Kolumne Mensch Gladbach Alles leuchtet. Alles?

Mönchengladbach · Mönchengladbach strahlt, hat endlich wieder Ausstrahlung. Nur im Detail hapert es. Das Rheydter Rathaus blieb in der Adventszeit dunkel, in der Gladbacher City fehlte die Weihnachtsbeleuchtung.

 Das Rathaus Rheydt ohne Weihnachtsbeleuchtung.

Das Rathaus Rheydt ohne Weihnachtsbeleuchtung.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Haben Sie es gemerkt? Die dunkelste Zeit des Jahres haben wir hinter uns gebracht. Seit Freitag werden die Tage wieder länger. Und der Winter scheint ja ohnehin auszufallen. „Es geht nauswärts“, pflegt der Franke nach der Wintersonnenwende zu sagen. Was sinngemäß bedeutet: Jetzt wird alles besser, heller, wärmer, verscheucht das Düstere.

„Es geht nauswärts“, so lässt sich auch die Stimmung in der Stadt beschreiben. Die Franken spielten hier übrigens historisch gesehen eine nicht unwesentliche Rolle, siedelten sich vor rund 1200 Jahren in Wickrath, Odenkirchen und auf dem Abteiberg an. Zuvor hatten sie die Römer vertrieben. Das aber nur nebenbei.

Mönchengladbach strahlt, auch wenn der regenverhangene Himmel das gerade verschleiert und es selbstverständlich noch reichlich Schattenseiten gibt wie die Kinderarmut, Zahl der Hartz-IV-Empfänger und steigende Mieten. Dennoch: Den spürbaren Aufschwung sollte man nicht zu klein reden, sondern einfach mal genießen wie ein weihnachtliches Menü. Die Arbeitslosigkeit ist so niedrig wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Der städtische Haushalt weist nach 25 Jahren zum zweiten Mal in Folge kein Defizit, sondern einen leichten Überschuss aus. Investoren interessieren sich für die Stadt, was sich in modernen neuen Gebäuden bemerkbar macht. Eins davon ist der Neubau der Borussia, der 2019 mit Hotel, Fanshop und Museum eröffnet wird. Und: Borussia hält sich recht stabil auf Platz 2 der Bundesliga-Tabelle.

Dank guter Konzepte für die beiden Innenstädte fließen viele Millionen Euro an Förderungen in die Stadtkasse und ermöglichen trotz der hohen Verschuldung gestalterischen Spielraum. Die neue Stadtbibliothek, der Durchbruch vom Museum Abteiberg zur Hindenburgstraße, Projekte zur Stärkung des Rheydter Zentrums, neu geplante Grün- und Wasserflächen – das sind nur einige Beispiele.

Alles leuchtet? Im Detail hakt es überraschenderweise und verhagelt manchem die Weihnachtsstimmung. Dass die Lichterketten am Rheydter Rathaus Monate nachdem sie von einem Sturm beschädigt worden sind, noch immer nicht repariert sind, ist schwer zu verstehen. Muss es denn wirklich gleich ein großes Beleuchtungskonzept sein, das sie vermutlich erst mit dem neugebauten Rathaus ab 2025 ersetzen wird? Ohne Not macht sich die Stadt damit klein. Gleiches gilt für die Hindenburgstraße in Gladbach, wo das Citymanagement ganz auf adventliche Dekoration und Lichter verzichtet hat. Der Grund ist offenbar, dass die Einzelhändler nicht in so etwas investieren wollen. Kühle Straßenbeleuchtung in der Vorweihnachtszeit – da braucht der Handel nicht zu jammern, wenn die Kunden lieber durchs üppig geschmückte Minto schlendern. Die Investition wäre vermutlich durch Mehrumsatz locker wieder drin.

Aber halten wir uns an jene Dinge, die wir beeinflussen können. Schmücken Sie Ihren Weihnachtsbaum, zünden Sie die vierte Kerze auf dem Adventskranz an. Ein strahlendes Weihnachtsfest – und auf dass es rasch wieder nauswärts geht!

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