„Senior-Experte“ aus Mönchengladbach So hilft „Mister Detlev“ Bankern in Moldawien

Mönchengladbach · Früher war er bei der Deutschen Bank, jetzt leistet der Gladbacher Hans-Detlev Speckmann Entwicklungshilfe – ehrenamtlich. In der Republik Moldau setzen Banker auf die Kenntnis des Senior-Experten.

 Hans-Detlev Speckmann aus Mönchengladbach ist einer von 12.000 ehrenamtlich agierenden Fachleuten beim „Senior Experten Service“.

Hans-Detlev Speckmann aus Mönchengladbach ist einer von 12.000 ehrenamtlich agierenden Fachleuten beim „Senior Experten Service“.

Foto: Kandzorra, Christian

Rund 2000 Kilometer von Mönchengladbach entfernt sind Finanzgeschäfte ein Abenteuer. Vor allem auf dem Land, da, wo Bewohner oft einen Kredit aufnehmen müssen, um sich Kleinigkeiten leisten zu können. Haushaltsgeräte wie einen Kühlschrank etwa, eine Reparatur ihres Hauses – oder Saatgut für die Felder, die sie bewirtschaften. Sogenannte Mikro-Finanzkassen vergeben in den Provinzen Moldawiens Kleinstkredite, oft nur über wenige Hundert Euro. „Als ich vor vier Jahren zum ersten Mal dort war, habe ich zum Teil abenteuerliche Filialen vorgefunden“, sagt der pensionierte Bankkaufmann Hans-Detlev Speckmann. „Es gab keine einheitlichen Möbel, zu wenig Einlagen, kein Marketing, keine vernünftigen Schilder, die überhaupt auf die Filialen hinwiesen.“ Auch Computer gehörten nicht zum Standard.

Inzwischen hat sich das geändert. „Mister Detlev“ hat gewirkt. So wird der Gladbacher vom Chef der Mikro-Finanzkasse in Moldawien genannt. „Mittlerweile ist er ein guter Freund, viele meiner Anregungen hat er umgesetzt“, berichtet Speckmann. Den Ehrenamtler erfüllt das mit Stolz: Der 72-Jährige sieht Fortschritte, kann erkennen, wie das Bankgeschäft professioneller wird. „Es macht einfach Spaß zu helfen“, sagt er nach vier Einsätzen in Moldawien. Weitere Besuche sollen folgen – als Fachmann des „Senior Experten Service“ will er im Frühjahr noch einmal dorthin reisen.

Der „Senior Experten Service“ ist eine gemeinnützige Gesellschaft, eine Stiftung der Deutschen Wirtschaft für internationale Zusammenarbeit, bei der 12.000 Experten registriert sind. Sie tragen Fachwissen aus 50 Wirtschaftszweigen in die Welt, um Entwicklungs- und Schwellenländer zu stärken. Zu den Trägern zählen Verbände, darunter der Deutsche Industrie- und Handelskammertag. Das Durchschnittsalter der Experten liegt bei 69 Jahren.

„Sie leisten vor Ort Hilfe zur Selbsthilfe“, bringt es Regionalbeauftragter Claus Obholzer bei der Regionalkonferenz des Experten-Services in den Räumen der Gladbacher IHK auf den Punkt. „Wir arbeiten eng mit dem ,Senior Experten Service’ zusammen, nicht zuletzt weil die Experten automatisch für berufliche Bildung werben“, sagt Petra Pigerl-Radtke von der IHK.

Hans-Detlev Speckmann kann auf viele Erfolge zurückblicken, und das nicht nur in Moldawien. Er ist seit 2005 „Senior-Experte“ und hat neun Einsätze im Ausland hinter sich, darunter in der Mongolei, Tadschikistan und Usbekistan. Besonders verbunden ist er durch die Folgeeinsätze jedoch mit Moldawien. „Bei der Mikro-Finanzkasse geht es heute um ganz andere Dinge als zu Beginn: um das Risikomanagement, um die Organisation der Kreditvergabe. Die Zahl der Filialen ist von fünf auf 20 gestiegen, die der Mitarbeiter von 15 auf 50“, berichtet er. Vor einigen Monaten habe eine große Tombola geholfen, mehr Einlagen zu bilden. All das ist auch der Beratung des des Gladbachers zu verdanken. Kontakt hält er über Skype, ab und zu analysiert er die Daten, die aus Moldawien kommen – und gibt hilfreiche Tipps, um den Betrieb weiter zu optimieren. Wenn mit dem Ex-Mitarbeiter der Deutschen Bank und der Finanzkasse „made in Moldova“ auch zwei Welten aufeinander prallen, so gebe es auch Parallelen: „Vom Grundsatz her funktionieren die Systeme gleich.“

Von der Hilfe profitieren nicht nur die Banker vor Ort, sondern auch die Bevölkerung, die die Kredite braucht. „In Moldawien gibt es viele Weinbauern“, sagt Speckmann. Viele bräuchten einen Kredit, um die Weinpflanzen zu kaufen. „Nach der Ernte zahlen sie den Kredit wieder zurück.“ Das System funktioniere gut, zumal für einen Mikro-Kredit immer zwei Garanten eintreten müssten.

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