SPD-Kandidat in Mönchengladbach 99,4 Prozent für Felix Heinrichs

Mönchengladbach · Mitglieder und Gäste der SPD stimmten am Abend für den 30-Jährigen als Kandidat für die Oberbürgermeister-Wahl 2020.Heinrichs will mehr Bürgerbeteiligung zulassen, Ausbau von Bus- und Radverkehr und Perspektiven für Arbeitslose schaffen.

 In einer 48-minütigen Rede stellte sich Felix Heinrichs als OB-Kandidat der SPD vor.

In einer 48-minütigen Rede stellte sich Felix Heinrichs als OB-Kandidat der SPD vor.

Foto: Bauch, Jana (jaba)

Die Bötzelen Höfe sind eine raue Bühne für die Wahl eines Oberbürgermeister-Kandidaten. Die SPD und ihr Fraktionschef Felix Heinrichs hatten eine der zugigen Industriehallen mit Texil-Historie in Eicken als den Ort ausgewählt, an dem die Sozialdemokraten den 30-Jährigen zu ihrem Spitzenkandidaten für die Kommunalwahl 2020 küren sollten. Zwar noch nicht so ganz, denn das erledigt eigentlich erst am Samstag eine Delegiertenkonferenz. Dennoch ist das Votum, das am Donnerstag-Abend sowohl Mitglieder als auch Gäste abgaben, ziemlich eindeutig. Von den 168 Stimmen war nur eine gegen Heinrichs bei einer Enthaltung. Er erhielt 99,4 Prozent Zustimmung und bekundete im Anschluss an die Abstimmung, sprachlos zu sein.

Das war er in den 48 Minuten zuvor nicht gewesen. In frei gehaltener Rede ohne Manuskript skizzierte Heinrichs seine Wahlkampagne. Er will Aufbruchstimmung erzeugen, spricht von Mönchengladbach als einer „Stadt voller ungelöster Probleme“, weshalb man „nie wieder zulassen darf, dass wenige über das Schicksal von vielen entscheiden“. Heinrichs betonte, bürgerschaftliches Engagement und Beteiligung fördern zu wollen und nannte als Beispiel Blumenkübel: „Individualität statt Gleichmacherei“, was Heinrichs auch auf die Stadtteile bezog: „Wir haben seit 1975 versucht, alles gleich zu machen. Ich will dazu beitragen, dass der Rheydter stolz sagen kann, dass er Rheydter ist und der Wickrather sagen kann, dass er Wickrather ist.“

Der junge SPD-Fraktionschef wurde aber auch etwas konkreter. Er kündigte an, den öffentlichen Nahverkehr fördern und dazu ein Experiment eingehen zu wollen: „Wir sollten 100 Autofahrern ein Busticket für ein Jahr für einen Euro am Tag überlassen oder sogar schenken unter der Bedingung, dass sie genau erklären, wo sie wann ihr Auto stehen lassen und wo die Schwachstellen im Nahverkehr sind.“ Diese Pilot-Idee diskutiere er gerade mit der NEW. Heinrichs ist Aufsichtsratsvorsitzender der für den Busverkehr zuständigen NEW-Tochter. Darüber hinaus will er mehr Raum für Fahrräder einrichten, nicht nur zum Abstellen in der Stadt, sondern auch auf der Straße. „Wenn wir mehr Platz für umweltfreundlichen Verkehr schaffen wollen, dann müssen wir Fahrspuren für Autos oder Parkplätze rausnehmen“, sagte Heinrichs. Das werde Konflikte geben, die man mit den Bürgern regeln müsse.

Arbeitslose, zumal Langzeitarbeitslose, Obdachlose, Benachteiligte sollten „eine Chance nach der anderen bekommen“. Keiner dürfe sich in Perspektivlosigkeit einrichten. Heinrichs betonte, der zweite Strukturwandel in der Stadt nach der Krise der Textilindustrie sei eine Chance. Die Ansiedlung von qualifizierten Arbeitsplätzen sei die Grundvoraussetzung, die Stadt zu gestalten. Der Strukturwandel müsse aber aktiv gestaltet werden, „wir dürfen nicht darauf warten, dass andere für uns die Arbeit erledigen“. Heinrichs sprach zudem über den Ausbau der Bildungsangebote für Kinder, eine neue Wohnstrategie für bezahlbaren Wohnraum wie auch Raum für Eigenheime, und über die Beseitigung von „dunklen, unsicheren Ecken“.

Gegen wen Heinrichs im Wahlkampf antreten wird, das ist noch ungewiss. In der CDU bewerben sich der Landtagsabgeordnete Frank Boss und Bürgermeisterin Petra Heinen-Dauber um die OB-Kandidatur. Die Union entscheidet Mitte November darüber, wen sie ins Rennen um die Nachfolge von Rathaus-Chef Hans Wilhelm Reiners (CDU) schickt. Beide Kandidaten hatten sich zuletzt in den vier Stadtbezirken den Mitgliedern vorgestellt. Auch die anderen Parteien im Rat haben sich noch nicht festgelegt.

Neben dem OB-Kandidaten entscheiden die SPD-Delegierten am Samstag aber auch über die Kandidaten-Liste für den Rat. Auf Platz eins und zwei stehen Heinrichs und Juso-Chefin Josephine Gauselmann, 30 und 25 Jahre jung.

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