Pläne des Landesgesundheitsministers NRW verordnet Kliniken Reformen

Mönchengladbach · Das Land will die Kliniklandschaft umpflügen. Der Landtagsabgeordnete Jochen Klenner (CDU) hofft, dass alle Mönchengladbacher Krankenhäuser erhalten bleiben können. Sein Rezept dafür: Kooperationen eingehen.

 Die Krankenhausplanung nach Bettenzahl ist nach Ansicht der Landesregierung unzulänglich. Sie plant eine Reform.

Die Krankenhausplanung nach Bettenzahl ist nach Ansicht der Landesregierung unzulänglich. Sie plant eine Reform.

Foto: Bauch, Jana (jaba)

Festakte sind anfällig für Sonntagsreden. Da hatte Markus Richter Interessanteres zu sagen, als jetzt ein neues Bettenhaus am Neuwerker Krankenhaus eingeweiht wurde. Er sehe „mit großer Sorge, beschied der Geschäftsführer der Festgemeinde, wie die Politik zunehmend in den Wettbewerb der Krankenhäuser eingreife. Und er stellte eine Frage in den Raum: Wie wäre es wohl für Patienten, wenn es nur noch ein oder zwei Krankenhäuser in der Stadt gäbe?

Zwar hat das Neuwerker Krankenhaus mit seinem Neubau alles andere im Sinn als eine Schließung. Eine Neuordnung der Krankenhauslandschaft in NRW hat sich die Landesregierung allerdings schon auf die Fahnen geschrieben. Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann schwebt gar die „wohl größte Reform der nordrhein-westfälischen Krankenhauslandschaft seit Jahrzehnten“ vor. Dabei soll, vereinfacht gesagt, nicht mehr nach Bettenzahlen geplant werden, sondern mehr nach medizinischem Bedarf und Kompetenzen der Häuser. Dazu sollen die breit gefassten Fachbereiche wie etwa Chirurgie und Innere Medizin aufgebrochen und medizinische Leistungsbereiche neu definiert.

Grundlage ist ein fast 900 Seiten starkes Gutachten zur Krankenhauslandschaft in NRW. Das hat unter anderem die Leistungsbereiche der Häuser in Versorgungsregionen und die Zahl der behandelten Fälle in unterschiedlichen medizinischen Fachbereichen betrachtet. Ergebnisse: In NRW ist die Erfahrung, die Kliniken in ein und der gleichen Behandlung haben, aufgrund größeren oder kleineren Patientenaufkommens in den Häusern sehr verschieden – und daher vermutlich oft auch die Qualität der Leistung. Das Angebot entspricht vielerorts nicht dem tatsächlichen Bedarf, es gibt sowohl Über- als auch Unterversorgungen in bestimmten Regionen und medizinischen Fachbereichen.

Das Gutachten hat auch Jochen Klenner (CDU), Landtagsabgeordneter aus Mönchengladbach und Mitglied des Gesundheitsausschusses des Landtags, Lesestoff geboten. „Die Krankenhäuser werden sinnvoller steuern müssen, nicht in jedem Haus alle Leistungen anzubieten, sondern sich auch auf Leistungsgebiete zu spezialisieren, um so ein eigenes nachhaltiges Profil zu bilden“, meint Klenner.

Spezialisierungen sollen im Kalkül des Landes auch sicherstellen, dass eine Behandlung dem aktuellen medizinischen Standard entspricht. Laumann machte das bei der Präsentation des Gutachtens an einem Beispiel deutlich: „Rund 53 Prozent aller Prothesen für Kniegelenke in Krankenhäusern werden mit weniger als 100 dieser Eingriffe pro Jahr gemacht. Das sind im Schnitt nicht mal zwei Operationen in der Woche.“ In diese Kerbe schlägt auch Klenner: „Es macht einen großen Unterschied für die Patienten, ob spezielle Operationen in einem Haus täglich oder nur alle paar Wochen vorkommen.“

Neuordnungen in der Mönchengladbacher Krankenhauslandschaft müssen nach Ansicht Klenners freilich nicht zwangsläufig dazu führen, dass nur zwei Großkliniken in der Stadt übrigbleiben. Kooperationen unter den Häusern könnten das verhindern. Grundsätzlich wären „dann vier Häuser in einer Stadt möglich – denn neben kurzen Wegen und einer guten Qualität ist mir auch eine Wahlfreiheit der Patienten wichtig“, sagt Klenner. In die weitere Planung sollen die Krankenhäuser „sehr eng“ eingebunden werden, verspricht der Abgeordnete. Er glaubt: „Gemeinsam können wir es schaffen, die Ziele Nähe, Qualität und Wahlfreiheit für die Mönchengladbacher Patienten in unseren Krankenhäusern sicherzustellen.“

 Krankenhaus Neuwerk

Krankenhaus Neuwerk

Foto: Bauch, Jana (jaba)

Markus Richter ließ seine Frage, wie es in der Stadt mit nur zwei Krankenhäusern aussehen würde, auch nicht unbeantwortet. „Patienten profitieren vom Wettbewerb“, meinte der Neuwerker Geschäftsführer. Und: Kliniken von überschaubarer Dimension könnten oft schneller und besser helfen als unpersönliche Großkrankenhäuser.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort