Jubiläum in Mönchengladbach 600 Jahre St.-Vitus-Laurentius Schützen

Mönchengladbach · Der Stadtmitte-Bruderschaft fehlt wie den meisten anderen auch eine Gründungsurkunde. Dennoch ist davon auszugehen, dass die Anfänge ins Jahr 1422 reichen. Grund genug, dieses Jubiläum zu feiern.

 Wenn die Schützen Stadtmitte - wie hier 2018 - feiern, führt die Parade durch die Gassen der Innenstadt.

Wenn die Schützen Stadtmitte - wie hier 2018 - feiern, führt die Parade durch die Gassen der Innenstadt.

Foto: Sascha Rixkens

Für eine gute Handvoll heimischer Schützenbruderschaften reicht deren Gründung bis ins Mittelalter zurück. Zu nennen sind Waldhausen (1279), Wanlo (1400), Giesenkirchen (1421), MG-Stadtmitte (1422), Rheindahlen (1433), Hardt (1451) und Neuwerk (1497). Die Nachbarstädte Korschenbroich (1504) und Neuss (1414), fallen gleichfalls in dieses Zeitfenster.

In einigen Fällen erfolgt der Nachweis der Gründung oft unter Bezug auf Selbstauskünfte zum Zeitpunkt eines Jubiläums und der damit verbundenen Erstellung einer Festschrift. So auch bei der St.-Vitus-Laurentius-Schützenbruderschaft Mönchengladbach-Stadtmitte, die vom 15. bis 18. September ihren 600. Geburtstag feiert.

Zum Fest erscheint ein in Layout und Inhalt anspruchsvolles Festheft, für das Archivar und Vizepräsident Willi Kempers verantwortlich zeichnet – einige Jahre hat er dafür recherchiert. Es ist ihm gelungen, bis zum Jahr 1475 urkundlich überlieferte Daten zu sammeln. 53 Jahre fehlen, die aber durch Festhefte aus vergangener Zeit belegt sind.

 Diese Bildcollage stammt aus dem Jahre 1878. Umlaufend ist der Vorstand der Bruderschaft mit dem König in der Mitte (unten) zu sehen; er trägt die große Silberplatte in Sternform aus dem Jahre 1824. In der Bildmitte präsentieren drei Bruderschaftsmitglieder die riesige Standarte.

Diese Bildcollage stammt aus dem Jahre 1878. Umlaufend ist der Vorstand der Bruderschaft mit dem König in der Mitte (unten) zu sehen; er trägt die große Silberplatte in Sternform aus dem Jahre 1824. In der Bildmitte präsentieren drei Bruderschaftsmitglieder die riesige Standarte.

Foto: Bruderschaft Stadtmitte

Selbst gibt die Bruderschaft ihr Alter in den Festschriften von 1922 und 1972 mit 500 beziehungsweise 550 Jahren an. Da dadurch die Ersterwähnung einer Einzelbruderschaft St. Vitus die Historie in das Jahr 1475 geht, kann die Bruderschaft von der Gründung im Jahre 1422 ausgehen, wobei, wie bei den meisten Bruderschaften aus dieser Zeit, eine Gründungsurkunde fehlt.

Eigentlich ist die St.-Vitus-Laurentius-Bruderschaft ein Zusammenschluss aus drei ehemals eigenständigen Bruderschaften – der St.-Vitus-Männerbruderschaft, der St.-Laurentius-Junggesellenbruderschaft und der St.-Josef-Pfarrbruderschaft Hermges. Wenig ist über die Laurentiusbruderschaft bekannt. Für die St.-Vitusbruderschaft jedoch hat Kempers in Archiven und Museen historische Belege gefunden, unter anderem eine Urkunde aus dem Jahr 1475, in der erstmals die Existenz der Bruderschaft erwähnt wird.

Das nun vorliegende Festheft bietet eine spannende, historische Reise durch die Jahrhunderte – vom Mittelalter bis heute. Bekannte Persönlichkeiten, wie beispielsweise der Fabrikant Franz Brandts, waren Mitglieder der Vitusbruderschaft.

Ein Kapitel ist dem Vogelschuss gewidmet. Aus dem Buch „Bruder sein ist mehr“ von Christoph Nohn, der ersten wissenschaftlichen Dokumentation zur Schützengeschichte in Mönchengladbach und Korschenbroich, zitiert Kempers die Vorgeschichte und erklärt: „Dieses ursprüngliche heidnische Brauchtum ist früh zu einem sehr wesentlichen Ritual des Schützenwesens allgemein geworden, ohne welches das bis heute praktizierte Königsspiel und unsere Kirmes wohl nicht existieren würden.“

Trotz der fehlenden Gründungsurkunde geht der Archivar davon aus, dass die Gründung im Jahr 1422 erfolgte: „Obwohl bis auf wenige Jahre die Existenz unserer Bruderschaft schriftlich nachgewiesen ist, wissen wir echt wenig über deren ursprüngliche Ausrichtung. Allerdings wurden die besondere Verehrung des Hl. Vitus und brüderliches Handeln schon immer im Namen geführt. Gebet und gegenseitige Hilfe sind hiermit aufs Engste verbunden.“ Weiterhin, so die Aussagen der Verantwortlichen, werde die Suche nach weiteren historischen Quellen und deren sachgerechte Auswertung fortgesetzt. Ihren Antrieb formuliert die Bruderschaft so: „Wer die Zukunft gestalten will, sollte die Vergangenheit kennen!“

Das Jubiläum wird vom 15. bis 18. September gefeiert. „Wir begehen die 600 Jahr-Feier und damit die Gründung im Jahr 1422 und erinnern uns so an die lange wechselvolle Geschichte“, sagt Eberhard Boekers, Präsident der Bruderschaft.

Besonders verbunden ist die Stadtmitte-Bruderschaft natürlich mit der Kirche und befreundet mit der Gastronomie in der Altstadt, mit der Altstadtinitiative und der Großen Gladbacher Karnevalsgesellschaft „So sind wir im Sinne der Heiligtumsfahrt 2023 miteinander verwoben und wollen uns gegenseitig stützen“, sagt Präsident Boeker.

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