Im Bethesda Krankenhaus Mönchengladbach So arbeitet ein Krankenhaus-Apotheker

Mönchengladbach · Juristisch unterscheidet sich eine Krankenhaus-Apotheke nicht von einer öffentlichen. Doch Ablauf und Anforderungen sind sehr verschieden. Ulrich Bons erklärt, wie komplex die Arbeit und Abstimmung dort funktionieren.

 In der Krankenhaus-Apotheke werden Medikamente hergestellt. Dafür müssen strenge Hygienestandards eingehalten werden.

In der Krankenhaus-Apotheke werden Medikamente hergestellt. Dafür müssen strenge Hygienestandards eingehalten werden.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Die Diagnose Krebs ist für Betroffene ein großer psychischer Einschnitt, verbunden mit Angst und Unsicherheit. „Die Patienten haben genug Termine mit Arztbesuchen und Bestrahlungen. Da sollten sie sich über eine ordnungsgemäße Therapie keine Gedanken machen müssen“, betont Ulrich Bons. Er ist Fachapotheker für Klinische Pharmazie und Klinische Chemie und leitet die Krankenhaus-Apotheke im Bethesda. Bons ist aber auch Verfechter einer komplexen Fehlervermeidungsstrategie, nach der im Bethesda gearbeitet wird. Dazu zählt unter anderem das Acht-Augen-Prinzip, das bei vielen Therapien, die im Krankenhaus entwickelt werden, angewendet wird. So auch bei der Zytostatika-Therapie, die im Kampf gegen Krebs angewendet wird. Bons erklärt die komplexen Abläufe.

 Krankenhausapotheker Ulrich Bons im Bethesda Krankenhaus.

Krankenhausapotheker Ulrich Bons im Bethesda Krankenhaus.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Ulrich Bons leitet ein Team mit vier pharmazeutisch-technischen und fünf pharmazeutisch-kaufmännischen Angestellten. Die Arbeit unterscheide sich sehr von der Arbeit in einer öffentlichen Apotheke, sagt Bons. „Wir haben mit den Ärzten eine ganz andere Dialogebene.“ Bons ist auch Vorsitzender der Arzneimittelkommission. „Jeder Patient hat Anspruch auf das richtige Medikament“, sagt Bons und zählt die sechs „R-Sätze“ auf, die er als Grundlage für sein Handeln im Alltag nimmt. „Der richtige Patient erhält das richtige Arzneimittel in der richtigen Applikationsform zum richtigen Applikationszeitpunkt in der richtigen Dosierung, alles mit einer richtigen Dokumentation.“

Wegen starker Nebenwirkungen müssen Arzneimittel zur Krebstherapie individuell dosiert, auf Körpergröße, Gewicht, Laborparameter wie Leber- und Nierenfunktion und Allgemeinzustand abgestimmt sein. Da die meisten Arzneimittel zur Krebstherapie als Infusion oder Injektion appliziert werden, müssen diese in einem hygienisch absolut keimfreien Zustand zubereitet sein. „Im Vordergrund steht der Patient mit seiner Erkrankung, doch wichtig ist auch der Schutz der zubereitenden Personen sowie die strikte Einhaltung und Kontrolle von Hygienestandards“, erklärt Bons.

Die Krankenhausapotheke ist gesetzlich dazu verpflichtet, Medikamente für 14 Tage vorrätig zu halten. Im Bethesda stehen Vorräte für vier Wochen bereit. Im März 2017 wurde ein neues modernes Reinraum-Labor in Betrieb genommen. Weil es in diesem speziellen Raum extrem sauber ist – in ihm schweben kaum bis keine Partikel in der Luft – können dort hervorragend Medikamente hergestellt werden.

Es gibt aber auch hohe Anforderungen: Ein Reinraum benötigt unbedingt eine spezielle Lüftungs-Anlage, und Mitarbeiter müssen eine strenge Kleiderordnung und Hygienestandards einhalten. Die Einhaltung der Vorgaben wird im Bethesda mehrfach jährlich überprüft und dokumentiert.

Das ist wichtig, vor allem im Hinblick auf das Qualitätsmanagement im Bethesda, das in Zusammenarbeit von Apothekern und therapierenden Ärzten entwickelt wurde. „Als Menschen sind wir nicht frei von Fehlern“, sagt Ulrich Bons. Deshalb gibt es einen strikten Ablauf: In der Zytostatika-Therapie erfahrene Ärzte geben in einem Computer-Programm die Parameter des Patienten ein und ordnen diese dem infrage kommenden Therapieschema zu.

Diese Daten werden online an die Apotheke übermittelt und dort von einem erfahrenen Apotheker auf ihre Plausibilität überprüft. Gibt es „Unschärfen“, kommt es zur Rücksprache mit dem Arzt. Danach erst erfolgt die Freigabe des Behandlungsplans.

Die Zubereitung der Medikamente werden nochmals im Vier-Augen-Prinzip von geschulten Apothekern beaufsichtigt, sagt Bons. Die zubereiteten Arzneimittel eines Therapiezyklus’ werden dann aus dem Reinraum ausgeschleust.

Vor der Lieferung an die Station oder Ambulanz werden die Medikamente aber nochmals für jeden Patienten abschließend von einem Apotheker überprüft. Alle Schritte werden dokumentiert. Bei der Auslieferung an die jeweilige Station werden dann ständig Temperatur und Transportbehältnis aufgezeichnet. „Es geht um absolute Sicherheit, die reproduzierbar ist“, hebt Bons hervor.

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