellt, sagte Wilfried Manheller, Leiter Abteilung Gewässer und Labor beim Niersverband. Er bekräftigte gestern: „Wir erwarten keine so große Belastung für die Wasserwelt und die Gewässerbiologie. Wir sind darüber nicht erfreut, aber Unfälle passieren leider.“ Wie die Stadt mitteilte, laufen die Maßnahmen von Feuerwehr und Fachbereich Umwelt in Absprache mit der Tierschutzbehörde, der Bezirksregierung und dem Landesumweltamt weiter. Unter anderem ist das Absatzbecken, das am Ende des Kanals verhindert, dass Schlamm in die Niers gelangt, ausgekoffert worden.

 Dieses tot Teichhuhn fand der Tiernotruf Düsseldorf an der Niers in Odenkirchen. Es starb durch Diesel.

Dieses tot Teichhuhn fand der Tiernotruf Düsseldorf an der Niers in Odenkirchen. Es starb durch Diesel.

Foto: Stefan Bröckling Tiernotruf e.V.

Seitdem ein Lkw am Samstag auf der A 61 Diesel verloren hat, ist die Feuerwehr damit beschäftigt, Ölsperren im Verlauf der Niers zu installieren. Montagmorgen bemerkten Bürger, dass sich zahlreiche Vögel merkwürdig verhielten und alarmierten den Tiernotruf Düsseldorf. Bis Dienstag-Nachmittag fanden die Ehrenamtler auf dem Kreuzweiher an der Straßburger Allee, dem Weiher der ehemaligen Güdderather Mühle sowie der dazwischen verlaufenden Niers viele verölte Wasservögel. Kurzzeitig habe das Ordnungsamt laut Tiernotruf die Aktion unterbrochen. Die Stadt hingegen betonte, die Aktion sei mit dem Fachbereich Umwelt abgestimmt gewesen.

Im Gegensatz zu schwerölkontaminierten Vögeln, deren Notlage offensichtlich ist, ist die Durchsetzung des Gefieders mit leichteren Ölen wie Diesel nicht auf Anhieb auszumachen. „Vögel fetten ihr Gefieder mit Fett aus der Bürzeldrüse ein. Der Diesel verhindert die Wirkung dieses Fettes. Die Tiere werden nass und unterkühlen sich. Durch das Reinigen des Gefieders können sie den Diesel aufnehmen und verenden dann daran“, erklärt Bröckling. Wie lange die Rettungsaktion in Odenkirchen noch andauert, konnte der Stefan Bröckling am Dienstag noch nicht abschätzen.

 Die Feuerwehr hat, wie hier an der Brücke an der Einruhrstraße, zahlreiche Ölsperren installiert.

Die Feuerwehr hat, wie hier an der Brücke an der Einruhrstraße, zahlreiche Ölsperren installiert.

Foto: Christian Lingen

Der Feuerwehr macht der Tiernotruf keinen Vorwurf. „Man hat sicher alles getan, was möglich ist, aber man hätte früher Experten hinzurufen müssen. Die Einsatzkräfte sind nicht darin geschult, lebensbedrohliche Gefiederschäden zu erkennen“, sagte Bröckling. „Für mich ist die aktuelle Lage keine Kleinigkeit, sondern eine mittelschwere Katastrophe.“ Die geretteten Tiere wurden zu einer Spezialistin gebracht, die auch schon bei schweren Tankschiffunglücken im Einsatz war und sich mit der Reinigung von Gefieder auskennt. Retten können werden die Helfer aber nicht alle Tiere. Viele lassen sich nicht einfangen oder haben sich vielleicht schon zum Sterben ins Unterholz zurückgezogen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort