Konzert in Mönchengladbach Sting spielt den Sound des Sahara-Sommers

Mönchengladbach · Vor Tausenden Fans hat der Sänger Sting am Dienstagabend ein Konzert in Mönchengladbach gegeben. Die Besucher mussten bei der Hitze mit Trinkwasser versorgt werden.

Mönchengladbach: So war das Konzert von Sting
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So war das Konzert von Sting in Mönchengladbach

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Foto: Bauch, Jana (jaba)

Die Hitze macht träge – nur einen nicht. Während sich die rund 13.000 Besucher in den Mönchengladbacher Sparkassenpark schleppen, mit kostenlosem Trinkwasser versorgen oder an der Sprinkleranlage am hinteren Ende des Innenraums abkühlen, springt Sting energiegeladen auf die Bühne und spielt ein Eröffnungstrio, mit dem er auch eine veritable Zugabe hätte bestreiten können: „Message In A Bottle“, „If I Ever Lose My Faith In You“ und „Englishman In New York“.

„My Songs“ heißt die Tour zum gleichnamigen Album. Es ist nach „Symphonicities“ von 2010 schon das zweite, auf dem er neue Versionen von alten Songs präsentiert. Diesmal wollte er seine größten Hits aktualisieren, heutigen Hörgewohnheiten anpassen. Für das Publikum seiner Tour bedeutet das: keine Atempause, ausschließlich Material mit Mitsinggarantie.

Nach zwei neuen Alben in den letzten zweieinhalb Jahren – eins Solo, eins mit Shaggy – scheint Sting wieder große Lust auf ein reines Hitprogramm zu haben. Mit seiner Band, die so reduziert und exakt akzentuiert spielt wie The Police, kostet er die berühmten Refrains voll aus, dehnt sie, wirft sich mit vollem Elan hinein, spielt Ruf-und-Antwort-Spiele mit dem Publikum. Nach dem ersten von zwölf (!) Police-Songs, „Every Little Thing She Does Is Magic“ spricht er zum ersten Mal auch zu seinen Fans, sagt in fast lupenreinem Deutsch: „Ich freue mich, hier in Mönchengladbach zu sein“, stellt seine Mitmusiker vor.

Das war es dann allerdings auch in Sachen Ansprache – und die mangelnde Gesprächigkeit ist vielleicht der einzige Vorwurf, den man Sting für diesen Abend machen kann. Beim übergangslosen Wechsel vom trockenen Postpunkpop „So Lonely“ in das Ethno-Pop-Gedudel von „Desert Rose“ würde sich doch zum Beispiel ein Kommentar anbieten zum deutschen Sahara-Sommer. Immerhin heißt es gleich in den ersten Zeilen: „Ich träume von Regen / Ich träume von Gärten im Wüstensand“.

Doch dem 67-jährigen Briten scheint wichtiger zu sein, atemlos durch sein Material zu hetzen, von dem man genau wie beim Hören seines aktuellen Albums nicht weiß: Was genau ist jetzt neu an diesen Versionen? Manchmal klingen die altbekannten Titel entschlackter, fokussierter, die Bassläufer satter, fetter. Einem Song wie „Fields Of Gold“ tut die Reduktion nicht gut, er fliegt schnell vorbei, hat etwas von seinem Zauber verloren. Die Ballade „Shape Of My Heart“, ebenfalls vom großartigen Album „Ten Summoner’s Tales“, scheint hingegen noch tiefer zu gehen – und gewinnt durch das Duett mit Backgroundsänger Gene Noble, der mit seinem Ausdruck offenbar einem Idol nachjagt: The Weeknd.

 Sting Konzert Sparkassen Park Mönchengladbach

Sting Konzert Sparkassen Park Mönchengladbach

Foto: Bauch, Jana (jaba)

Kurz vor Schluss, nach einer explosiven „Roxanne“, macht Sting dann plötzlich doch Pause, setzt sich kurz an den Bühnenrand und trinkt etwas, das aussieht wie eine Tasse Tee. „Englishman in New York“ lässt grüßen. Ein kurzes Luftholen ist das für ein brachiales, hemdsärmeliges und schweißtreibendes „Demolition Man“. 67 ist offenbar kein Alter.

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