Projekt der Sozial-Holding Übungsplatz fürs Senioren-Scooter-Sharing

Mönchengladbach · Was junge E-Roller-Fahrer können, will die Sozial-Holding Menschen der Generation 65plus mit Elektromobilen auf Leihbasis ermöglichen. Doch bevor das Sharing-Modell startet, sollen Testfahrer in einem Senioren-Scooter-Park Erfahrungen sammeln.

 Projektleiterin Susanne Wallrafen (links) und Mitarbeiterin Anna Buck (rechts) fahren mit E-Scooter und Elektrorollstuhl vor.

Projektleiterin Susanne Wallrafen (links) und Mitarbeiterin Anna Buck (rechts) fahren mit E-Scooter und Elektrorollstuhl vor.

Foto: Bauch, Jana (jaba)

Am rechten Hebel ziehen, dann geht’s vorwärts. Am linken ziehen, dann rollt der Scooter rückwärts. Und wenn man den Hebel loslässt, bremst das Elektromobil von alleine. Das klingt überschaubar – wenn man ein geübter Auto- oder Motorradfahrer ist, zudem höchstens mittleren Alters, und noch von keinen größeren körperlichen Einschränkungen geplagt. Aber um die Jüngeren und die Topfitten geht es nicht bei dem Projekt, das die Sozial-Holding derzeit auf dem Gelände neben dem Altenheim in Hardterbroich realisiert. Dort entsteht ein „Senioren-Scooter-Park“, in dem zunächst einige ausgewählte Test-Fahrer den Umgang mit Elektro-Fahrzeugen ausprobieren und erlernen können. Die Zielgruppe: 65-Jährige und Ältere. Sinn der Übung: Die Sozial-Holding möchte in etwa zwei Jahren E-Scooter verleihen, und zwar so, wie es heute schon mit Fahrrädern, Elektrorollern und Autos möglich ist – einfach per App.

Doch bis ein solches E-Scooter-Sharing anlaufen kann, wollen dieProjektleiterin Susanne Wallrafen und ihre Mitstreiter erst einmal Erfahrungen sammeln. Das soll in dem laut Sozial-Holding bundesweit einzigartigen Senioren-Scooter-Park geschehen. Geplant ist auf einem 1800 Quadratmeter großen Areal eine Übungslandschaft, auf denen „Testpiloten“ aus dem Stadtteil E-Scooter über Wege mit unterschiedlichen Belägen, vorbei an Ampel über Geraden und Kurven, Steigungen und Schrägen steuern können. Und zwar unter Anleitung und auch versorgt mit Wissen, das in Schulungen vermittelt wird. Susanne Wallrafen spricht denn auch von einem „geschützten Raum“, in dem sich die Tester zunächst einmal bewegen und auch schwierigere Situationen wie nasse oder glatte Straßen, Hindernisse oder Einstieg in einen Bus simulieren können.

Warum das nötig ist, kann Norbert Maaßen erklären. Er ist für die Technik in dem Projekt zuständig und hat zur Selbsterfahrung schon mal Scooter durch die Stadt gesteuert. „Ein einschneidendes Erlebnis“, sagt der geübte Autofahrer, „das ist eine ganz andere Welt.“ Erst recht für Senioren, die Technik und Neuen gegenüber eher reserviert sind oder vielleicht selbst nie Auto gefahren sind. Letzteres trifft nicht selten auf Frauen im fortgeschritteneren Seniorenalter zu. „Da ist früher der Mann immer Auto gefahren, die Frau war Beifahrerin“, sagt Susanne Wallrafen. Und apropos gewöhnen: Auch an den Umgang mit einer App, die einmal die Ausleihe von Scootern ermöglichen soll, wollen manche Senioren erst einmal herangeführt werden. Darum soll sich Anna Buck, die das Projekt wissenschaftlich begleitet, beim Schulen ebenfalls kümmern.

Völlig unvorbereitet mit einem ihnen unbekannten Mobil losfahren dürfen die Nutzer auch dann nicht, wenn die Test- und Erfahrungsphase soweit gediehen ist, dass ein Verleih von E-Scootern möglich ist. Einen regelrechten Führerschein werden die Ausleiher zwar nicht machen müssen, aber Helmut Wallrafen, Geschäftsführer der Sozial-Holding, kündigt an: „Es wird niemand mit einem unserer Scooter auf der Straße fahren, der nicht vorher mit unseren Geräten auf dem Platz geübt hat.“

Damit das Projekt in dieses Stadium übergehen kann, müssen noch Partner gefunden werden, Scooter-Anbieter etwa. Was die App angeht, so hat die Sozial-Holding bereits mit der NEW AG gesprochen. „Wenn es technisch machbar sein sollte, dann werden wir die App Wheesy nutzen“, sagt Helmut Wallrafen. Jene App also, mit der die NEW auch den Verleih von E-Autos und E-Rollern abwickelt, beziehungsweise abwickeln will.

 Schildkröte oder Hase: Dieser Knopf regelt, wie flott der Scooter rollt.

Schildkröte oder Hase: Dieser Knopf regelt, wie flott der Scooter rollt.

Foto: Holger Hintzen

Beteiligen sollen sich auch die Polizei und das Familienzentrum Mummpitz. Die Polizei will die übenden Fahrer besuchen und, so Verkehrssicherheitsberater Britta Dückers, womöglich besondere Verkehrssituationen mit ihnen durchspielen. Jungen und Mädchen der Kita Mummpitz sollen im Scooter Park Verständnis für die Barrieren und Probleme entwickeln, mit denen Senioren im Straßenverkehr konfrontiert werden.

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