Streetwork-Station für Mönchengladbach Neue Anlaufstelle für Jugendliche in Rheydt

Mönchengladbach · Mit der Streetwork-Station am Marienplatz in Rheydt möchten Sozialarbeiter mit jungen Menschen in Kontakt treten, um sie zu unterstützen. Auch wenn es durch Corona in Mönchengladbach etwas ruhiger wurde diese Zeit hat auch gezeigt, wie schlecht es vielen Jugendlichen geht.

 Möchten mit den Jugendlichen in Kontakt treten (v.l.): Helmut Thommessen, Antoine Balouki, Henning Wimmers und Hayat Mia.    Foto: Jana Bauch

Möchten mit den Jugendlichen in Kontakt treten (v.l.): Helmut Thommessen, Antoine Balouki, Henning Wimmers und Hayat Mia.  Foto: Jana Bauch

Foto: bauch, jana (jaba)

Eingeschlagene Autoscheiben, Rollerdiebstahl, Drogenmissbrauch – die Rheydter Innenstadt hat in den vergangenen Monaten für negative Schlagzeilen gesorgt. Im Mittelpunkt stand dabei häufig die stetig ansteigende Kriminalität von Jugendlichen. Viele Bürger zeigten sich besorgt, vor allem um den Marienplatz. Dort ist seit September 2019 die Zahl der Straftaten fast auf das Doppelte gestiegen. Von der Polizei wird der zentrale Platz als „kriminogen auffälliger Ort“ eingestuft, der Bereich ist also kriminell auffällig.

Um dem entgegenzuwirken, hat sich das Jugendamt etwas einfallen lassen und den Arbeitskreis Präventive Jugendhilfe in Rheydt und Odenkirchen gegründet. Viele Akteure haben sich der Jugendhilfe angeschlossen, so auch die Polizei, Wohlfahrtsverbände wie die Arbeiterwohlfahrt und auch die Skateboard-Initiative Rollbrett Union mit ihrem Rollmarkt an der Hauptstraße. Daraus entstanden ist die Streetwork-Station, die nun jede Woche um 18 Uhr auf dem Marienplatz aufgebaut wird.

An einem Stand, ausgestattet mit Flyern, Broschüren und Snacks wie Capri-Sonne und Knoppers-Riegel, warten dort Sozialarbeiter von der Awo oder des städtischen Jugendbildungscafés auf junge Menschen, um mit ihnen in Kontakt zu treten. Dabei soll es nicht darum gehen, sie zu belehren oder zu kontrollieren. Viel wichtiger ist es ihnen, Beziehungsarbeit zu leisten und ein Vertrauensverhältnis aufzubauen.

So sollen Bedürfnisse erkannt werden, an denen die Sozialarbeiter ansetzen können. „Wir sind nicht die Polizei, die verfolgt ein anderes Ziel. Wir möchten niemanden beschuldigen, wir möchten in erster Linie betreuen“, sagt Helmut Thommessen von der Awo. Denn nur so können sie die Bedürfnisse und Probleme der Jugendlichen erkennen und mit offener Jugendarbeit oder Unterstützungsangeboten weiterhelfen.

Obwohl es in der Rheydter Innenstadt durch die Corona-Pandemie in den vergangenen Monaten etwas ruhiger geworden ist, habe die Zeit auch gezeigt, wie schlecht es vielen Jugendlichen gehe, sagt Hayat Mia, Streetworker in Odenkirchen. „Viele Kinder und Jugendliche, die nicht mehr in die Schule gehen konnten und da versorgt wurden, haben zum Beispiel nicht regelmäßig zu essen bekommen“, erzählt er. Er könne nur ahnen, was noch alles im Verborgenen geblieben sei – häusliche Gewalt oder sexueller Missbrauch. Viele der straffälligen Jugendlichen kämen aus seinem Stadtteil. Deswegen möchte er sich verstärkt dafür einsetzen, ihnen eine Perspektive zu bieten: „Wir müssen auf sie zugehen und ihnen helfen, so gut wir nur können“, sagt er.

Am besten gehe das durch Freizeitangebote. Denn häufig würden Langeweile, Frustration und Perspektivlosigkeit zu Jugendkriminalität führen. Die Sozialarbeiter der Streetwork-Station informieren über Aktionen und Angebote, die in Rheydt laufen: „Fußball, Basketball, Mädchen-Treff, Ausflug in die Trampolin-Halle, Fahrrad-Werkstatt: Bei uns gibt es keine Langweile“, sagt Mia. Unter anderem sind auch ein Rap- und ein Graffiti-Workshop in Planung.

Antoine Balouki, Streetworker in Rheydt, hat zu Beginn des Jahres gemeinsam mit zwei Praktikanten der Hochschule einen Graffiti-Workshop angeboten und weiß: „Das kam richtig gut an, damit haben wir sie gepackt. Obwohl das Wetter schlecht war, kamen mindestens 50 Kinder und Jugendliche. Und nach zwei Stunden mussten wir abbrechen, weil wir keine Materialien mehr hatten“, berichtet er. Die Teilnehmenden hatten die Aufgabe, sich selber darzustellen. Die Ergebnisse seien wunderbar gewesen. „Viele Jugendliche sind sehr kreativ. Und sie brauchen eine Möglichkeit, sich zu entfalten“, sagt Balouki.

Die Sozialarbeiter möchten aber auch mit den Jugendlichen in Kontakt treten, um auf ihre Wünsche einzugehen. „Wir möchten herausfinden, was sie interessiert und was sie möchten. Dann können wir unsere Angebote auf sie zuschneiden“, sagt Thommessen.

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