Smart Camp in Mönchengladbach Wenn Zocken auf dem Stundenplan steht

Odenkirchen · Zwei Tage lang haben sich Schüler des Gymnasiums in Odenkirchen bei einem Smart Camp mit den Themen Gaming und Gambling beschäftigt – und damit, wie das Ganze verantwortungsvoll umgesetzt werden kann.

 Sie stellten das Projekt vor: (v.l.) Oberbürgermeister Felix Heinrichs, BG300-Gründerin Simone Stein-Lücke, Stefan Kilpper von Westlotto und Schulleiterin Ariane Nübel-Can.

Sie stellten das Projekt vor: (v.l.) Oberbürgermeister Felix Heinrichs, BG300-Gründerin Simone Stein-Lücke, Stefan Kilpper von Westlotto und Schulleiterin Ariane Nübel-Can.

Foto: bauch, jana (jaba)

Die Frage ist nicht, ob sich Kinder und Jugendliche mit dem Internet und digitalen Medien auseinandersetzen, sondern nur ab wann sie das tun. Denn Fakt ist, dass Schüler, die Handys und soziale Medien nutzen, immer jünger werden. Das Smartphone gehört spätestens ab der fünften Klasse zum festen Repertoire.

Ein Leben ohne Smartphone? Für viele kaum mehr vorstellbar! Das zeigt auch eine Studie der DAK-Gesundheit und des Deutschen Zentrum für Suchtfragen am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). 58 Prozent der deutschen Jugendliche beschäftigen sich täglich oder zumindest mehrfach pro Woche mit Online-Games oder Sozialen Medien. Deswegen ist es umso wichtiger, dass sie frühzeitig einen verantwortungsvollen und reflektierten Umgang mit Spielen und Angeboten im Netz lernen. Sonst, so wissen Experten, lauern schnell eine Menge Gefahren, mit denen wohl kaum ein Teenager rechnet. Abzocken, Mobbing oder Suchtfallen sind nur einige wenige.

Beim sogenannten Smart Camp unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeisters Felix Heinrichs standen für die zehnten Klassen des Gymnasiums Odenkirchen an zwei Tagen die Themen Gaming und Gambling im Fokus. Fragen wie „Kann Gaming stressig sein?“ oder „Wie schütze ich meine Daten im Netz?“ wurden bei verschiedenen Workshops bearbeitet und zeigten den Jugendlichen Möglichkeiten, aber eben auch Grenzen und Gefahren auf. Kaum einer wusste, wie man unseriöse Angebote erkennt oder wie viel Suchtpotenzial soziale Medien oder Online-Games haben können.

„Man nimmt viel in den eigenen Alltag mit und sieht auch mal die Gefahren, mit denen man sich eigentlich nicht so auseinander setzt. Wir wissen jetzt, wie wir es bei unseren eigenen Kindern machen würden“, sagt Schüler Michael Wolters.

Entwickelt wurden die Smart Camps von der digitalen Bildungsinitiative BG3000 in Kooperation mit Westlotto und dem TÜV Rheinland. „Es liegt eine Riesenchance darin, sich die Faszination von Jugendlichen für Gaming zunutze zu machen und damit konstruktiv Lern- und Empathievermittlung zu betreiben“, erklärt BG3000-Gründerin Simone Stein-Lücke, die in den vergangenen sechs Jahren rund eine halbe Millionen Unterrichtsstunden an deutschen Schulen durch digitale Bildung ersetzt hat. „Kaum einer ist sich dem Stress, der Gefahr und auch den Wirtschaftsfallen bewusst, die das Internet und seine Angebote für die Heranwachsenden mit sich bringen können“, so Stein-Lücke. Man wolle die Schulen nicht verändern, man wolle mit den Smart Camps aber Hilfestellungen geben und die Schüler dort abholen, wo sie stehen. „Es geht nicht um Verbote, denn das Internet bringt auch so viel Gutes mit sich. Es geht um Regeln und um konstruktive Wissensvermittlung, damit das Bewusstsein für ein verantwortungsvolles Handeln geschult wird.“

„Hilfe zur Selbsthilfe“, resümiert Heinrichs. Ein kluges Konzept, an dem Bedarf besteht, findet auch die Direktorin des Gymnasiums, Ariane Nübel-Can. Im Schulalltag werden in ihrem und im Unterricht ihrer Kollegen ab dem siebten Schuljahr iPads eingesetzt. „Fast alle nutzen Instagram und Co.“, sagt sie. Doch kaum einer wisse, wie die Dienste sicher und besser genutzt werden können. Dabei ist es unabdingbar, dass Kinder frühzeitig erkennen, wie ein gesundes, ausgewogenes Leben im Netz aussieht und wie man Angebote klug nutzt.

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