Einkommen in Mönchengladbach So viele Mönchengladbacher brauchen Sozialhilfe trotz Jobs
Mönchengladbach · Wer mit einem Job nicht genug Geld zum Leben verdient, bekommt eine Aufstockung vom Jobcenter. Viele Haushalte mit Kindern sind betroffen – und Frauen, warnt die Gewerkschaft NGG.
Viele Menschen in Mönchengladbach haben zwar einen Job, verdienen damit aber nicht genug Geld. Wie die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mitteilte, sind in der Stadt 4768 Jobber auf Sozialleistungen angewiesen. Damit sei jeder fünfte erwerbsfähige „Hartz IV“-Bezieher ein so genannter Aufstocker. Die Gewerkschaft beruft sich dabei auf Zahlen der Arbeitsagentur.
NGG-Regionalchefin Ina Korte-Grimberg spricht von „alarmierenden Zahlen“. Es könne nicht sein, dass so viele Menschen trotz Arbeit zum Jobcenter gehen müssten. „Besorgniserregend ist vor allem der hohe Anteil von Kindern, die unter Armutsbedingungen aufwachsen“, so die Geschäftsführerin der NGG-Region Krefeld-Neuss. Laut Arbeitsagentur lebten bei 2395 „Hartz IV“-Aufstockern in Mönchengladbach Kinder im Haushalt. 775 dieser Haushalte würden von Alleinerziehenden geführt – 89 Prozent von ihnen seien Frauen.
Nach Beobachtung der Gewerkschaft seien prekäre Arbeitsverhältnisse eine Hauptursache des Problems: „Wer an der Bäckertheke oder im Restaurant arbeitet und dabei nur einen Mini- oder Teilzeitjob hat, für den wird es am Monatsende sehr eng.“ Zwar sei es kürzlich gelungen, im NRW-Gastgewerbe Lohnerhöhungen im zweistelligen Bereich zu erzielen. Allerdings müssten sich die Unternehmen auch an ausgehandelte Tarifverträge halten, fordert Korte-Grimberg. „Die von der Bundesregierung geplante Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns auf zwölf Euro pro Stunde ist ein wichtiger erster Schritt, um Niedriglöhne auf dem ganzen Arbeitsmarkt einzudämmen.“ Es komme aber auch darauf an, dass Arbeitgeber mehr sozialversicherungspflichtige Stellen anböten – statt unsichere Jobs mit nur wenigen Wochenstunden, wie sie für Aufstockende die Regel seien.
Die Arbeitsagentur wies in ihrer Jahresbilanz bereits Anfang Januar darauf hin, dass Langzeitarbeitslose (zumeist Empfänger von Arbeitslosengeld II, also „Hartz IV“) die Verlierer der Corona-Pandemie seien. In der Pandemie ist diese Gruppe um rund 1400 Personen auf 10.120 „Hartz IV“-Empfänger angewachsen.