Zusammenleben in Mönchengladbach Marienschüler entdecken das Mönchengladbacher Judentum

Mönchengladbach · Mit Vertretern der jüdischen Gemeinde und der Politik sprachen die Gymnasiasten über Antisemitismus und die Relevanz der Erinnerungskultur.

Gesprächsrunde  „Spurensuche im Judentum“
v.l. Herr Schiffers, Herr Schuster, Frau Giels, Herr Hoenig, Lena und Dr. Floh

Gesprächsrunde „Spurensuche im Judentum“ v.l. Herr Schiffers, Herr Schuster, Frau Giels, Herr Hoenig, Lena und Dr. Floh

Foto: Rick, Markus (rick)/Markus Rick (rick)

Das Judentum hat das Leben in Mönchengladbach schon immer geprägt. Das sieht man etwa an den Stolpersteinen auf dem Gehweg, die an die dunkle Vergangenheit erinnern. Aber natürlich auch an der Synagoge an der Albertusstraße, in der sich heute die jüdische Gemeinde regelmäßig versammelt. Bei der Gesprächsrunde „Spurensuche im Judentum“ hatten die Schüler der Bischöflichen Marienschule jetzt die Möglichkeit, mehr über ihre jüdischen Mitbürger zu erfahren.

In der Schule waren unter anderem Leah Floh, Vorsitzende der jüdischen Gemeinde, Armin Schuster von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und Mönchengladbachs Erste Bürgermeisterin Josephine Gauselmann zu Gast. Das ein angstfreies jüdisches Leben auch 2022 in der Stadt noch nicht möglich ist, machte Floh bei der Podiumsrunde deutlich: Auf die Frage, ob sie als jüdische Person Angst habe, antwortete Floh: „Wir sagen immer, wir Juden leben aus dem Koffer. 80 Jahre nach der Shoa gibt es immer noch Antisemitismus auf allen Ebenen. Ich glaube aber nicht an einen erneuten Holocaust.“ Eine Schülerin wollte wissen, ob im Unterricht ausreichend über den Holocaust gesprochen wird. „Wenn man etwas weiter schaut, stellt sich die Frage: Wie konnte das passieren? Was waren das für Menschen? Das kann auch in einer Schulgemeinschaft besprochen werden“, sagte das Stadtratsmitglied Reinhold Schiffers.

Vor dem Hintergrund der aktuellen Razzia unter Vertretern der Reichsbürger kam die Fragen auf, wie die Politik auf solche Strömungen reagieren solle. Schiffers stellte klar: „Die Politik muss hier klare Kante zeigen.“

Neben den Gesprächen auf dem Podium wird in der Aula der Marienschule die Ausstellung „We the six million“ gezeigt, in der die Biografien von Opfern des Nationalsozialismus im Zentrum stehen. „Es ist wichtig, dass solche Ausstellungen gezeigt werden und man sich mit den Menschen auseinandersetzt“, sagte Janine Gielis, Projektreferentin der Ausstellung.

Dass es abseits spezieller Aktionen wie in der Marienschule viele Möglichkeiten gibt, mehr über die jüdische Kultur und jüdisches Leben in Mönchengladbach zu erfahren, darauf machte Leah Floh am Ende der Veranstaltung noch einmal aufmerksam: „Wir haben regelmäßig Aktionen, zu denen Sie herzlich eingeladen sind. Sie können zum Beispiel unsere Synagoge besichtigen. Oder zu uns kommen, wenn wir am 20. Dezember die dritte Kerze an der Menora entzünden.“

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