Sonderausstellung im Schloss Rheydt Zeitreise durch 100 Jahre Museumsgeschichte
Mönchengladbach · Die Eröffnung der Sonderausstellung im Schloss Rheydt war nicht nur vom Rückblick geprägt. Was bürgerliches Engagement für die Zukunft bedeutet.
Richtung Ausgang pariert eine Schautafel die rhetorische Frage „Quo vadis?“ (Wohin gehst du?) mit knappem Ausblick auf Planungen für die kommenden Jahre. Doch vor dem Weg in die Ausstellung „100 Jahre! Ein Museum fürs Schloss. Ein Schloss fürs Museum“ wurden die Besucher der Eröffnungsfeier für den offiziellen Part in den Rittersaal des Herrenhauses gebeten. Unter den Porträts der einstigen Damen und Herren von Rheydt stand die Entstehungsgeschichte der musealen Sammlung im Mittelpunkt. Doch die zukunftsorientierte Hinwendung war gegenwärtig.
Oberbürgermeister Felix Heinrichs wertete die gut gefüllten Reihen im Rittersaal als Beleg für den Zauber, den sich die Schlossanlage bewahrt habe. Heinrichs betonte, dass mit der Ausstellung zur 100-jährigen Museumsgeschichte zugleich bürgerliches Engagement gefeiert werde. Ohne ein solches Begehren wäre das Museum in seinen schlichten Anfängen als Schaudepot des Rheydter Vereins für Heimatkunde kaum gegründet worden. Mit Blick auf das Museum hob er die Notwendigkeit von Vermittlungsarbeit in einer sich stetig wandelnden Gesellschaft hervor. Das Museum müsse ein lebendiger Ort bleiben, um Geschichte und Herkommen transparent zu machen und zum Nachdenken anzuregen, so der Oberbürgermeister.
Museumsleiter Karlheinz Wiegmann betonte, ein Museum möge nach außen hin vielleicht statisch wirken. Doch die Sonderausstellung mache bewusst, wie sehr eine solche Einrichtung immer auch ein „Kind ihrer Zeit“ sei. Er erinnerte an die richtungs- und zukunftsweisende Arbeit des Museumsleiters Franz Jansen, der in den 1950er Jahren begonnen hatte, die Sammlung passend zum Renaissance-Schloss anzulegen. Ebenso thematisierte Wiegmann die Sanierungsarbeiten von 1988 bis 1993 und die daraus folgende Umstrukturierung. In der Absicht, den Museumscharakter hervorzuheben, sei seinerzeit das Innere des Schlosses nüchtern und akademisch gestaltet worden. Das Konzept habe seine Berechtigung gehabt, doch nun solle im Inneren der Schlosscharakter in Verbindung mit dem Museum wieder zum Ausdruck kommen, sagte Wiegmann im bereits neugestalteten Erdgeschoss des Herrenhauses. Die Neueinrichtung des Obergeschosses ist für 2023 geplant.

Das erwartet die Besucher bei der Jubiläumsausstellung im Schloss Rheydt
Wiegmanns Stellvertreter Nils Loscheider gab im Crash-Kurs einen chronologischen Überblick über die wechselvolle Museumsgeschichte. Dabei erinnerte er an die Jahre, bevor eine rasch angewachsene Sammlung im oberen Stockwerk des Schlosses im Jahr 1922 eine vorläufige Heimat fand. Als für den Reichspropagandaminister Joseph Goebbels im Schloss eine Wohnung als Gästehaus der Stadt eingerichtet wurde, musste die Sammlung Ende der 1930er Jahre weichen. „Das Museum hat zwei Jahrhunderte, einen Weltkrieg und Umstrukturierungen überstanden“, hatte Loscheider zusammengefasst, „Man mag nicht glauben, wie beschaulich die Anfänge waren“. Für kommenden Mittwoch, 28. September, 19 Uhr, lädt er mit Wiegmann zum stadtgeschichtlichen Vortrag über die Museumsgeschichte ein.