Betrugsfälle in Mönchengladbach „Mich rief ein falscher Kommissar an“

Mönchengladbach · Betrüger haben am Dienstag bei mehr als 60 Gladbachern angerufen und sich als Polizisten ausgegeben. Ihr Ziel: Sie wollten Geld ergaunern. Auch bei Ingrid Krüger versuchten sie es. Die echte Polizei warnt: „So massiv war es noch nie.“

 Ingrid Krüger notierte sich den Namen des Anrufers. Sie sprach mit „Kommissar Markus Stein“. Bei anderen meldete sich ein „Kommissar Meyer“.

Ingrid Krüger notierte sich den Namen des Anrufers. Sie sprach mit „Kommissar Markus Stein“. Bei anderen meldete sich ein „Kommissar Meyer“.

Foto: Reichartz,Hans-Peter (hpr)

Ingrid Krüger war jahrelang Gerichtsreporterin und hat schon etliche Kriminalfälle erlebt. Am Dienstag wurde sie von einem „falschen Polizisten“ angerufen. Obwohl sie viele Betrugsmaschen kennt, sagt sie: „Was der Mann am Telefon sagte, hörte sich zuerst glaubwürdig an.“

Das Telefon klingelte kurz vor 11 Uhr: „Wir sind Polizeibeamte in einem internen Ermittlungsverfahren. Zwei Männer haben gerade ihr Haus beobachtet, einen haben wir festgenommen. Er hatte einen Zettel bei sich, mit persönlichen Daten von Ihnen“, sagte eine unbekannte männliche Stimme.

Ingrid Krüger hat in Gerichtsprozessen unzählige Straftäter erlebt. Sie kennt ihre Tricks und Lügen. Aber was der Mann da am Telefon erzählte, interessierte sie. Sie wollte wissen, was auf diesem ominösen Zettel des Festgenommenen über sie stand. Der Anrufer sagte, dass ihre Adresse dort notiert sei, dass sie eine ältere Dame sei, dass sie Schmuck und Geld im Haus habe und auf ihrem Konto bei der Sparkasse 50.000 Euro liegen würden. Dann habe er sich erkundigt, ob dies alles stimme. Man vermute, so der angebliche Kommissar, dass die Männer, von denen einer noch gesucht werde, bei ihr einbrechen wollten. Ingrid Krüger antwortete: „Das ist alles Kappes. Ich habe weder ein Konto bei der Sparkasse, noch Wertsachen zu Hause.“ Trotzdem wollte der Anrufer genau wissen, welche Besitztümer Ingrid Krüger hat. „Das müssen wir alles auflisten, sonst bekommen Sie vom Staat nichts ersetzt, wenn bei ihnen eingebrochen wird“, soll er erklärt haben.

Ingrid Krüger ist von zu Hause aus misstrauisch. Sie sagte dem Anrufer: „Wenn Sie die Männer vor meiner Haustür gesehen haben, dann gehe ich jetzt mal raus und gucke, wo Ihr Auto steht.“ Daraufhin habe der angebliche Polizist erst mit Verzögerung reagiert. Und das wiederum veranlasste Ingrid Krüger zu sagen: „Ich traue Ihnen nicht.“ Die Antwort: „Gut, wenn Sie mir nicht glauben, dann rufen Sie die Notrufnummer und erkundigen sich.“ Ingrid Krüger sollte auf einen Piepton warten und die 110 wählen. Sie tat es. Am anderen Ende meldete sich „Thomas Graf“ angeblich von der Leitstelle der Polizei. Und der – wie soll es anders sein – bestätigte die Aussagen seines Vorredners: Es sei wichtig, dass die Polizei wisse, welche Wertsachen Ingrid Krüger habe, sonst gebe es keinen Schadenersatz und so weiter. Aber die ehemalige Gerichtsreporterin ließ sich nicht überzeugen. Sie nannte weder ihre Kontonummer, noch gab sie Auskunft zu ihren Besitzverhältnissen. Das war gut so. Ingrid Krüger war nicht die einzige, die am Dienstag von falschen Polizisten angerufen wurde. Bei der echten Polizei wurden bis 15 Uhr mehr als 60 Fälle aus dem Stadtgebiet gemeldet. So massiv war es noch nie“, war aus der Leitstelle zu hören. Das Perfide: Bei den Telefonaten der Betrüger erschien im Display der Angerufenen die Rufnummer der Mönchengladbacher Polizeizentrale. Betroffene sollten sich auf jeden Fall bei der Polizei unter 02161 290 melden.

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