Helge Kleifeld aus Mönchengladbach Stadtarchivar auf Friedens-Fahrt

Mönchengladbach · „Metal is Peace“ lautet das Motto einer Tour, zu der Stadtarchivar Helge Kleifeld aufgebrochen ist. Gemeinsam mit einem Freund umrundet er auf dem Motorrad das Schwarze Meer.

Michael Schüchen (links) und Helge Kleifeld bei einem Stopp zwischen Baku, der Hauptstadt Aserbaidschans, und Tiflis, der georgischen Hauptstadt.

Michael Schüchen (links) und Helge Kleifeld bei einem Stopp zwischen Baku, der Hauptstadt Aserbaidschans, und Tiflis, der georgischen Hauptstadt.

Foto: Helge Kleifeld

Es war kühler Freitag, dieser 26. April. Stadtarchivar Helge Kleifeld stand mit seinem Motorrad auf dem Parkdeck des Vituscenters und startete auf seine rund 13.400 Kilometer lange Tour rund um das Schwarze Meer und durch Osteuropa. Inzwischen ist mehr als die Hälfte der Tour zurückgelegt. Wie sie verläuft, darüber berichtet Helge Kleifeld in einem Blog auf der Mönchengladbacher Seite von rp-online.de. Unterwegs hat er zusammen mit seinem Bikerfreund Michael Schüchen, der Kleifeld begleitet, viele Länder durchfahren, hatte kleinere Probleme und hat einige kulturelle Eindrücke mitgenommen. Die Reise steht unter dem Motto „Metal is Peace“, und die Biker verstehen sich als „Ambassadors of Metal“. Sie möchten die Liebe zur Musik in die Welt tragen. Unterstützt werden sie von den Veranstaltern des Wacken Open Air Festivals.

Gestartet ist die Motorradtour nicht unbedingt auf schöne Art. Auf dem Rastplatz Katzenfürt bei Herborn traf Kleifeld seinen Freund, der in Rheinland Pfalz lebt. Die erste Etappe führte nach Jena. „Es war ein Höllenritt“, berichtete Kleifeld von unterwegs, denn es hatte den ganzen Tag geregnet. Von der deutschen Grenze führte der Weg zunächst nach Polen und dann in die Ukraine.

Als sie in Kiew ankamen, lagen rund 2.000 Kilometer hinter ihnen. Die meiste Zeit hatte es geregnet, und die Laune näherte sich dem Tiefpunkt. „Wir sind mit dem Motorrad kurz zur Mutter-Heimat-Statue gefahren. Sie ist gut 100 Meter hoch. Später haben wir im Veteranos zu Mittag gegessen. Das ist ein Treffpunkt für Veteranen des Bürgerkriegs in der Ostukraine. Die Inneneinrichtung ist sehr martialisch-kriegerisch. Unter den Glasplatten der Tische finden sich Patronenhülsen, an den Wänden sind Kriegsbilder, auf den Fenstersimsen Modelle von Panzern“, berichtet Kleifeld.

In Khorly an der ukrainischen Schwarzmeerküste schien endlich die Sonne. Die Verständigung war allerdings schwer, da kaum jemand Englisch sprach. Am 1. Mai startete die Umrundung des Schwarzen Meeres. Zuerst ging es nach Odessa und dann nach Rumänien. „Da es keinen internationalen Grenzübergang zwischen der Ukraine und Rumänien am Donaudelta gibt, mussten wir bei Reni aus der Ukraine nach Moldawien ausreisen und von dort nach Galati in Rumänien einreisen“, erzählt Kleifeld. Als sie in Bulgarien ankamen, trafen die beiden eine Familie aus dem Rheinland, die ausgewandert ist. In Bulgarien war zudem Zeit, ein Rockkonzert zu besuchen.

Weiter ging die Fahrt in die Türkei. Dort fuhr sich Kleifeld einen Nagel in den Hinterreifen. Für 50 Lira gab es nahe dem Urlaubsort Sile einen neuen. Am 5. Mai war ein Drittel der Route geschafft. Die Strecken in der Türkei beschreibt Kleifeld als die bis dahin landschaftlich schönsten. Die Küste sei ein schöner Anblick und zwischendurch traf man auf Schmetterlingsschwärme. In Sinop lernten sie einen in Nürnberg lebenden Kölner kennen, der mit seinem Porsche ebenfalls das Schwarze Meer umrundet. Im Ramadan sei abends auf den Straßen kaum etwas los gewesen. Von der Türkei ging es nach Georgien. „In Georgien benötigt man für das Fahrzeug eine besondere Haftpflichtversicherung, die unmittelbar nach der Grenze abgeschlossen werden kann“, so Kleifeld.

In Tiflis machten die Motorradfreunde erneut Bekanntschaften mit Belgiern und Deutschen. „Zwei arbeiten in Tiflis und zwei besuchten ihre Freunde als Touristen“, erzählt Kleifeld. Dort ist Wacken sehr bekannt, und es fand ein Festival statt. Danach ging es nach Aserbaidschan. In Baku erreichte das Duo den östlichsten Punkt der Reise. Auch dort brauchten die beiden besondere Papiere für die Fahrzeuge. Schwierig war lediglich das Tanken, da es kaum Benzin gab. Von Baku ging es zurück nach Georgien. In Gori besuchten Kleifeld und Schüchen das Stalin-Museum. „Dort trafen wir auf eine Truppe von Motorradfahrern aus Kanada, den Niederlanden und Deutschland. Sie hatten sich in Istanbul getroffen und waren auf dem Weg nach China“, berichtet Kleifeld.

Dann stand die spannendste Etappe an. Durch Abchasien, ein Landstrich, der nach internationalem Recht zu Georgien gehört, von Russland aber als unabhängig anerkannt wird, sollte es nach Russland gehen. Kleifeld: „Für diesen Grenzübergang hatten wir mit Hilfe eines in Deutschland lebenden Abchasen Sondervisa bekommen, die uns eine Einreise mit den Motorrädern über den Grenzort Ingur erlaubten. Normalerweise ist der Grenzübergang nur zu Fuß möglich.“ Weil an der Grenze aber die Sondervisa nicht anerkannt wurde, mussten die Biker zum Ersatzplan greifen. Um die Tour fortsetzen zu können, umrundeten sie den Kaukasus. Man gelangte schließlich nach Sotschi. Auch dort sprach kaum jemand Englisch.

Weiter ging es auf die Krim-Halbinsel. Die halbe Tour war geschafft. Weil man von dort aus nicht in die Ukraine einreisen kann, ging es zurück nach Russland. In Wolgograd, dem ehemaligen Stalingrad, sahen sich Kleifeld und Schüchen und vor allem die Gedenkstätten der Schlacht um Stalingrad an. Einige Häuser sind als Mahnmale unverändert.

Nach rund 11.000 Kilometern war der Wendepunkt erreicht: Durch Weißrussland und Polen führt sie zurück – immer westwärts.

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