Stroke Unit Maria Hilf Beim Schlaganfall zählt jede Minute

Mönchengladbach · In der „Stroke Unit“ der Kliniken Maria Hilf sind rund um die Uhr Spezialisten für die Behandlung von Schlaganfall-Patienten bereit.

 Carl-Albrecht Haensch, Chefarzt der Neurologie des Maria Hilf.

Carl-Albrecht Haensch, Chefarzt der Neurologie des Maria Hilf.

Foto: rietdorf

Beim Schlaganfall gilt immer: Je schneller die Behandlung einsetzt, desto größer ist die Chance, ohne bleibende Hirnschäden und Behinderung wieder gesund zu werden. Weil die Behandlung aber erfahrene Experten erfordert, sind schon seit Jahren Stroke Units in den Krankenhäusern entstanden – auf Schlaganfall spezialisierte Abteilungen. Die Stroke Unit der Kliniken Maria Hilf in Mönchengladbach ist nicht nur die drittgrößte in Deutschland, sie wird jetzt auch als überregionales Kompetenzzentrum geführt. „Das bedeutet zum Beispiel, dass rund um die Uhr Spezialisten zur Verfügung stehen, die eine Thrombektomie durchführen können“, erklärt Prof. Carl-Albrecht Haensch, Chefarzt der Neurologie des Maria Hilf.

Denn Schlaganfälle richten sich natürlich nicht nach Dienstzeiten, sondern treten besonders häufig nachts auf. Dann ist es entscheidend, dass schnell gehandelt wird. Die Fahrer der Rettungswagen sind in diesen Fällen angewiesen, stets die nächstgelegene Stroke Unit anzufahren. Dann müssen die auf die Behandlung von Schlaganfällen spezialisierten Mediziner entscheiden, welche Therapie in jedem einzelnen Fall die angemessene ist. Je früher ein Patient im Krankenhaus eintrifft, desto häufiger können invasive Verfahren wie die Lysetherapie, bei der das Blutgerinnsel medikamentös aufgelöst wird, oder die Thrombektomie, bei der mit einem Katheter gearbeitet wird, eingesetzt werden.

Das führt dazu, dass inzwischen etwa 30 Prozent der Patienten nach einem Schlaganfall beschwerdefrei weiterleben können. Die Zahl der Todesfälle und schweren Behinderungen nach Schlaganfällen ist rückläufig. „Die Neurologie hat in den vergangenen Jahren enorme Fortschritte gemacht“, erklärt Haensch. „Mortalität und Morbidität konnten deutlich reduziert werden.“

Die Zahl der Schlaganfälle nimmt jedoch zu – was bei einer älter werdenden Gesellschaft nicht verwunderlich ist.

Faktoren, die das Risiko für einen Schlaganfall erhöhen, sind bekannt: das Rauchen gehört dazu, eine familiäre Vorbelastung,  fettreiche Ernährung, zu viel Alkohol, aber auch die Schlafapnoe, Atemaussetzer im Schlaf. „Die Schlafapnoe erhöht das Risiko für Schlaganfall oder Herzinfarkt um das Dreifache“, sagt der Neurologe, der auch Experte für Schlafmedizin ist.

Die gute Nachricht aber: Viele der Risikofaktoren lassen sich beeinflussen. Wird die Schlafapnoe behandelt, sinkt das Schlaganfallrisiko auch wieder. Ebenso, wenn man mit dem Rauchen aufhört. Allerdings muss man konsequent sein. „Der Verzicht auf das Rauchen bringt mehr als manches Medikament“, weiß der Chefarzt. „Aber man muss vollständig aufhören. Schon zwei bis drei Zigaretten am Tag sind zu viel.“

Mit Prävention ist viel zu erreichen, aber nicht alles zu vermeiden. Nach einem Schlaganfall ändert sich unter Umständen das ganze Leben  –  auf einen Schlag. Nicht immer kann die moderne Medizin so schnell und wirksam helfen wie es wünschenswert und nötig wäre – es bleiben Einschränkungen zurück.

In solchen Fällen ist es gut,  Menschen zu finden, die Ähnliches erlebt haben. In Mönchengladbach ist derzeit eine Selbsthilfegruppe für Schlaganfall-Betroffene in Gründung. „Eine solche Selbsthilfegruppe ist angesichts der hohen Zahl von Schlaganfallspatienten sehr sinnvoll“, ist Prof. Haensch überzeugt. „Der Austausch untereinander motiviert und nimmt Ängste.“

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