Sohn des NS-Verbrechers Hans Frank Niklas Frank: Man hätte meinen Vater verbieten müssen

Odenkirchen · Niklas Frank las im Gymnasium Odenkirchen aus seinen Büchern, mit denen er seine Vergangenheit als Sohn von Adolf Hitlers Rechtsanwalt und Reichsminister, Hans Frank, bewältigte.

 Niklas Frank, Sohn des NS-Verbrechers Hans Frank, sprach im Odenkirchener Gymnasium über seinen Vater.

Niklas Frank, Sohn des NS-Verbrechers Hans Frank, sprach im Odenkirchener Gymnasium über seinen Vater.

Foto: Bauch, Jana (jaba)

Wie es ist, mit dem Nachfahren eines bekannten NS-Täters zu sprechen und ungeschönt Geschichten aus seiner Kindheit zu hören, durften die Schüler und Schülerinnen der Oberstufe des Gymnasium Odenkirchen erfahren. Dort nämlich las Niklas Frank aus seinen Büchern, mit denen er seine Vergangenheit als Sohn von Adolf Hitlers Rechtsanwalt und Reichsminister, Hans Frank,  bewältigte.

„Sie sind mutig, dass sie mich eingeladen haben“, sagte Frank zu Beginn seiner Lesung. Schnell wurde klar: Dieser Mann verachtet seinen Vater und alles, wofür er steht. „Ich habe Reden von ihm gehört. Man hätte ihn verbieten müssen!“ Hans Frank war unter anderem als Generalgouverneur von der Wehrmacht besetzter Teile Polens mitverantwortlich für den Mord an unzähligen Juden.

Wegen seiner Verbrechen wurde er während der Nürnberger Prozesse zum Tode verurteilt. „Ich weiß bis heute nicht, warum er nicht geflohen ist oder sich umgebracht hat. Wie jeder ,Top-Shot-Nazi’ hatte er eine Zyankalikapsel und einen falschen Pass“, sagt mehr als ein halbes Jahrhundert später sein Sohn.

Ein Jahr lang saß Hans Frank im Gefängnis und schickte von dort viele Briefe an seine Familie. „Das war alles gelogen. Er hatte eigentlich nichts verstanden. Als Kind hat man für so etwas einen guten Blick“, erzählte Niklas Frank. Auch aus seinen Gefühlen bei der Hinrichtung seines Vaters macht Niklas Frank keinen Hehl. Seine Worte sind nichts für Zartbesaitete: „Auch den letzten Zentimeter Seil beim Fall hast du verdient bewusst zu erleben. Jetzt kotzt es mich nur noch an, dein totes Gesicht, auf dem die Lügen nicht sterben.“

In dem Buch „Meine deutsche Mutter“ arbeitete Niklas Frank seine Erlebnisse mit eben jener auf. Brigitte Frank stammte aus „ärmlichen Verhältnissen, aber war sehr klug.“ „Sie war die stärkste Frau, die ich kannte“, erzählte Frank im Gespräch. Seine Mutter war nie Mitglied der Partei, hat sich aber an dem Wohlstand, der ihr zuteil wurde, gerne bereichert. „Ich habe Briefe von ihr gelesen. Da schreibt sie Dinge wie: ,Wenn ich an früher denke, wir waren gnadenlos.’“

Und so hat es Niklas Frank trotz seines Vaters und dessen Geschichte, zu einem normalen Leben geschafft: „Mein Vater steht für die Vernichtung unzähliger Menschen. Mich hat er aber nie versaut. Ich habe Widerstand geleistet.“ Heute, als Vater und Großvater ist Frank stolz: „Ich habe meine Vergangenheit niemals auf meine eigene Familie projiziert.“

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